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„Wir wollen doppelt so schnell wachsen wie der Markt“

Im Schwarzwald zu Hause, weltweit unterwegs. Mit Armaturen und Brausen will Hansgrohe kräftig zulegen. Im Interview spricht Vorstandschef Thorsten Klapproth über Innovationen, den neuen Logistik-Hub in Offenburg und den chinesischen Markt. 

Unternehmeredition: Herr Klapproth, bei Hansgrohe haben Sie ein Strahllabor und ein ausgeklügeltes Innovationsmanagement. Ist das notwendig? Schließlich entwickeln Sie doch keine Hightech-Artikel, sondern Armaturen und Brausen für Bäder und Küchen.

Klapproth: Wir haben eine schwäbische Tüftlermentalität. Bei uns wurde die Duschstange erfunden und so mit einfachen Mitteln ein großes Problem gelöst. Unter Klaus Grohe, dem Sohn des Gründers, wurde zudem die erste Multispray-Handbrause mit drehbarem Duschkopf entwickelt. Aber wir ruhen uns nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus, sondern übertragen das Tüfteln in die Zukunft. Wir sind Innovationsführer und wollen dies auch bleiben. In unserem Strahllabor denken wir unter anderem darüber nach, wie Wasserstrahlen auf der Haut wirken.

Warum ist das wichtig?

Weltweit bekannt: Duschköpfe von Hansgrohe. (© Hansgrohe SE)

Je mehr Wasser auf die Haut kommt, desto schöner ist das Gefühl. Je weniger Wasser man dabei verbraucht, desto besser. Wir reichern den Wasserstrahl mit Luft an, sodass man das Gefühl hat, dass extrem viel Wasser auf die Haut kommt, obwohl dem eigentlich nicht so ist. Der Kundennutzen steht im Mittelpunkt, gleichzeitig gilt es die Ressource Wasser so effizient wie möglich einzusetzen.

Sie machen Mitarbeiter zu Innovatoren. Mit eigenen Vorschlägen sollen sie an der Produktentwicklung partizipieren. Wie setzen Sie das um?

Unsere Mitarbeiter sind innovativ und ihre Patente finden sie in unseren Produkten. Wir geben genügend Freiraum, damit sich die Mitarbeiter entfalten können. Oft kommen die besten Ideen aus schon verworfenen.

Der Erfolg scheint Ihnen recht zu geben. Das Jahr 2014 war für Hansgrohe ein sehr erfolgreiches. Wie läuft es 2015?

Wir werden weiter zulegen. Unser Ziel ist es, doppelt so schnell zu wachsen wie der Markt. Dieser legt zwischen 2,5 und 3,5 Prozent jährlich zu.

Ihre Gewinnmargen sind zweistellig. Spüren Sie keinen Druck?

Den kriegen wir von allen Seiten zu spüren. Das Material wird teurer, die Kunden anspruchsvoller und die Konkurrenz schläft auch nicht. Die Kunst ist es, eine Preisbereitschaft über innovative Produkte zu erzeugen. Das muss nicht immer eine Raketentechnik sein.Im Schwarzwald zu Hause, weltweit unterwegs. Mit Armaturen und Brausen will Hansgrohe kräftig zulegen. Im Interview spricht Vorstandschef Thorsten Klapproth über Innovationen, den neuen Logistik-Hub in Offenburg und den chinesischen Markt. 

Reicht das derzeitige Sortiment aus, um auch künftig Marktanteile auszubauen?

Es gibt weltweit Potenzial, um unser angestammtes Geschäft weiter auszubauen. Wir werden uns bei einer möglichen Erweiterung des Produktprogramms am Fluss des Wassers durch das Haus orientieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir künftig aktiver werden, bevor das Wasser in eine Armatur fließt. Auch der Wasserabfluss und die Wasserwiedergewinnung könnten künftig mehr in den Fokus rücken.

Hansgrohe ist global tätig und hat mit Masco seit 30 Jahren einen US-amerikanischen Investor an Bord, der 68 Prozent hält. Dennoch ist das Unternehmen im Schwarzwald verwurzelt. Wie passt das zusammen?

Armatur von Hansgrohe: Funktionalität steht im Vordergrund. (© Hansgrohe SE)

Bestens. Vor 114 Jahren wurde das Unternehmen in Schiltach gegründet. Zukunft braucht Herkunft. Das heißt, wir sind auf der Höhe der Zeit und kennen die aktuellen Bedürfnisse unserer Kunden sehr gut. Der Kontrast zwischen dem scheinbar gemütlichen Schwarzwald und der Art, wie wir hier arbeiten, könnte größer kaum sein. Für Hansgrohe arbeiten weltweit fast 4.000 Mitarbeiter, die mit Innovationsfreude und Leidenschaft für unsere Produkte brennen. Diese Leidenschaft ist an allen Standorten zu spüren.

Sie sind dem Schwarzwald treu. Das zeigt sich auch mit der Erweiterung Ihres neuen Logistikzentrums. 30 Mio. Euro investieren Sie an Ihrem zweiten Standort, Offenburg. Wie kommen Sie voran?

Wir liegen auf Kurs. Der Betonboden ist gegossen, die ersten Säulen stehen. Mit dem Bau holen wir die Beschaffungs-, Produktions- und Kundenlogistik wieder unter ein Dach. Das Ziel der Erweiterung unseres Logistikzentrums ist, vor allem den Lieferservice für unsere Kunden weiter zu verbessern. Ende 2016 soll der Erweiterungsbau in Offenburg fertig sein.

Ist Offenburg als Logistikstandort nicht zu teuer?

Es ist immer eine Frage der Produktivität und der Wertschöpfung. Sicher haben wir hier hohe Lohnkosten. Wir tun jedoch auch sehr viel, um mit Effizienzprogrammen unsere Kostenpositionen zu minimieren. Unser Lager in Offenburg ist stark automatisiert.Im Schwarzwald zu Hause, weltweit unterwegs. Mit Armaturen und Brausen will Hansgrohe kräftig zulegen. Im Interview spricht Vorstandschef Thorsten Klapproth über Innovationen, den neuen Logistik-Hub in Offenburg und den chinesischen Markt. 

Spüren Sie den viel zitierten Fachkräftemangel?

Aktuell haben wir keinen Mangel an Fachkräften in unseren Werken. Wichtig ist für uns, dass wir auch als Arbeitgeber als Premiummarke gesehen werden. Sicherlich ist es einfacher, Mitarbeiter für den Standort Offenburg als für Schiltach zu rekrutieren. Deswegen macht es für uns Sinn, diesen Standort weiter auszubauen und ihn nicht nur für die Produktion und Logistik zu nutzen.

Auch in China haben Sie ein eigenes Werk. Spüren Sie dort die Abkühlung der Konjunktur?

Regendusche: Hansgrohe tüftelt an immer neuen Möglichkeiten, Wasser auf die Haut zu bringen. (© Hansgrohe SE)

In China haben wir zwar nicht mehr das Wachstum, wie wir es vor einigen Jahren gesehen haben, es bleibt dennoch beim Wachstum. Hoffnung macht uns, dass die Chinesen erkennen, dass sie in den Mittelstand investieren müssen, etwa in den Bau von Drei- und Vier-Sterne-Hotels, die dann hoffentlich unsere Produkte auswählen. Unser Vorteil ist, dass wir vor Ort eine Fabrik für den chinesischen Markt gebaut haben.

Markenartikler werden in China immer noch Opfer von Plagiaten. Zuletzt erwischte es die Drogeriekette dm. Ein Ladengeschäft samt Slogan wurde in Shenyang eins zu eins kopiert. Wie sieht es bei Hansgrohe aus?

Wir sehen gefälschte Produkte vor allem auf den großen Messen, wie der ISH in Frankfurt und der KBC in Shanghai. Eigentlich ist es eine Anerkennung dafür, wie gut wir sind, allerdings kostet das Umsatz. Mittlerweile gibt es in China ein größeres Rechtsverständnis, sodass Nachahmungen verfolgt werden. Ein Grund dafür ist, dass innovative, chinesische Unternehmen seit Kurzem auch häufiger von anderen kopiert werden.

Wie stark ist die Konkurrenz dort?

Die Wettbewerber sind die gleichen wie im Rest der Welt. Auch chinesische Wettbewerber sind nicht zu unterschätzen. Unser momentaner Vorteil ist unsere innovative Marke Hansgrohe und die Designstärke im Premiumsegment, das die chinesischen Anbieter bisher so nicht besetzen können.


Zur Person

(© Hansgrohe SE)

Thorsten Klapproth ist seit 1. Oktober 2014 Vorsitzender des Vorstands der Hansgrohe SE. Zuvor leitete der studierte Betriebswirt zehn Jahre als Vorstandsvorsitzender die WMF AG. Davor war er in leitenden Positionen im Vertriebs- und Marketingbereich bei Siemens, Bosch und Gaggenau tätig. www.hansgrohe.de

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