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Wider die Nullzinsen

Mario Draghi, Chef der EZB, hat mal wieder die Gelddruckmaschine angeworfen. Es regieren die Nullzinsen, die Anleihekäufe sind auf einem historischem Hoch. Wie Unternehmer jetzt agieren sollten.

Matthias Steinhauer, Gesellschafter und Geschäftsführer, CONCEPT Vermögensmanagement

(© Privat)

Unternehmer, die es gewohnt sind, ihrem firmenspezifischen Risiko ein in sicheren Anlagen investiertes Gegengewicht im Familienvermögen gegenüberzustellen, werden umdenken müssen. Denn kein Zins plus eine Prise Inflation ergibt reale Vermögensverluste. Die Spreizung wird größer, je länger das Regime der Nullzinsen andauert. Diese Zeit kann lang werden, versprach Mario Draghi, und der Höchstschuldenstand seit dem letzten Krieg berechtigt durchaus zur Erwartung, dass dieses Versprechen eingelöst wird. Wichtig für die nachhaltige Entwicklung von Familienvermögen sind der dauerhafte Bestand, die Regenerationsfähigkeit sowie der ausgeschüttete Ertrag der Kapitalanlagen. Diese Funktionen erfüllen Sachwerte – insbesondere Aktien – im historischen Rückblick außerordentlich gut. Gerade vor dem Hintergrund erodierter Zinsen darf eine Fortsetzung dieser überzeugenden Historie erwartet werden. Darum braucht mancher Unternehmer auch im Privatvermögen mehr Mut zu konsequenten Entscheidungen.Mario Draghi, Chef der EZB, hat mal wieder die Gelddruckmaschine angeworfen. Es regieren die Nullzinsen, die Anleihekäufe sind auf einem historischem Hoch. Wie Unternehmer jetzt agieren sollten.

Christian Nemeth, Mitglied des Vorstandes, Zürcher Kantonalbank Österreich AG

(© Privat)

Negative Zinsen für private Anleger und Unternehmer sind in Deutschland, zumindest noch, Zukunftsmusik. Nichtsdestotrotz macht es die aktuelle Phase der Nullzinsen auch ihnen nicht leicht, ihr Vermögen zu erhalten oder gar zu vermehren. Auch deshalb führt momentan kaum ein Weg an Aktien vorbei, sofern dies mit dem persönlichen Risikoprofil vereinbar ist. Die Kursrückgänge zu Jahresbeginn waren eher von schlechter Stimmung als von Fundamentaldaten getrieben. Die Bewertung vieler europäischer Titel ist nach der Korrektur auch wieder attraktiv. Aus diesem Grund bevorzugen wir europäische Aktien gegenüber US-Titeln. Die erhöhte Volatilität an den Märkten wird uns aber noch eine Weile begleiten. Auf der Bond-Seite setzen wir derzeit sowohl auf Unternehmensanleihen als auch auf europäische High-Yield-Anleihen als zusätzliche Beimischung.Mario Draghi, Chef der EZB, hat mal wieder die Gelddruckmaschine angeworfen. Es regieren die Nullzinsen, die Anleihekäufe sind auf einem historischem Hoch. Wie Unternehmer jetzt agieren sollten.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank

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Aus Rücksicht auf die Verschuldung der Welt wird es eine Zinswende nicht mehr geben können. Also brauchen Anleger eine langfristige sachkapitalistische Ersatzbefriedigung. Diese finden sie in Aktien, die zunächst von der anhaltenden Liquiditätshausse der Geldpolitik und einer durch sie stimulierten Konjunkturerholung profitieren. Doch es geht auch um Ausschüttungen. In diesem Jahr bezahlen DAX-Konzerne die höchsten Dividenden aller Zeiten. Bei deutschen Einzelaktien liegt die Dividendenrendite deutlich über vier Prozent, bei europäischen sogar noch höher. Erfreulicherweise werden Dividenden nicht aus der Unternehmenssubstanz, sondern aus Gewinnen gezahlt. Über wiederangelegte Ausschüttungen ersetzt der „Dividendendividendeneffekt“ sogar den Zinseszinseffekt. Nicht zuletzt bieten ausschüttungsstarke Aktien ein Risikopolster gegen Kursschwankungen.Mario Draghi, Chef der EZB, hat mal wieder die Gelddruckmaschine angeworfen. Es regieren die Nullzinsen, die Anleihekäufe sind auf einem historischem Hoch. Wie Unternehmer jetzt agieren sollten.

Thorsten Polleit, Chefvolkswirt, Degussa Goldhandel

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Im Umfeld von Negativ- beziehungsweise Nullzinsen stellt sich für viele Unternehmer die Frage: Was tun? Mehr denn je gilt es, die Kassenhaltung zu ökonomisieren, also auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn Wechselkursschwankungen nicht gescheut werden, ist zudem zu überdenken, ob die Mindestkasse nicht auch in Währungen zu halten ist, die noch keinem Strafzins unterliegen wie zum Beispiel der US-Dollar oder Britisches Pfund. Von besonderer Bedeutung für das Unternehmen bleibt die Kapitalallokation: Um den Unternehmenswert zu steigern, sind die knappen Mittel in die ertragreichste Verwendung zu lenken: in Investitionen, die mehr als ihre Kapitalkosten verdienen, beziehungsweise die die höchste Rendite auf das eingesetzte Kapital erzielen. Dazu gehört bei Aktiengesellschaften natürlich auch die Option des Rückkaufs eigener Aktien: Wert schaffen lässt sich prinzipiell auch, wenn eigene Aktien zu einem Preis gekauft werden können, der unter ihrem ökonomischen Wert liegt.

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