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„Wir vereinbaren keine Zielrenditen“

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Unternehmeredition: Durch den Verkauf der Papierfabrik Haindl floss der Familie ein Milliardenbetrag zu. Was machten Sie mit dem Geld?

Philipp Haindl: Kurz nach dem Verkauf der Papierfabrik gründeten wir ein Single Family Office für einen Teil der Familie. Es koordiniert vor allem vermögensverwaltende Tätigkeiten sowie steuerliche und rechtliche Angelegenheiten.

Investiert es auch direkt in Unternehmen?

Nein, eher in klassisch liquide Fondsanlagen wie Aktien-, Immobilienfonds und Rentenpapiere. Mit diesen wollen wir jedoch keine zweistelligen Renditen erwirtschaften. Vorrangiges Ziel ist es, nach Kosten und inflationsbereinigt eine niedrige einstellige Rendite zu erzielen.

Wie arbeitet das Family Office?

Es sucht die Anlagevehikel nicht selbst aus. Hier arbeitet es mit einem professionellen Vermögensverwalter zusammen. Das Family Office sammelt die Interessen der einzelnen Familienmitglieder, schneidet diese passend zu und koordiniert die Berater für die Mandanten. Für meine Tante, die Mitte 80 ist, wird das Vermögen anders allokiert als für die jüngste Generation. Das hängt vom jeweiligen Bedarf ab.


“Entschließt sich jemand auszuwandern, kann er sein Paket schnüren und gehen”

Philipp Haindl, Geschäftsführer Serafin Unternehmensgruppe


Haben Sie einen Einblick, wer wo investiert?

Lediglich die Gesamtperformance ist einsehbar. Einige Mitglieder tätigen parallel zum Family Office noch eigene Investitionen, in Immobilien etwa. Hier werden sie bei der Ausgestaltung der Verträge oder der Kontaktanbahnung unterstützt.

Gibt es ein Regelwerk für den Erhalt des Familienvermögens?

Nein, das ist letztlich der Vergangenheit geschuldet. Im Familienunternehmen waren wir die vergangenen 150 Jahre aneinander gebunden. Bewusst haben wir uns so aufgestellt, dass jeder seinen Topf hat. Entschließt sich jemand auszuwandern oder sonst etwas zu machen, kann er sein Paket schnüren und gehen. Andererseits macht es natürlich Sinn, das Vermögen zusammenzuhalten, weil man sich die Verwaltungskosten teilen kann und bei den Beratern günstigere Konditionen bekommt.

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Im Jahr 2010 machten Sie sich mit zwei Partnern selbstständig und gründeten die Industrieholding Serafin. Ist dort die gesamte Familie Haindl auch investiert?

Serafin ist nicht das Vermögensverwaltungsvehikel der Familie Haindl. Aus der Familie sind lediglich mein Bruder und ich beteiligt. Auch weil wir anderen Angehörigen keine Rechenschaft ablegen möchten. Die Holding der Serafin Gruppe ist immer Mehrheitseigentümer der Portfoliounternehmen. Hier bin ich alleiniger Gesellschafter. An den einzelnen Portfoliounternehmen sind auch mein Bruder und meine beiden Partner beteiligt, in unterschiedlicher Höhe.

Bohrer von Heller: Das Unternehmen ist einer der jüngsten Zukäufe von Serafin.

Warum glauben Sie, dass eine Industrieholding genau das Richtige ist, um Ihr Vermögen zu mehren?

Die Idee ist gereift, als ich im Family Office die verschiedenen Anlagemöglichkeiten beleuchtet hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch immer wieder Überlegungen, Direktbeteiligungen einzugehen. Schon damals fand ich produzierende Unternehmen spannender als Hedgefonds, Aktien oder Rentenpapiere. Der Gedanke, unternehmerisch tätig zu sein und Beteiligungen aktiv weiterzuentwickeln, inspirierte mich.

Also steckt das Unternehmergen in Ihnen?

Das habe ich wohl ein Stück weit mitbekommen. Für mich war eigentlich klar, dass ich auch unternehmerisch tätig werden will. Wir kaufen die Unternehmen nicht, um alle drei Monate mal vorbeizuschauen. Wir entwickeln sie weiter und können auch personelle Ressourcen zur Verfügung stellen, wenn es notwendig ist. Auf der Holdingebene haben wir mittlerweile 30 Mitarbeiter.

Wie stark ist Serafin auf Rendite getrimmt?

Wir vereinbaren keine Zielrenditen. Allerdings sollen die Unternehmen erfolgreicher werden und Geld verdienen. Serafin kauft jedoch keine Unternehmen, um sie schnellstmöglich wieder loszuwerden.

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Ist der Exit überhaupt ein Ziel?

Wir schließen Verkäufe nicht dogmatisch aus. Aber sie sind nicht Teil unserer Strategie. Allerdings hätte sich wohl auch mein Vater lange nicht vorstellen können, das Familienunternehmen zu verkaufen. Unsere Projekte sind langfristig mit dem Ziel ausgelegt, den Ertrag und somit den Wert von Serafin zu heben. Entsprechend sollen dann Dividenden ausgeschüttet oder in weiteres Wachstum investiert werden.

Wie verwalten Sie Ihr Vermögen privat?

Neben dem Family Office vertraue ich auf einen Algorithmus von HNC Advisors, die mein Bruder vor ein paar Jahren gegründet hat. Das Fintech-Unternehmen hat sich auf die computergesteuerte Vermögensverwaltung spezialisiert. Es verwaltet Vermögen nach Länder- und Anlageklassen. Ziel sind auch hier keine zweistelligen Renditen, sondern mit einer relativ günstigen Managementgebühr und einem langfristigen Ansatz das Geld zu mehren.

Setzen Sie auch einen Algorithmus für die Auswahl Ihrer Unternehmen in der Holding ein?

Nein. (lacht) Angebote kommen vor allem von M&A-Beratern, Intermediären oder aus unserem Netzwerk. Pro Jahr bekommen wir 400 Angebote. Ein Großteil scheidet jedoch beim ersten Blick aus. Bäckereien aus Brasilien oder Start-ups passen nicht in unser Portfolio. Unterlagen fordern wir von 40 bis 50 Unternehmen an. Bei 30 geben wir ein indikatives Angebot ab und schauen uns die Firmen vor Ort an. Läuft es gut, kaufen wir zwei bis drei Unternehmen pro Jahr.

Gersthofer Backbetriebe: Auch sie gehören zum Serafin Portfolio.

Die Preise für Unternehmen laufen momentan aus dem Ruder. Verkäufer wissen, dass hinter Serafin die wohlhabende Familie Haindl steckt – nicht gerade die günstigste Ausgangsposition für eine Schnäppchenjagd.

Wir rechnen und kalkulieren ganz normal und machen sicherlich keine verrückten Sachen. Ist der Preis zu hoch, ziehen wir uns zurück. Im vergangenen Jahr hat uns ein strategischer Investor aus China um das Doppelte überboten.

In Ihrem Portfolio ist kein klarer Branchenfokus zu erkennen.

Das stimmt, wobei es durchaus Gemeinsamkeiten gibt. Viele Unternehmen haben zwar unterschiedliche Produkte. Dennoch sind es übergreifend solche, die auch künftig täglich gebraucht werden, wie etwa Porzellan, Backwaren oder Bohrer. Die Gefahr, dass bei uns ein Unternehmen aufgrund technologischer Veränderungen nahezu von der Bildfläche verschwindet, ist eher gering.

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Wie sieht Ihr Wunschunternehmen aus?

Unser Lieblingsunternehmen macht einen Umsatz zwischen 50 und 100 Mio. Euro, erwirtschaftet eine niedrige einstellige EBITDA-Marge und ist beim bisherigen Eigentümer falsch aufgehängt. Diese Konstellation findet man häufig bei Konzernen, die Tochterunternehmen vernachlässigen und die woanders Luft nach oben hätten. Schafft man es, solche Unternehmen auf eine zweistellige Marge zu hieven, relativieren sich auch die Einstandspreise. Zweistellige Multiplikatoren werden wir auch künftig nicht bezahlen.

Treffen Sie sich mit vermögenden Familien?

Unser Family Office hat einen Round Table, bei dem man sich untereinander austauscht. Die Vermögensträger sind bei diesen Treffen nicht dabei. In meinem Bekannten- und Freundeskreis hat auch nicht unbedingt jeder ein Family Office. (lacht)

Haben Sie schon geregelt, wie Sie Ihr Vermögen übertragen?

In meinem Testament habe ich es bereits aufgeschrieben. Sollte ich ausfallen, ist auch in der Firma alles geregelt. Um über meine Nachfolge zu spekulieren, ist es noch zu früh. Meine Kinder würde ich allerdings nie dazu zwingen, hier einzusteigen. Sind die Lust und das Talent vorhanden, wäre es schön. Bislang will mein Sohn Meeresbiologe werden.

Investieren Sie privat in Sachwerte?

Nur in die Dinge, die mir gefallen. Zu Hause habe ich zum Beispiel zwei Samurai-Rüstungen und vier Schwerter, teilweise aus dem 13. Jahrhundert. Ich freue mich zwar, wenn der Wert steigt, deswegen habe ich sie aber nicht gekauft.


Zur Person:

Philipp Haindl ist Geschäftsführer der Serafin Unternehmensgruppe, die er mit zwei Partnern im Jahr 2010 gründete. Dort ist er für den Bereich Finanzen und die strategische Ausrichtung der Gruppe verantwortlich. Spezialisiert ist diese auf den Kauf und die Weiterentwicklung mittelständischer Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe. Haindl studierte an der London School of Economics und begann seine berufliche Laufbahn bei KPMG. Vor der Gründung von Serafin arbeitete er in der familieneigenen Vermögensverwaltung. Im Jahr 2001 verkaufte sein Vater die Papierfabrik Haindl für 3,6 Mrd. Euro an einen finnischen Wettbewerber. 

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