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“Wichtig ist eine offene und klare Kommunikation”

Für einen gelungenen Generationswechsel wurde die Huber SE im Herbst 2010 mit dem bayerischen Mittelstandspreis des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) ausgezeichnet. Das Unternehmen aus Berching in der Oberpfalz ist seit 1834 im Besitz der Familie Huber und hat seine Wurzeln in einem Kupferschmiedebetrieb. Heute erwirtschaftet der Mittelständler mit Produkten rund um das Thema Wasser und Abwasser einen Jahresumsatz in Höhe von 140 Mio. EUR und ist in 60 Ländern vertreten. Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende Georg Huber über seine Erfahrungen beim Generationswechsel und seine Zukunftsvision.

Unternehmeredition: Herr Huber, Sie leiten das Unternehmen in sechster Generation. Wie wichtig ist für Sie die persönliche Identifikation mit der Firma?
Huber:
Wer in ein Familienunternehmen hineingeboren wird und damit aufwächst, ist zwangsläufig in gewisser Weise mit der Firma verbunden. Ich identifiziere mich sehr stark damit, schließlich tragen die Produkte, die wir weltweit liefern, meinen Namen. Für mich persönlich überwiegen die Vorteile eines Familienunternehmens. Hier stehen langfristige Ziele sowie das Wohl des Unternehmens im Vordergrund, weniger die Karriere einzelner Manager wie in Konzernen. Familienunternehmer haben auch ein großes Interesse daran, die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten. Nachteile können sich grundsätzlich ergeben, wenn fachlich nicht geeignete Familienmitglieder im Unternehmen arbeiten oder Konflikte aus der Familie ins Unternehmen hineingetragen werden.

Unternehmeredition: Nach dem Wechsel Ihres Vaters Dr. Hans Huber und Ihres Onkles Karl-Josef Huber aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat – beide haben über 40 Jahre lang die Geschicke des Unternehmens bestimmt – übernahmen Sie Anfang 2010 als neuer Vorstandsvorsitzender die Firmenleitung. Wie gestaltete sich für Sie der Generationswechsel?
Huber:
Nach meinem Start im Unternehmen vor zehn Jahren habe ich zunächst drei Jahre im Vertrieb gearbeitet, um mit den Produkten und den Kundenbedürfnissen vertraut zu werden, bin dann in die Finanzabteilung gewechselt, was mein eigentliches Ziel war. 2008 übernahm ich die Leitung der Finanzabteilung, wechselte etwas später in den Vorstand und bin seit 2010 Vorstandsvorsitzender. Obwohl dieser Weg im Nachhinein betrachtet sehr zielgerichtet aussieht, kann ich nicht sagen, dass bei uns die Nachfolge von langer Hand geplant war. Das war eher ein Prozess, der sich mit der Zeit so ergeben hat.

Unternehmeredition: Wann haben Sie sich für das Familienunternehmen entschieden?
Huber:
Die Entscheidung ist relativ spät gefallen. Ich habe zunächst aus rein persönlichem Interesse BWL studiert. Auch nach zwei Auslandspraktika bei Huber in Singapur und den USA war für mich nicht klar, ob ich im Unternehmen fest arbeite oder nicht. Als jüngster von drei Söhnen hatte ich es auch leichter als meine Brüder, auf denen eher der Druck einer möglichen Nachfolge lastete. Erst als sich gegen Ende meines Studiums zeigte, dass meine Geschwister sich anderweitig orientieren, habe ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht und mich dann entschieden einzusteigen.

Unternehmeredition: Ihr Vater und Ihr Onkel stehen dem Unternehmen im Aufsichtsrat mit Rat und Tat zur Seite. Wie schwer fällt es ihnen loszulassen?
Huber:
In den vergangenen Jahren hat sich mein Vater schrittweise aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und mehr repräsentative und strategische Aufgaben übernommen – genau das macht er im Aufsichtsrat heute noch. Aber die Verantwortung abzugeben und loszulassen, ist ihm sicher schwer gefallen, was nach 40 Jahren an der Firmenspitze gut nachvollziehbar ist. Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr gut, ich bin sehr dankbar, dass ich auf diese langjährige Berufserfahrung meines Vaters und meines Onkels zurückgreifen kann. Es ist auch sehr angenehm, im Kontrollgremium Fachleute zu haben, die die Branche sehr gut kennen. Wir haben natürlich auch einen weiteren Aufsichtsrat, der nicht aus der Familie stammt – der Blick von außen ist auch sehr wichtig, die Mischung muss stimmen.

Unternehmeredition: Neben Ihnen gibt es mit Dr. Oliver Rong, Schwiegersohn von Karl-Josef Huber, als Ihrem Stellvertreter ein weiteres Familienmitglied in der vierköpfigen Firmenleitung. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Huber: Unsere Aufgaben sind klar verteilt – Dr. Rong ist Ingenieur und für den Bereich Produktion und Technik verantwortlich, ich für Finanzen und Controlling. Insgesamt gestaltet sich die Zusammenarbeit im gesamten Vorstand sehr gut.

Unternehmeredition: Im Herbst wurde Ihr Unternehmen vom BVMW mit dem Bayerischen Mittelstandspreis 2010 ausgezeichnet für eine gelungene Nachfolge. Was waren die entscheidenden Erfolgsfaktoren?
Huber:
Zunächst muss man sich Gedanken darüber machen, wie das Unternehmen am Ende aussehen soll, und einen klaren Fahrplan aufstellen, der nicht zu kurz und nicht zu lang sein sollte. Wichtig ist eine offene, klare Kommunikation, nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch gegenüber der Belegschaft, den Führungskräften, Banken und wichtigen Kunden. Wichtig war für uns auch, einen externen Berater einzubeziehen, der mit dem neutralen Blick von außen alle Dinge offen ansprechen konnte. Er hat eine Moderationsfunktion übernommen, als Anwalt das steuerliche und rechtliche Know-how geliefert und war zentraler Ansprechpartner. Die Firmenübergabe macht ein Unternehmer nur einmal im Leben. Es ist schwierig für den Abgebenden loszulassen, gleichermaßen ist der Druck für den Nachfolger groß. Die größten Risikofaktoren liegen meiner Meinung nach darin, wichtige Dinge aufzuschieben oder zu verschweigen und nicht offen zu kommunizieren.

Unternehmeredition: Welche Visionen haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?
Huber:
Ich sehe meine Aufgabe darin, die langfristige Strategie meines Vaters fortzuführen. Unsere Vision ist, das Thema Abwasser neu zu besetzen, weg von dem Schwerpunkt auf reine Problembeseitigung hin zum Umgang mit Abwasser als Wertstoffquelle. Im Abwasser stecken wertvolle Rohstoffe wie etwa Phosphor. Auch Energie kann man daraus gewinnen. Ein sehr wertvoller Rohstoff, der im Abwasser steckt, ist das Wasser selbst. In den ariden Gebieten der südlichen Hemisphäre ist das ein großes Thema, das bisher noch nicht genügend genutzt wird. Das kulturell zu überwinden und technisch umzusetzen, ist unsere Herausforderung für die Zukunft.

Unternehmeredition: Herr Huber, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Georg Huber
Georg Huber ist Vorstandsvorsitzender der Huber SE. Das Unternehmen ist seit 175 Jahren in Familienbesitz, beschäftigt im Stammhaus im bayerischen Berching rund 550 Mitarbeiter und hat sich auf innovative Maschinen, Anlagen und Ausrüstungsteile aus Edelstahl zur Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung spezialisiert. www.huber.de

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