Communisystems AG: Aufstieg in die Top Ten geplant

Digitalisierung ist ein Wachstumsmarkt. Davon profitiert auch die Communisystems AG.
Digitalisierung ist ein Wachstumsmarkt. Davon profitiert auch die Communisystems AG. © Communisystems AG

Die 2016 gegründete Communisystems AG will mit einer Buy and Build-Strategie und organischem Wachstum zu einem der größten Digitalisierungsanbieter für mittelständische Unternehmen und Konzerne aufsteigen. Dabei hilft die Unterstützung zweier Mittelständischer Beteiligungsgesellschaften (MBGen).
VON TORSTEN HOLLER

In seinem Leben als Angestellter hatte Ralf Heipmann alles erreicht. „Ich war zuletzt in einer Businesseinheit bei Siemens für 1.000 Mitarbeiter und rund 350 Mio. EUR Umsatz verantwortlich.“ Für Heipmann, der gerade 50 geworden war, ein Grund, über sein bisheriges Berufsleben zu reflektieren: „Ich wollte noch einmal etwas Neues probieren.“ Den Impuls dazu lieferte dem früheren Siemens-Manager die Deutsche Telekom: Diese plante die Umstellung der bisherigen ISDN-Anlagen auf die internet- basierte IP-Telefonie. „Hier wollten wir die Kunden unterstützen und ihre davon abhängigen Systeme, wie Video-, Alarm- und Brandmeldeanlagen sowie Zugangssysteme oder Kälteanlagen, auf die neuen Bedingungen einstellen. Wir sind bis heute die Einzigen, die einen solchen Rundumservice in diesem Bereich anbieten.“ 2016 gründete Heipmann die Communisystems AG; ein Jahr später nahm er zu 20% die MBG Sachsen als Gesellschafter ins Boot. „In dieser Konstellation erreichten wir sehr viel Reputation am Markt, das bürgt für Seriosität. Gleichzeitig konnten wir von Anbeginn die Grundlage für eine spätere Holdingstruktur schaffen.“ Zeitgleich gab die MBG Sachsen noch einmal eine stille Beteiligung dazu, über deren Höhe Stillschweigen vereinbart wurde. „Uns haben die Person des Gründers, der selbst auch Kapital aus dem eigenen Vermögen eingebracht hat, und die Perspektiven im Bereich der Digitalisierung überzeugt, selbst als Investor bei der Communisystems AG einzusteigen“, sagt Tobias Voigt, Teamleiter Direktbeteiligungen und Start-up-Investments bei der MBG Sachsen.

IP-Umstellung als Türöffner beim Kunden

Mit dieser finanziellen Basis und der IP-Umstellung als Türöffner kamen bald die ersten Großkunden: So ließ eine Handelskette nach fünf Pilotstandorten nunmehr das gesamte Netz mit seinen 1.200 Filialen umrüsten. Wenig später traf ein Großauftrag von einem Versicherungskonzern ein, bei dem es um 8.000 Standorte ging. Auch die Telekom unterstützten die Leipziger seit 2018. Ein speziell ausgebildetes Team im hauseigenen Servicedesk nimmt sich der technischen Probleme der Telekom-Kunden an. Schnell wuchs das Unternehmen auf einen Millionenumsatz mit mehr als 60 Mitarbeitern. Dabei beobachtete Heipmann weiter den Markt: „Wir waren uns mit der MBG Sachsen einig, dazuzukaufen, wenn sich etwas Passendes ergibt.“ So entdeckte er die HuP-System Integration (hup-si) GmbH aus dem sachsen-anhaltinischen Aschersleben. Deren Gesellschafter René Grzega entschied sich für den Verkauf, da er noch ein zweites Unternehmen besaß. Aufgrund wettbewerbsrechtlicher Beschränkungen musste er sich auf einen Betrieb konzentrieren.

Die Communisystems AG strebt starkes Wachstum in Deutschland an.
Die Communisystems AG strebt starkes Wachstum in Deutschland an. © Communisystems AG

MBG Sachsen holte die anhaltinischen Kollegen ins Boot. Für den Unternehmenskauf tüftelten die MBG Sachsen und Heipmann ein interessantes Beteiligungsmodell aus: „Weil wir als MBG grundsätzlich nur in unserem eigenen Bundesland tätig sein dürfen, haben wir die Kollegen aus Sachsen-Anhalt angesprochen“, sagt Voigt. An dieser Stelle kam dann Harriet Krzyzowski, Beteiligungsmanagerin bei der MBG Sachsen-Anhalt, ins Spiel. „Mittels einer stillen Beteiligung der MBG wurde aufgrund des Regionalprinzips der hup-si GmbH Kapital zur Verfügung gestellt, das diese als Darlehen an den Gesellschafter Communisystems AG weiterreichen konnte“, schildert Krzyzowski den eher ungewöhnlichen Transaktionsprozess. Damit erwarb Heipmann das sachsen-anhaltinische Unternehmen zu 100%, war somit mit einer eigenständigen GmbH im benachbarten Bundesland tätig und veräußerte umgehend 10% der Anteile an die MBG Sachsen-Anhalt. „Mit dieser Konstellation zweier Mittelständischer Beteiligungsgesellschaften bin ich sehr zufrieden“, sagt Heipmann. „Unser Ziel ist es, eine starke Beratungsgesellschaft für Digitalisierung aufzubauen“, so Voigt und Krzyzowski unisono. Heipmann setzt noch einen drauf: „In fünf Jahren will ich 500 Mitarbeiter haben und in den Top Ten in Deutschland sein.“ Um das Wachstumstempo beizubehalten, soll noch in diesem Jahr ein weiteres Unternehmen aus der Region dazugekauft werden.


Interview mit Ralf Heipmann, Gründer und Vorstand Communisystems AG: „Eins und eins kann mehr als zwei ergeben“

Unternehmeredition: Herr Heipmann, Sie geben knapp vier Jahre nach der Gründung Ihres Unternehmens ein hohes Tempo vor und haben eine erste Akquisition getätigt. Da wird man schon mal von den Banken gefragt. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Ralf Heipmann:
Wir haben uns in diesem Jahr nach geeigneten Zukäufen umgese-
hen – möglichst nach solchen, bei denen eins und eins mehr als zwei ergeben kann.
Das heißt für mich: die Portfolioergänzung bei unseren Angeboten, mehr Service für
neue und Bestandskunden, aber auch die Übernahme eines qualifizierten Mitarbei-
terstamms. Damit können wir noch besser auf organisches Wachstum setzen.

Ralf Heipmann, Gründer und Vorstand, Communisystems AG

Unternehmeredition: Nun könnte ausgerechnet der schleppende Breitbandausbau mit Glasfaser in Deutschland viele Unternehmen bei ihren Digitalisierungsbestrebungen behindern, weil ihnen nicht genug Bandbreite im Gigabitbereich zur Verfügung steht. Hemmt das nicht die Entwicklung Ihres Unternehmens?
Heipmann: Das kann passieren. Deshalb ist es wichtig, dass die Politik schnell die entsprechenden Rahmenbedingungen verbessert, damit die passende Infrastruktur entsteht. Glasfaser muss ebenso selbstverständlich sein wie Elektrizität, Wasser oder Straßen. Aber bis dahin finden wir auch kreative Lösungen für unsere Kunden, etwa durch Richtfunk.

Unternehmeredition: Sie werden in wenigen Monaten 55 Jahre alt. Da wird man schon mal von den Banken gefragt, ob man seine Nachfolge geregelt hat. Wie sieht die Zukunft bei Ihnen aus?
Heipmann: Ich will schon noch bis weit über 65 an Bord bleiben. Mir macht das Arbeiten
Spaß. Aber es ist richtig, dass man schon jetzt an die Zukunft denken muss. Das
heißt für mich, bei unseren jüngeren Mitarbeitern nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten, die in ein paar Jahren ins Management einsteigen und die Geschäftsanteile übernehmen könnten, weil sie Lust haben, ebenso wie ich eine unternehmerische Laufbahn zu starten.


Kurzprofil Communisystems AG

Branche: Telekommunikation
Firmensitz: Leipzig
Mitarbeiter: 85
Umsatz 20
20: 7 Mio. EUR

Diese Fallstudie ist erschienen in der Unternehmeredition 3/2020.

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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