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Wirtschaftsprognosen: Alles gar nicht so schlimm?

Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Die Inflationsrate in Deutschland wird im Dezember 2022 voraussichtlich 8,6% betragen. Damit scheint der unaufhaltsame Anstieg gebremst – auch wenn das Niveau weiter hoch ist. Mit diesen gemischten Nachrichte beginnen wir die Übersicht über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) erklärt den aktuellen Rückgang der Inflation unter anderem mit der Dezember-Soforthilfe für die Energieabschlagszahlungen. Zudem ist auf breiter Front erkennbar, dass die Preise für Energie weiter absinken. In den vergangenen drei Monaten hatte die Preissteigerung zweistellige Werte erreicht. Für das Gesamtjahr rechnet Destatis mit einer Inflationsrate von 7,9% – das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Verschiedene Wirtschaftsforschungsinstitute haben für das laufende Jahr Werte von rund 5% prognostiziert.

Weniger Materialengpässe in der Industrie

Die Materialknappheit in der Industrie hat sich merklich entspannt. Im Dezember berichteten darüber 50,7% der befragten Firmen und damit rund zehn Prozent weniger als noch im November. Dies ist der dritte Rückgang in Folge. Das geht aus der aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Eine Auflösung der Engpässe scheint sich nun in vielen Branchen abzuzeichnen. Dies wird die Konjunktur in den kommenden Monaten stützen. Abhängig von der Entwicklung der Corona-Lage in China kann es aber auch wieder zu Rückschlägen bei den Engpässen kommen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. In nahezu allen Branchen der Industrie sei die Anzahl der Firmen mit Materialengpässen gesunken. Die aktuellen Werte würden jedoch immer deutlich über ihren langfristigen Mittelwerten liegen. Am stärksten seien weiterhin der Maschinenbau und die Automobilbranche betroffen.

Dienstleister mit besseren Aussichten

Die Geschäftstätigkeit im Servicesektor Deutschlands ist nach einer Befragung von S&P Global im Dezember weniger stark geschrumpft als zuletzt. Dies sei ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Abwärtstrend in der größten Volkswirtschaft der Eurozone verlangsamt habe. Derweil sei der Preisdruck zwar hoch, er entfernte sich aber weiter von den Höchstwerten der jüngsten Vergangenheit. Auch die Stimmung der Betriebe hellte sich den dritten Monat in Folge auf. Wo Wachstumseinbußen verzeichnet wurden, lag dies laut Befragten zumeist an der rückläufigen Nachfrage. Darüber hinaus hätten sich die wirtschaftliche Unsicherheit sowie die steigenden Preise und Zinsen in diesem Zusammenhang ebenfalls negativ ausgewirkt. Tatsächlich hätten die Neuaufträge erneut merklich abgenommen. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: „Der deutsche Dienstleistungssektor verharrte auch im Dezember in der Schrumpfungszone. So machten die horrende Inflation, die verschärften Finanzierungskonditionen und die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit den Branchenakteuren erneut zu schaffen. Erfreulicherweise hat der Abwärtstrend an Fahrt verloren, was zusammen mit dem verlangsamten Rückgang der Industrieproduktion zum Jahresende hin Anlass zur Hoffnung darauf gibt, dass eine mögliche Rezession milder ausfallen könnte, als zunächst befürchtet.“

Lage der Autoindustrie etwas besser

Die Geschäftslage der deutschen Autohersteller und ihrer Zulieferer bleibt im Dezember angespannt. Das geht aus der aktuellen ifo-Umfrage hervor. Im Dezember sei der entsprechende Indikator auf plus 1,5 Punkte gestiegen, nach minus 1,5 im November. „Die deutsche Autoindustrie insgesamt scheint heute besser aufgestellt zu sein als im Spätsommer 2022“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. Dennoch bleiben die Erwartungen für die kommenden Monate zurückhaltend. Noch im September hatte die Autobranche eine massiv einbrechende Ertragslage für das zweite Halbjahr erwartet. Vor allem bei den Autoherstellern komme die Zuversicht zurück. Die Nachfrage ist laut ifo-Befragungen weniger zurückgegangen als im November. Die Auftragslage stabilisiere sich und die Hersteller waren deutlich zufriedener mit ihrem Auftragsbestand. Die Situation unter den Zulieferern bleibe jedoch angespannt. Die Indikatoren für Lage und Geschäftserwartungen blieben auch im Dezember im Negativen.

Abwärtstrend schwächt sich ab

Zum Jahresende hat sich nach einer Untersuchung von S&P Global der Abwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe weiter abgeschwächt. Dies habe vor allem an den reibungsloser funktionierenden Lieferketten gelegen. Angesichts der verbesserten Angebotslage sei der Preisdruck in der gesamten Branche zudem deutlich zurückgegangen. Die Geschäftsaussichten hellten sich laut S&P zwar merklich auf, blieben unterm Strich aber weiterhin negativ. Die schleppende Nachfrage sei hier nur einer der Faktoren, die die Stimmung drückten. Dass sich die Situation bei der Zulieferung mit Rohmaterialien weiter entspannt hat, werde besonders durch den positiven Trend bei den Lieferzeiten unterstrichen. Diese verkürzten sich nicht nur den zweiten Monat hintereinander, sondern auch so deutlich wie seit Dezember 2019 nicht mehr.

Dennoch fuhren viele Hersteller – insbesondere die von Vorleistungsgütern – ihre Fertigung weiter zurück, meist aufgrund rückläufiger Neuaufträge. So schlug laut der S&P-Befragung insgesamt bei den Auftragseingängen im Berichtsmonat zum neunten Mal hintereinander ein Minus zu Buche. Auch die Exportneuaufträge seien aufgrund der Nachfrageflaute in China und Europa deutlich zurückgegangen. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: „Zum Jahresende hat sich die Stimmung in Deutschlands Industrie etwas aufgehellt. So zeigen die jüngsten PMI-Daten, dass die Produktion weniger stark gedrosselt wurde und die Hersteller etwas weniger besorgt in die Zukunft blicken. Aus den Umfrageergebnissen geht des Weiteren hervor, dass in erster Linie die verbesserte Materialverfügbarkeit dazu beitrug, dass es in der Fertigung vielerorts flüssiger lief.

Lieferengpässe gehen zurück

Die Nachschubprobleme im Einzelhandel haben etwas nachgelassen. Das geht aus einer Umfrage des ifo Instituts hervor. 62,2% der Betriebe beklagten im Dezember Lieferengpässe, nach 71,1%. Zudem habe der Pessimismus unter den Einzelhändlern mit Blick auf die kommenden Monate weiter abgenommen. „Die Entspannung kommt für viele Händler genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt der Leiter der ifo Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Dennoch wird es weiterhin Lücken in den Regalen geben.“ Merklich entspannt hat sich die Situation bei den Spielwarenhändlern und Fahrradhändler sowie dem Bekleidungseinzelhandel. Der Handel mit Unterhaltungselektronik sei weiterhin am stärksten betroffen. Nahezu alle Händler berichteten hier von Lieferengpässen. Problematisch bleibe die Situation auch für den Autohandel und den Handel mit Haushaltsgeräten.

 

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