Dank der anhaltend rasanten Erholung verzeichnete die deutsche Wirtschaft nach den aktuellen Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts IHS Markit ein neues Rekordwachstum. Die anziehende Nachfrage und zunehmende Kapazitätsengpässe sorgten überdies dafür, dass die Beschäftigtenzahlen so stark zulegten wie nie zuvor. Mit dieser sehr erfreulichen Nachricht beginnen wir unseren Überblick über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.
Der IHS Markit Flash Index legte gegenüber Juni um 2,4 Punkte auf 62,5 zu. Dies sei der höchste Wert seit Beginn der eigenen Erhebung der Daten aus Industrie und Servicesektor im Januar 1998. Die entscheidenden Wachstumsimpulse seien vom Servicesektor ausgegangen, wo die Geschäfte aufgrund der gelockerten Corona-Restriktionen und der anziehenden Nachfrage so gut liefen wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung dieser Daten.
EZB hebt Wachstumsprognose an
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Prognose für das laufende Jahr angehoben. Das Wirtschaftswachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone soll auf 4,7% steigen. Im Frühjahr waren die Volkswirte der EZB noch von einem Wert von 4,2% ausgegangen. Auch für das Jahr 2022 rechnet die EZB mit einem höheren Wachstum von 4,6%, die alte Prognose lag bei 4,1%. Die EZB veröffentlicht vier Mal im Jahr eine Konjunkturprognose auf der Basis einer Befragung von Volkswirten.
Ifo-Index sinkt leicht
Bundesbank sieht weiter Wirtschaftswachstum
Nach dem aktuellen Monatsbericht der deutschen Bundesbank hat die Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal zugenommen. Getragen wurde die Erholung laut Bundesbank zum großen Teil vom Dienstleistungssektor. Die Lockerungen der Corona-Auflagen hätten ab Mai zu einem kräftigen Anstieg der Aktivitäten geführt. Anders sieht es im Industriesektor aus, denn dort bremsen anhaltende Lieferengpässe bei Vorprodukten die Produktion. Besonders in der Automobilindustrie komme es deshalb zu erheblichen Einbußen bei der Fertigung. Wenn sich die insgesamt aber erfreuliche Entwicklung fortsetze, dann könnte das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland schon im dritten Vierteljahr sein Vorkrisenniveau wieder erreichen.
Nachfrage nach Krediten sinkt
Die Nachfrage nach Bankkrediten verharrt nach einer Analyse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weiterhin auf schwachem unterdurchschnittlichem Niveau. Der Anteil der Mittelständler, die im zweiten Quartal Kreditverhandlungen mit ihren Banken führten, reduzierte sich um rund 1% auf 19,5%. Das sei der niedrigste Wert seit Beginn der Befragung für die KfW-ifo-Kredithürde im Jahr 2017. Auch bei den Großunternehmen sei der Anteil auf einen Wert von 27,7% abgesunken. Als Grund für diese Entwicklung sehen die KfW-Experten die fehlende Planungssicherheit für Unternehmen. Angebotsengpässe durch Lieferengpässe und die drohende vierte Corona-Welle erschweren den Betrieben eine langfristige Prognose und verhindern damit Investitionsentscheidungen.