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Was ist dran an der Nachfolge?

Eine Nachfolge ist immer emotions- und konfliktgeladen. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Wie aufgeladen das Thema ist und was die häufigsten Fehler sind, erklären vier Experten.

Ist das Thema Nachfolge wirklich so brisant oder wird es künstlich aufgeblasen?

Jürgen Kannewischer, Geschäftsführer, Carasana Bäderbetriebe

Sicherlich wird das Thema von allen möglichen Beratern für Akquisitionszwecke missbraucht. Und es ist tatsächlich für beide Seiten ein sehr persönliches und nicht konfliktfreies Themenfeld. Immerhin bedeutet das für alle Beteiligten ein Geben und Nehmen im wahrsten Sinne des Wortes. Beeindruckend finde ich dazu eine Zahl, die ich kürzlich gelesen habe: Rund 80 Prozent aller Familienunternehmen kommen nicht in der dritten Generation an! Das heißt: Sie gehen vorher kaputt, werden an Dritte verkauft oder…


Thomas Vinnen, Geschäftsführer, Nord Leasing GmbH

Weder noch. Es ist aber sehr wichtig, rechtzeitig die Nachfolgeregelung zu planen und aktiv anzugehen. Von daher muss man sich diesem Thema frühzeitig und intensiv widmen, denn der Übergabeprozess erfordert einige Jahre. Nicht immer steht ein passender Nachfolger aus den eigenen Reihen bereit und die Position muss mit Sorgfalt neu besetzt werden, da mitunter der Fortbestand des ganzen Unternehmens ins Wanken geraten kann, wenn hier die falsche Wahl getroffen wurde.


Dr. Hans-Gert Mayrose, Vorstand, Gesco AG

Nachfolge ist ein Riesenthema, wie die IfM-Erhebungen belegen. Und sie ist ein revolvierendes Thema: Auch heute werden Unternehmen gegründet, die eines Tages einen Nachfolger brauchen. Doch von all diesen Unternehmen ist nur ein Bruchteil für Investoren interessant. Diese kleine Gruppe überhaupt verkaufsfähiger Mittelständler trifft auf eine immer größere Zahl potenzieller Käufer, von Private Equity bis zum Family Office. Ganz klar: Wir sind derzeit in einem Verkäufermarkt unterwegs.


Uwe Kehlenbeck, Geschäftsführer, omegaconsulting GmbH

Wir halten das Thema wirklich für brisant, da wir in unserer Arbeit immer wieder feststellen, dass viele Unternehmer das Thema der eigenen Nachfolge viel zu spät angehen und die notwendigen Überlegungen vor sich her schieben. Das kann bittere Folgen haben, denn je mehr Zeit vergeht, umso höher werden der Druck und das Risiko, nicht die besten Entscheidungen zu treffen. Wir empfehlen, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen.Eine Nachfolge ist immer emotions- und konfliktgeladen. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Wie aufgeladen das Thema ist und was die häufigsten Fehler sind, erklären vier Experten.

Was sind die häufigsten Fehler junger Nachfolger?

Jürgen Kannewischer

 Schwierig zu sagen. Wahrscheinlich ist die Erwartungshaltung oft zu groß. Es gibt Nachfolger, die einen sofortigen vermeintlichen Geldregen erwarten. Eine Kollegin aus den USA meinte dazu mal: „There is no glory, there is only hard work.“ Darüber hinaus braucht das Thema von beiden Seiten viel Fingerspitzengefühl, welches vielleicht oft nicht da ist.


Thomas Vinnen

In der Regel möchte ein Nachfolger erstmal ein „Zeichen setzen“, d.h. umstrukturieren, expandieren oder investieren, um zu zeigen, dass er motiviert und der Richtige für diese Position ist; eben ein würdiger Nachfolger. Dies darf aber nicht mit blindem Aktionismus geschehen. Veränderungen müssen durchdacht sein, daher sollte ein guter Nachfolger zunächst intensiv zuhören, dann die richtigen Fragen stellen, um letztendlich zum Wohle des Unternehmens agieren zu können.


Dr. Hans-Gert Mayrose

„Weiter so“ oder „Alles neu“? Der Nachfolger will Gas geben und sein Unternehmen vorantreiben. Dabei muss er die Belegschaft mitnehmen, und er muss von ihr akzeptiert werden. Häufig unterschätzen Nachfolger den massiven Einfluss einer vom „Patriarchen“ geprägten Unternehmenskultur. Das Beharrungsvermögen kann frustrieren. Selbst ein „softer“ Faktor wie regionale Mentalitätsunterschiede kann hart zuschlagen. Wichtig ist also: Vor dem Kauf versuchen, ein Gefühl für diese Aspekte zu entwickeln! Und als neuer Manager sollte man vielleicht erst mal zuhören.


Uwe Kehlenbeck

Wir erleben häufig, dass potenzielle Nachfolger, die im Rahmen eines Management-Buy-In (MBI) ein Unternehmen erwerben möchten, zu unprofessionell an die Sache herangehen und den zeitlichen Aufwand für die Suche des passenden Unternehmens deutlich unterschätzen. Häufig führt auch eine zu starke regionale Eingrenzung der Suche zum Scheitern des Vorhabens.

Eine Nachfolge ist immer emotions- und konfliktgeladen. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Wie aufgeladen das Thema ist und was die häufigsten Fehler sind, erklären vier Experten.

Welche Rolle spielt die Finanzierung?

Jürgen Kannewischer

Keine! Ein gutes Unternehmen mit einer soliden Basis kann aus sich heraus wachsen. Außerdem ist es meist eine Illusion zu glauben, als Nachfolger, selbst für einen möglichen Kauf, eine Finanzierung zu bekommen!


Thomas Vinnen

Veränderungen im Unternehmen sind häufig mit Kosten verbunden. Sind nicht ausreichend Liquiditätsreserven hierfür vorhanden, kann es u.U. zu einer finanziellen Schieflage kommen. Auftretende Zahlungsengpässe oder eine Verschlechterung der Bonität wären negative Signale, daher muss der Finanzierung höchste Priorität eingeräumt werden, um auch beim Thema Liquidität eine positive Außenwirkung zu zeigen und Kontinuität im Unternehmen zu gewährleisten.


Dr. Hans-Gert Mayrose

Für uns ist die Finanzierung unproblematisch – wir brauchen sie nicht immer, und wenn wir sie brauchen, bekommen wir sie zu attraktiven Konditionen. Tendenziell verstärkt das billige Geld natürlich den Trend zum Verkäufermarkt. Für Privatleute allerdings ist die Finanzierung deutlich schwieriger zu stemmen, da scheuen die Banken das Risiko. Kommt der Privatmann aber nicht alleine, sondern mit einem starken und erfahrenen Investor an der Seite, hellt sich die Miene des Bankers wieder auf.


Uwe Kehlenbeck

Bei einer geplanten Nachfolge in Form eines MBI/MBO spielt die Finanzierung eine bedeutende Rolle. Schließlich muss diese aus den künftigen Erträgen des Unternehmens getragen werden. Hier stoßen wir oft auf falsche Vorstellungen sowohl auf Käufer- wie auch auf Verkäuferseite. Mit Hilfe einer sog. Mosaikfinanzierung unter Einbindung von Investoren kann jedoch auch mit geringen Eigenmitteln des Käufers eine Übernahme bewerkstelligt werden.

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