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Wirtschaftsprognosen werden nach unten korrigiert

Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Während die deutsche Wirtschaft immer noch durch die Folgen der Coronapandemie beeinträchtigt ist, bremst der Ukrainekrieg den Wirtschaftsaufschwung zusätzlich. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2022 nur um 1,75% zulegen, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Mit dieser unerfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.

Mit dieser aktualisierten Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben sich die Wachstumsaussichten halbiert: Produktionsstörungen, steigende Preise und vielfältige Verunsicherungen bremsen die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. 2023 wird das BIP nach Schätzungen der IW-Experten voraussichtlich um rund 2,75% zulegen. Die höheren Kosten für Energie, Lebensmittel und Agrarprodukte werden laut den IW-Konjunkturforschen dafür sorgen, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um gut 6% steigen werden. Für 2023 rechnet das IW mit einer deutlich niedrigeren Inflationsrate von rund 3%. Trotz dieser Belastungen bleibe der Arbeitsmarkt robust.

Auch die KfW senkt ihre Prognose

Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sieht in ihrer aktuellen Prognose, dass die Bremseffekte der Pandemiemaßnahmen in Deutschland nachlassen und sich die kontaktintensiven Dienstleistungen erholen. Gleichzeitig aber verlängere der russische Angriffskrieg die globalen Materialengpässe und treibe die Energiekosten in die Höhe und belaste dadurch die private Kaufkraft. Zusätzlich würden die Auswirkungen der No-Covid-Politik Chinas mit dem strikten Lockdown die ohnehin gestörten globalen Lieferketten weiter stressen. KfW Research senkt aufgrund dieser Entwicklung seine Wachstumsprognose für Deutschland auf um die Hälfte von 3,2% auf 1,6%. Im Jahr 2023 dürfte die deutsche Wirtschaft nun sogar nur um 1,2% − im Gegensatz zur letzten Schätzung, die bei +2,9% lag.

Im Jahresdurchschnitt 2022 dürfte sich die Inflationsrate laut KfW bei 6,3% einpendeln. „Der ehemals erhoffte kräftige Aufschwung erstickt im Würgegriff des Krieges. Mit einer durchgreifenden konjunkturellen Belebung ist, anders als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erwartet, erst wieder zu rechnen, wenn die hemmenden Faktoren nachlassen. Wegen des Krieges werden die Energiepreise längerfristig hoch sein und so die Kaufkraft belasten. Außerdem kann es wegen Chinas strikter Lockdowns selbst bei kleinen Coronaausbrüchen immer wieder zu zusätzlichen Störungen in den globalen Lieferketten kommen. Für den Rest des Jahres erwarte ich deshalb nur moderat positive Quartalswachstumsraten in Deutschland“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Deutscher Servicesektor wächst

Die Erholung des Servicesektors in Deutschlands von den Folgen der Corona-Lockdowns wirkt sich nach einer Erhebung der Wirtschaftsforscher von S&P Global weiter positiv aus. Die deutsche Wirtschaft sei auch im Mai weiter im Aufschwung. Allerdings würde die Nachfrage aufgrund von Preissteigerungen und Lieferproblemen unter Druck geraten, so dass es einen Rückgang des Auftragseingangs in der Industrie gibt. Der Inflationsdruck bleibt nach den Erhebungen von S&P Global zwar stark, er habe sich aber gegenüber dem Vormonat abgeschwächt. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert: „Wie die Mai-Zahlen zeigen, hat die Erholung des Servicesektors von den Corona-Lockdowns der deutschen Wirtschaft abermals starken Rückenwind verliehen und dafür gesorgt, dass sie auf Wachstumskurs geblieben ist. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist waren nach wie vor gedämpft, da die erhöhte Unsicherheit, die stark steigenden Preise und die Unterbrechungen der Lieferketten die Nachfrage beeinträchtigen. Sie stellen damit ein Risiko für den Ausblick − vor allem im Industriesektor − dar.“

Exporterwartungen steigen

Bessere Nachrichten gibt es von den deutschen Exporteuren, denn dort hat sich die Stimmung aufgehellt. Die ifo-Exporterwartungen sind gestiegen, auch wenn die deutsche Industrie aber weiter vorsichtig bleibe. „Logistikprobleme stellen weiterhin eine große Belastung dar. Eine große Dynamik bei den Ausfuhren zeichnet sich im Moment nicht ab“, erklärt dazu Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Auch in der Autoindustrie hätten sich die Exportaussichten wieder erholt. Allerdings würden die Hersteller im Moment mit keinen größeren Zuwächsen bei den Auslandsumsätzen rechnen. Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen und im Maschinenbau herrscht laut ifo jeweils vorsichtiger Optimismus.

Umsätze im Einzelhandel unter Vorkrisenniveau

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Coronapandemie und des russischen Krieges in der Ukraine erreichen die Umsätze und Kundenfrequenzen im Einzelhandel ihr Vorkrisenniveau bislang nicht. Das zeigt eine aktuelle bundesweite Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter mehr als 700 Handelsunternehmen. Demnach sind weiterhin insbesondere der Non-Food-Handel und innerstädtische Geschäfte von niedrigen Umsätzen und Frequenzen betroffen. „Der Einzelhandel bleibt im Krisenmodus. Während die Pandemie noch nicht vorbei ist, stellen die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine die Branche vor zusätzliche Herausforderungen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Trotz leichter Erholungseffekte und des Wegfalls vieler Coronamaßnahmen seien bislang weder die Umsätze noch die Kundenfrequenzen im Handel auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Die Umsätze im stationären Non-Food-Handel hätten zuletzt durchschnittlich 13% Prozent unter dem Vorkrisenniveau gelegen.

Konsumklima weiter auf niedrigem Niveau

Das Konsumklima in Deutschland, das von der GfK monatlich erhoben wird, verharrt weiter auf niedrigem Niveau. Für Juni wird nach dem Absturz in den beiden vergangenen Monaten weiter ein deutlich negativer Wert erwartet, da der Krieg in der Ukraine und die Inflation auf die Stimmung der Verbraucher drücken. „Damit verbessert sich das Konsumklima zwar geringfügig, die Konsumstimmung ist aber nach wie vor an einem absoluten Tiefpunkt“, erklärt dazu Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. Konjunktur- und Einkommenserwartungen liegen nach der GfK-Studie weiter im negativen Bereich. Als Folge schwacher Konjunktur- und Einkommensaussichten bleibe auch die Konsumneigung der Verbraucher spürbar gedämpft. Hohe Preise für Energie und Lebensmittel sorgen dafür, dass entsprechend weniger Geld für andere Anschaffungen zur Verfügung steht.

Weniger Firmen wollen die Preise erhöhen

Das ifo Institut rechnet mit einem allmählichen Abflauen der Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte. In einer Befragung im Mai sank erstmals seit Monaten der Anteil der Firmen, die ihre Preise in den kommenden drei Monaten erhöhen wollen. Er fiel auf 57,8 Punkte, von 61,8 im April. „Das ist immer noch der zweithöchste Wert seit 2005. Aber die Tendenz spricht dafür, dass die Monatsraten der Inflation in der zweiten Jahreshälfte von über 7% auf unter 6% sinken werden, wenn auch nur sehr langsam. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit rund 6%“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

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