Wirtschaftsleistung sinkt erstmals seit zehn Jahren

Wirtschaftsleistung sinkt
(c) Volodymyr

Das neue Jahr beginnt mit neuen Wirtschaftsprognosen von Forschungsinstituten, Experten und Statistikern. Erstmalig nach zehn Jahren Wachstum ist 2020 die Wirtschaftsleistung in Deutschland gesunken – und dann gleich um 5%. 

Bruttoinlandsprodukt sinkt um 5%

Einen deutlichen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) hat heute das Statistische Bundesamt (Destatis) vermeldet. Nach den neuesten Berechnungen sank der preisbereinigte Wert für 2020 um 5% gegenüber dem Vorjahr. Die Experten sprechen von einer „tiefen Rezession“ – vergleichbar mit der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008/2009. Damals lag der BIP-Rückgang bei 5,7%. Seit 2010 hatte es dann nur positive Werte für die BIP-Entwicklung gegeben.

Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen nach Aussage vom Destatis nahezu alle Wirtschaftsbereiche. Im Produzierenden Gewerbe sank die Wirtschaftsleistung um 9,7% – im Verarbeitenden Gewerbe sogar um 10,4%. Ebenfalls erheblich waren die Rückgänge mit -6,3% in den Dienstleistungsbereichen wie Handel, Verkehr und Gastgewerbe.

Wirtschaftsleistung geht weltweit zurück

Die Weltbank rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,3%. Nach diesem Einbruch soll sich nach Einschätzung des Instituts die Wirtschaft im Jahr 2021 erholen. Die Wirtschaftsleistung werde voraussichtlich um vier Prozent wachsen, heißt es in der aktuellen Prognose. Dies sei aber nur möglich, wenn die Impfungen gegen Covid-19 im großen Umfang erfolgen.

Produktion in Deutschland steigt an

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nahm die Produktion im Produzierenden Gewerbe im November im Vergleich zum Vormonat um 0,9% zu. Die Industrie und das Baugewerbe verzeichneten Zuwächse von 1,2% bzw. 1,4%. Im Zweimonatsvergleich Oktober/November gegenüber August/September erhöhte sich die Produktion im Produzierenden Gewerbe um 5,0%. In der Industrie stieg der Ausstoß um 5,4%. Der Ausblick für die Industriekonjunktur bleibt angesichts des verschärften Lockdowns zwar verhalten, aber die Auftragslage und die Stimmung in den Unternehmen haben sich zuletzt verbessert.

Exporte nehmen zu

Die Exporte der deutschen Industrie sind im November nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes bereits den siebten Monat in Folge gewachsen. Besonders das boomende China-Geschäft ließ die Ausfuhren um 2,2% wachsen. Trotz des Wachstums liegen die deutschen Exporte um fast 5% unter dem Niveau von Februar 2020 – dem Monat vor Beginn der Corona-bedingten Einschränkungen.

Autobranche wird etwas optimistischer

Bei den deutschen Autoherstellern und ihren Zulieferern laufen die Geschäfte schlechter. Nach einer Befragung des ifo-Instituts bewerteten die Firmen ihre Lage mit minus 5,4 Punkten, nach plus 5,0 Punkten im November. Allerdings blicken die Unternehmen auf das nächste halbe Jahr: Der Wert für die Erwartungen stieg auf plus 10,1 Punkte, nach minus 1,6 Punkten im November. „Die Autobauer und ihre Zulieferer spüren den neuerlichen Lockdown, sie setzen aber auf Nachholeffekte“, sagt der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Familienunternehmer sind besorgt

Deutsche Familienunternehmen blicken besorgt ins neue Jahr: Nur 46% von ihnen gehen von einer positiven Entwicklung ihres operativen Geschäfts aus. Das ergibt eine Umfrage unter rund 1.000 Mitgliedern der Verbände DIE FAMILIENUNTERNEHMER und DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Dennoch wollen die Familienunternehmer an ihren Mitarbeitern festhalten. 53% wollen die Zahl der Arbeitsplätze konstant halten, nur 16% planen einen Abbau. Immerhin 26% der Betriebe planen, 2021 mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Im Vorjahr waren es allerdings noch 33%. Auf die Frage nach den größten Sorgen mit Blick auf das Jahr 2021 stehen Steuererhöhungen mit 71% ganz oben. Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbands DIE FAMILIENUNTERNEHMER: „Deutschland gehört nach wie vor zu den Ländern mit den höchsten Steuern und Sozialabgaben. Noch stärker als Krisenängste führen Steuererhöhungsankündigungen zu einer Investitionszurückhaltung, wodurch die deutsche Wirtschaft weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren wird.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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