Leader statt Manager

In deutschen Unternehmen fehlen Führungskräfte, die nicht nur Manager, sondern echte Leader, sprich unternehmerisch denkende, charismatische, mutige Persönlichkeiten sind. Nur mit ihnen kann der dringend nötige Wandel angesichts Digitalisierung und Industrie 4.0 gelingen, prozessverbessernde Manager stoßen angesichts der Herausforderungen an ihre Grenzen. So lautet das Fazit von Markus Gehrt und Dr. Linus Gemmeke mit Blick auf die zentralen Erkenntnisse einer aktuellen Studie von Rochus Mummert.

Die viel zitierte VUKA-Welt – die summierte Herausforderung aus hoher und permanenter Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – setzt immer mehr Unternehmen massiv unter Druck. Verstärkt wird dieser Druck zusätzlich von innen: Zwar sind über die Hälfte der Mitarbeiter in den Unternehmen mittlerweile veränderungsbereit, es fehlt jedoch häufig an der Kompetenz, diese Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Doch wie muss sich Führung ändern, wenn langjährige Gewissheiten, Strukturen und Erfolgsmodelle obsolet werden, gleichzeitig neue Technologien und Wettbewerber Tempo und Dynamik enorm verschärfen und der Wandel zum Alltag wird? In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Michael Martin und dem Marktforschungsunternehmen dialog.com befragte Rochus Mummert im Rahmen des HR-Leadership-Panels 2018 dazu 180 deutsche Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen.

Viele Unternehmen haben die falschen Führungskräfte

Das Ergebnis überrascht nicht: Nur 37 Prozent der befragten Unternehmen sehen ihre Führungskräfte bei der Fähigkeit, die anstehenden grundlegenden Veränderungen, insbesondere im Rahmen der digitalen Transformation, umzusetzen, als gut bis sehr gut gerüstet. Kein Wunder: Die hierfür nötige wirksame Führung erfordert mehr als klassische Manager-Kompetenzen wie Planen, Organisieren und Kontrollieren oder auch die schlichte Optimierung des Status Quo. Nicht selten behindern Bedenkenträgerei, zu große Orientierung am Konsens und ein tayloristisches Menschenbild bei der Umsetzung der notwendigen weitreigenden Veränderungen. Wer ein Schiff auf völlig neuen Kurs bringen muss – etwa beim Wechsel zum agilen Unternehmen –, oder generell in stürmischer See unterwegs ist, braucht laut den befragten Unternehmen Führungskräfte von anderem Schlag: Jene mit echten Leadership-Kompetenzen. Jene, die bis vor nicht allzulanger Zeit wegen ihrer Eigenständigkeit und Unabhängigkeit nicht immer in das ideale Kompetenzprofil vieler Unternehmen passten.

Leadership-Kompetenzen sind gefordert

Persönliches Charisma, die Fähigkeit, alle Mitarbeiter hinter einer attraktiven Vision zu vereinen und strategische Weitsicht, um Chancen zu erkennen und zu nutzen sind laut der Studie die wichtigsten Leadership-Kompetenzen. Was nicht weiter verwundert: Ein Kulturwandel wie der Wechsel von klassisch-hierarchisch zu agil oder die digitale Transformation etwa gelingt nur, wenn alle Beteiligten auch wirklich mit im Boot sind. Dies erfordert Führungskräfte mit Ausstrahlung, die bewegen und begeistern können, zu eigenen Ideen und positiven Sichtweisen inspirieren. In Organisationen, die bereits agil sind, ersetzen Verantwortung und Vertrauen hierarchische Strukturen – auch hier zählt eine gewinnende Persönlichkeit stärker denn je. Ein dynamisches Umfeld, das täglich neue Anforderungen und damit immer wieder neue Chancen gebiert – typische Folgen der zunehmenden Digitalisierung – erfordert Menschen mit einem unternehmerischen inneren Setting, um diese Chancen zu erkennen und zu nutzen. Samt dem Mut, bestehende Geschäftsmodelle jederzeit zu hinterfragen, an eigene neue Ideen zu glauben und sich für deren Umsetzung mit Leidenschaft einzusetzen.

Klare Unterscheidung zwischen Manager und Leader

Unterm Strich bedeutet dies, dass künftig viel mehr zwischen Management und Leadership unterschieden werden muss, wenn die benötigten Kompetenzen für die wichtigsten Führungspositionen auf dem Prüfstand stehen. Ein Feld, auf dem noch viel zu tun ist: Während rund 30% der befragten Unternehmen hier bereits deutlich unterscheiden und laut Studienergebnis genau diese Unternehmen zu den insgesamt erfolgreicheren Unternehmen zählen, gaben knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen an, hier noch keine klare Trennlinie zu ziehen. Womit klar ist, an welcher Stelle jetzt die Weichen gestellt werden müssen.


Zur Person

Markus Gehrt (links) verfügt über langjährige Managementerfahrung, zuletzt als Geschäftsführer und Vorstand global agierender, marktführender und mittelständisch geprägter Unternehmen der produzierenden Industrie.

Dr. Linus Gemmeke verfügt über langjährige fundierte Berufserfahrung im Human Resources Management mit den Erfahrungsschwerpunkten strategische Personalentwicklung sowie Gewinnung von Führungskräften und Spezialisten.

Beide sind Partner bei Rochus Mummert Executive Consultants.

www.rochusmummert.com

 

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