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Wenn der Unternehmer mit dem Finanzinvestor …

Private Equity kann ein wertvoller Baustein im Finanzierungsmix eines Unternehmens sein. Hinter dem Begriff verbergen sich vielfältige Ausgestaltungsmöglichkeiten von der Wachstumsfinanzierung durch die Minderheitsbeteiligung eines Finanzinvestors bis hin zu einem mehrheitlichen Verkauf. Auf Investorenseite kann man dabei insbesondere die abhängigen und unabhängigen Fonds sowie die Beteiligungsgesellschaften mit Förderauftrag unterscheiden. Im Folgenden werden Begrifflichkeit, Zielsetzung, Player und Formen von Private Equity näher erläutert.

Definition und Zielsetzung von Private Equity

Unter Private Equity (PE) versteht man die Beteiligung eines Finanzinvestors an einem nicht börsennotierten Unternehmen. Der Investor kauft eine beliebige Menge von Gesellschafteranteilen auf und stellt der Firma damit frisches Eigenkapital, auf Englisch “equity”, zu Verfügung. “Private” bezieht sich auf den Umstand, dass ein Unternehmen sich lediglich dem jeweiligen Investor offenlegen muss. In einem umfassenden Prüfungsverfahren untersucht dieser vor Vertragsabschluss das Kaufobjekt auf Herz und Nieren – diese “Due Diligence” kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die Ergebnisse und Zahlen werden aber absolut vertraulich behandelt. Dementsprechend ist der Begriff “Private Equity” insbesondere vom Ausdruck “Public Equity” abgrenzbar. Bei Public Equity, also der Eigenkapitalfinanzierung über den Aktienmarkt/Börse, sind die Unternehmenszahlen detailliert und in regelmäßigen Abständen der Öffentlichkeit bekannt zu geben. PE kann aber noch mit weiteren positiven Aspekten aufwarten: Durch die erhöhte Eigenkapitalquote verbessert sich das Rating – und so der Zugang zu neuen Fremdkapitalfinanzierungen durch die Banken. Gerade angesichts der in den letzten zwei Jahren vielbeschworenen Kreditklemme ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Hinzu kommt, dass der Investor oft über ein sehr erfahrenes Managementteam verfügt und dessen Know-how und Expertise dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Dabei agiert er natürlich nicht ganz uneigennützig. Da er seine Gesellschafteranteile nur für eine begrenzte Zeit behält und danach weiterverkauft, sollte die Rendite auf das eingesetzte Kapital so hoch wie möglich sein. Das erreicht er dadurch, dass er den Unternehmenswert im Laufe seiner Beteiligung bestmöglich steigert.

Pluralität von Anbietern

Auf der Suche nach PE-Gesellschaften stößt man auf unterschiedlich organisierte und ausgerichtete Anbieter. So gibt es die unabhängigen Fonds, die Geld aus verschiedenen Kapitalsammelstellen anwerben und es dann in Unternehmen anlegen. Solche Kapitalssammelstellen sind beispielsweise Pensionskassen oder Versicherungen, Dachfonds, Stiftungen oder Family Offices. Letztere treten aber auch gern selbst als Beteiligungsgesellschaften auf, da es sich dabei oft um vermögende Unternehmerfamilien handelt, die nicht nur Kapital, sondern auch ihr Know-how anbieten wollen. Unabhängige Fonds agieren meist überregional, wenn nicht sogar international – so zählt man die angelsächsischen Investoren wie z.B. KKR auch zu dieser Gruppe. Viele dieser Fonds spezialisieren sich zudem und investieren nur in bestimmte Branchen oder Situationen, z.B. Sanierungsfälle. Im Gegensatz zu den unabhängigen Fonds gibt es auch solche, die von Banken oder Versicherungen direkt unterhalten werden. Diese abhängigen Beteiligungsfonds sind meist eher regional aktiv – dort, wo sie selbst ansässig sind. Neben dem privatwirtschaftlichen Fonds-Angebot findet man in der PE-Branche jedoch auch Beteiligungsgesellschaften, die von Bund oder Ländern mit einem expliziten industriepolitischen Förderauftrag ausgestattet sind. In erster Linie handelt es sich dabei um die sog. Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften – kurz MBGen genannt -, die sich meist über die jeweiligen Landesbanken finanzieren. Sie sollen innerhalb ihres Bundeslandes die Lücken im Angebot der privaten PE-Anbieter schließen, aber keinesfalls mit ihnen im Wettbewerb stehen.

Minderheitsbeteiligung zur Wachstumsfinanzierung

Unternehmen haben verschiedene Gründe, sich eine Beteiligungsgesellschaft ins Haus zu holen – und je nachdem variiert die Höhe des verkauften Unternehmensanteils. Der klassische Finanzierungsanlass ist Wachstum. Es kann sinnvoll sein, die im Mittelstand weit verbreitete niedrige Eigenkapitalquote durch Beteiligungskapital zu erhöhen. Die kann die Bonität steigern und den Zugang zu Fremdkapital erleichtern. Denn für die nachhaltige Finanzierung ist ein ausgewogener Mix aus Fremd- und Eigenkapital von Vorteil. Da man sich dabei mit dem zusätzlichen Eigenkapital aber auch einen neuen, stimmberechtigten Mitgesellschafter ins Boot holt, schrecken viele vor diesem Schritt zurück. Im Falle einer Minderheitsbeteiligung einer PE-Gesellschaft bleibt der Unternehmer Herr im Haus, profitiert aber trotzdem vom Investor als Kapitalgeber und Sparringpartner. MBGen sind dabei gute Anlaufstellen, sie gehen mit Vorliebe Minderheitsbeteiligungen ein, oft sogar nur stille. Die meisten abhängigen Fonds haben die gleiche Strategie. Und auch die unabhängigen Fonds zeigen sich mittlerweile offener gegenüber einer Minderheitsbeteiligung.

Mehrheitsbeteiligung – Trennung vom Unternehmen

Doch in vielen Fällen ist eine Mehrheitsbeteiligung der PE-Gesellschaften eine Grundvoraussetzung für ihr Investment, da sie sich die Entscheidungsgewalt über die Firmen sichern wollen. Für eine reine Wachstumsfinanzierung macht das wenig Sinn, es gibt aber durchaus Situationen, in denen der Unternehmer bereit ist, mehrheitlich oder komplett zu verkaufen, d.h. einen sog. Buy-out durchzuführen. Im Falle eines fehlenden Nachfolgers innerhalb der Familie etwa, oder auch, wenn das Unternehmen von der Insolvenz bedroht ist. Oft sind Spin-offs Anlass zum Verkauf, also wenn sich ein Unternehmen von einem Geschäftsteil trennen will, der nicht mehr in die strategische Ausrichtung passt. Des Öfteren können solche Bereiche als eigenständig funktionierende Unternehmen verkauft werden. In den meisten Fällen geht zwar der Unternehmer von Bord, wenn sich ein Investor mehrheitlich beteiligt, das bestehende Management aber bleibt oft erhalten und bekommt sogar die Chance, sich zusammen mit dem Investor minderheitlich zu beteiligen und so selbst zum Unternehmer zu werden. Einen solchen Deal nennt man Management Buy-out (MBO), aber ebenso kommt es auch vor, dass mit dem Investor zusammen ein externes Management einsteigt. Erhält dieses auch Gesellschafteranteile, spricht man von einem Management Buy-in (MBI).

Fremdfinanzierter Unternehmenskauf

Hört man kritische Worte über Private Equity, sind meist solche Finanzinvestoren gemeint, die ihre Unternehmenskäufe überwiegend mit Fremdkapital finanzieren. Wird ein Deal zu einem großen Prozentsatz mit Krediten bezahlt, spricht man von einem “Leveraged Buy-out” (LBO). Je höher der Anteil von vergleichsweise preiswertem Fremdkapital, desto höher ist die Rendite auf das investierte Eigenkapital – das nennt man den Leverage-Effekt. Jedoch ist es manchmal Praxis der Investoren, die Fremdkapitalschulden auf das gekaufte Unternehmen zu übertragen, ungeachtet des Widerspruchs zur eigentlichen Aufgabe von PE, nämlich die Eigenkapitalquote zu stärken. Im Extremfall steigt dadurch die Fremdkapitalquote so sehr, dass das Unternehmen gar keine finanziellen Mittel mehr erhält und zum Sanierungsfall wird – siehe das prominente Beispiel Grohe, das durch angelsächsische Finanzinvestoren vor fünf Jahren beinahe in den Ruin getrieben wurde. Derzeit funktionieren LBOs aber eher selten: Seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise müssen viele Finanzinvestoren ihre Beteiligungen aus eigenen Mitteln stemmen, da die Banken auch an sie nur noch sehr eingeschränkt und restriktiv Kredite vergeben.

Laufzeit und Exit

Und es ist ja durchaus im Sinne der Investoren, wenn sich ein Portfoliounternehmen gut und nachhaltig entwickelt – denn umso höher können dann die Anteile später wieder verkauft werden. In der Regel sind Finanzinvestoren drei bis sieben Jahre bei einem Unternehmen engagiert, denn auch ihre Geldgeber möchten in absehbarer Zeit ihr eingesetztes Kapital zurückbezahlt bekommen und dabei einen Gewinn kassieren. Es gibt allerdings auch laufzeitungebundene Fonds, die lediglich regelmäßig die Gewinne ausschütten und ansonsten weitere oder längere Investments mit dem eingesetzten Kapital tätigen. Diese nennt man Evergreen-Fonds, und gerade sie sind naturgemäß besonders an einer nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes interessiert, da sie in ihren Portfoliofirmen sehr lange engagiert sind. Wenn sich nun eine Beteiligungsgesellschaft aus einem Unternehmen zurückzieht, spricht man von einem Exit. Der Investor hat dabei verschiedene Möglichkeiten, seine Anteile wieder zu Geld zu machen. So kann er einen Börsengang anstreben und seine Beteiligung quasi auf dem Kapitalmarkt anbieten. Auch ein Trade Sale ist ein beliebter Exit, bei dem das Unternehmen an einen strategischen Investor, i.d.R. einen Wettbewerber, verkauft wird. Bietet der Investor seine Beteiligung einem anderen Finanzinvestor zum Kauf an, nennt man das wiederum einen Secondary Sale. Natürlich ist es auch möglich, dass, gerade bei Minderheitsbeteiligungen, der Unternehmer die Anteile wieder zurückkauft (Buy-back) oder das im Zuge eines MBOs/MBIs beteiligte Management (nach und nach) die Mehrheit übernimmt.

Fazit:
Private Equity hat mittlerweile einen festen Platz im Finanzierungsmix des deutschen Mittelstandes. Hinter diesem Begriff steht eine zeitlich befristete Minder- oder Mehrheitsbeteiligung eines Finanzinvestors an einem nicht börsennotierten Unternehmen. Je nachdem sind auch die Mitbestimmungsrechte des Investors beim operativen Geschäft ausgestaltet. Der Investor ist aber nicht nur Kapitalgeber, sondern stellt seinen Portfoliounternehmen meist auch seine Management-Expertise zur Verfügung. Ziel der Investoren dabei ist, den Firmenwert zu steigern und somit eine bestmögliche Rendite zu erzielen, wenn er nach einigen Jahren wieder aussteigt. Das Unternehmen wiederum profitiert nicht nur von dem frischen Eigenkapital, sondern auch von der damit verbundenen Steigerung seiner Eigenkapitalquote durch PE. Denn das wiederum erleichtert den Zugang zu Fremdkapital. Kritisch zu sehen ist hingegen, wenn ein Finanzinvestor eine Beteiligung selbst vorwiegend mit Fremdkapital finanziert, da er diese Schulden oft dem gekauften Unternehmen aufbürdet.

Esther Mischkowski
redaktion@unternehmeredition.de

Wichtige Fachtermini:

Private Equity: Beteiligung eines Finanzinvestors an einem nicht börsennotierten Unternehmen

Buy-out: Mehrheitlicher oder kompletter Verkauf eines Unternehmens an einen Finanzinvestor

Management Buy-out (MBO) / Management Buy-in (MBI): Beteiligung eines internen (MBO) bzw. externen (MBI) Managements am Unternehmen, i.d.R. zusammen mit einem Finanzinvestor, der dabei meist die Mehrheit übernimmt

Leveraged Buy-out (LBO): Überwiegend fremdfinanzierter Unternehmenskauf durch einen Finanzinvestor

Exit: Ausstieg eines Investors durch Verkauf seiner Beteiligung

Trade Sale: Verkauf einer Unternehmensbeteiligung an einen Wettbewerber dieses Unternehmens

Secondary Sale: Verkauf einer Unternehmensbeteiligung an einen anderen Finanzinvestor

Buy-back: Rückkauf der Anteile eines Finanzinvestors durch den Unternehmer

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