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Wachstum mit Mezzanine und Konsortialkredit

Mit seinen gleichermaßen variablen wie effizienten Produktionsverfahren ist Feuer Powertrain ein weltweit erfolgreicher Hersteller von Kurbelwellen. Das Unternehmen profitiert vom Trend zum Outsourcing, musste aber das Wachstum der ersten Jahre über einen sehr hohen Verschuldungsgrad finanzieren. Mit einer Mischung aus Konsortialkrediten und individuellem Mezzanine ist es trotz der Altlasten gelungen, Gesellschaftsanteile zurückzukaufen und die passende Finanzierungsstruktur für den nächsten Wachstumssprung zu finden.

Vom Start-up zum Weltmarktführer

Flexible Produktionslinien, vollautomatisierte Fertigung und technologisch auf dem neuesten Stand: Es gibt gute Gründe dafür, dass Feuer Powertrain innerhalb nur eines Jahrzehnts den Sprung vom Start-up zu einem führenden Anbieter von Kurbelwellen für Kfz- und Industriemotoren geschafft hat. Doch das starke Wachstum stellte das nach dem Firmengründer und Mehrheitsgesellschafter Dieter Feuer benannte Unternehmen auch vor gewaltige Herausforderungen. „Wir sind schnell gewachsen und mussten gleichzeitig mit einer eng gestrickten Finanzierung zurecht kommen“, erinnert sich Geschäftsführer und Mitgesellschafter Bernd Gulden.

Auf der Suche nach neuen Finanzierungslösungen

Vier Jahre nach der Gründung engagierte sich die Beteiligungsgesellschaft Kurbelwellen mbH (BGK) im Zuge einer Kapitalerhöhung als Minderheitsgesellschafter und trug so zunächst zur Stabilisierung des Eigenkapitals bei. Nachdem das Unternehmen die Rezession ohne größere Blessuren überstanden hatte und im Jahre 2010 wieder profitabel auf dem Weg zu einem neuen Umsatzrekord war, wollte das Management die Finanzierung auf neue Beine stellen. Unterstützung holte es sich bei der auf Corporate Finance für den Mittelstand spezialisierten Beratungsgesellschaft IEG – Investment Banking, die eine ganze Reihe von Herausforderungen zu bewältigen hatte. So war der Rückkauf des 30%igen Anteils der BGK geplant, zudem sollte zusätzliches Kapital für die Installation einer neuen Fertigungslinie in Höhe von 30 Mio. EUR mobilisiert werden. Mit Blick auf das noch von den Anfangsverlusten belastete Fremdkapital wurde zudem eine Erweiterung der Betriebsmittellinien bei gleichzeitiger Refinanzierung bestehender Kredite (Senior Debt) angestrebt.

Von Altlasten befreit

Nachdem eine Erweiterung des Bankenkreises in früheren Jahren nicht gelungen war, konnte Feuer Powertrain nun auf sein deutlich verbessertes Profil und die guten Kontakte der IEG setzen. „Wir haben frühzeitig die intensive Kommunikation mit Kreditinstituten und Investoren gesucht, um ihnen die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens und die vorgeschlagene Finanzierungsstruktur nahe zu bringen“, erläutert Rene Griemens, Managing Director bei IEG. In der schwierigen Zeit nach dem Konjunkturtief 2009 mussten die zum Teil skeptischen Konsortialberater in den Banken immer wieder auch persönlich von der Unternehmensstory überzeugt werden. „Für Vertrauen gesorgt hat neben den positiven Daten zu Umsatz und Margen auch die Einbeziehung von individuellem Mezzanine mit der aus Sicht der Banken willkommenen Eigenkapitalwirkung“, sagt Griemens. Die M Cap Finance Mittelstands GmbH & Co. KG stellte im Juli 2011 Mezzaninekapital zur Realisierung des Gesamtprojektes und Stärkung der Kapitalstruktur zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund gelang es IEG im November 2011 gemeinsam mit der Commerzbank als Co-Arrangeur, einen Konsortialkredit in Höhe von 60 Mio. EUR für Feuer Powertrain zu platzieren. Neben den langjährigen Partnern Commerzbank und Deutsche Postbank wurden mit der NordLB und der HSH Nordbank zwei weitere Teilnehmer für den Club Deal gewonnen, dessen Mittel nun für die angestrebte Refinanzierung und die nächsten Wachstumsschritte zur Verfügung standen.

Ausblick
Das Management strebt weiterhin zweistellige Wachstumsraten an und rechnet im laufenden Jahr mit einem Rekordumsatz von ca. 82 Mio. EUR. Die Finanzierungsstruktur hat Spielraum für neue Investitionen geschaffen und dürfte das Unternehmen zunächst bis zu einem angepeilten Umsatzvolumen von über 100 Mio. EUR im Jahr 2013 tragen.„Durch die Refinanzierung über einen Konsortialkredit haben wir uns neue Freiräume geschaffen“

Interview mit Bernd Gulden, Geschäftsführender Gesellschafter, Feuer Powertrain GmbH & Co. KG

Unternehmeredition: Herr Gulden, warum mussten Sie in der noch jungen Geschichte Ihres Unternehmens immer wieder nach neuen Finanzierungslösungen suchen?
Gulden: Unser Geschäft, in dem man für einen Euro Umsatz erst einmal 1,50 bis 1,80 EUR investieren muss, ist sehr kapitalintensiv. Wir hatten uns zudem von Beginn an Wachstumsraten von 30% p.a. vorgenommen, weil wir nur so in kurzer Zeit die kritische Größe erreichen konnten. Andererseits hatten wir in den Anfangsjahren mit begrenzenden Vorgaben und harten Tilgungsprofilen zu leben. Wir mussten zum Teil Investitionskredite innerhalb von fünf Jahren tilgen – obwohl die mit diesem Geld angeschafften Maschinen eine Lebensdauer von zehn Jahren hatten. Wir haben diese Herausforderungen u.a. durch den verstärkten Einsatz von Maschinen-Mietkauf bewältigt. Als es dann im Jahr 2006 zu Anlaufverzögerungen bei einigen Projekten kam, hatten wir dennoch zusätzlichen Kapitalbedarf und nahmen deshalb die Beteiligungsgesellschaft Kurbelwellen mbh (BGK) als Minderheitsgesellschafter auf.

Unternehmeredition: Was hat Sie dazu veranlasst, diese Anteile wieder zurückzukaufen und die Akquisition gleichzeitig in eine grundlegend neue Finanzierungslösung einzubinden?
Gulden: Wir haben uns nach der Rezession des Jahres 2009 wieder schnell weiterentwickelt und wollten eine stärkere Interessengleichheit zwischen Kapital und Management herstellen. Der Rückkauf der Beteiligung war deshalb eines der obersten Ziele der Finanzierungslösung, obwohl uns die BGK über die Jahre durchaus positiv begleitet hatte und auch heute noch indirekt ein Maschinenlieferant unseres Unternehmens ist. Durch die mit der Refinanzierung über einen neuen Konsortialkredit geschaffenen Freiräume konnten wir wiederum eine stärker an der Profitabilität orientierte Strategie fahren, bei der uns eine knappe Liquidität nicht zu kleinen und ineffizienten Produktionslosen zwingt.

Unternehmeredition: Ein Gutteil des Konsortialkredits ist auch auf wichtige Investitionen ausgerichtet. Was lässt sie so optimistisch in die Zukunft blicken?
Gulden: Wir haben eine gut gefüllte Pipeline an neuen Projekten, die jeweils für sieben bis acht Jahre vorhalten. Der anhaltende Trend zum Outsourcing wird unser Wachstum weiter vorantreiben, weil die Hersteller durch die Auslagerung deutlich bessere Finanzkennzahlen erreichen und mit einer höheren Versorgungsflexibilität arbeiten können. Unser Exportanteil mit wichtigen Wachstumsmärkten von China und Indien bis Brasilien und Südafrika, aber auch Europa und den USA ist kontinuierlich auf 80% gewachsen. Wir bewegen uns in einem Weltmarkt mit weniger als zehn Wettbewerbern von Bedeutung und haben die Rendite auf das eingesetzte Kapital kontinuierlich verbessert. Die Investitionen gehen dennoch ausschließlich in den Standort Deutschland, weil wir hier auf das Know-how unserer Mitarbeiter und der in der Region ansässigen Maschinenlieferanten bauen können. Nicht zuletzt ist unsere Finanzierungsstruktur heute in Ordnung und wir könnten derzeit wohl relativ entspannt mit unseren Banken über weitere Kreditaufnahmen sprechen.

Unternehmeredition: Herr Gulden, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil: Feuer Powertrain GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 2002
Branche: Automobilzulieferer
Unternehmenssitz: Nordhausen
Mitarbeiterzahl: 350
Umsatz 2011: 59 Mio. EUR
Internet: www.feuer-pt.de

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