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„VW-Krise hat für AUNDE bislang keine Folgen“

Vom Tuchhersteller wandelte sich AUNDE zu einem international aufgestellten Automobilzulieferer. Warum CEO Rolf Königs diesen Weg einschlug und was der Präsident von Borussia Mönchengladbach mit dem Unternehmen vorhat. 

Unternehmeredition: Herr Königs, nach Volkswagen musste jetzt auch die Tochter Audi eingestehen, Abgaswerte manipuliert zu haben. Wie hart trifft Sie die Krise bei Deutschlands größtem Autobauer?

Möchte AUNDE in die Zukunft führen: CEO Rolf Königs. (© privat)

Königs: Die Krise bei Volkswagen hat auf unser Geschäft bisher keine Auswirkungen. Wir haben ein intensives Kunden-Lieferanten-Verhältnis. Unter Tausenden von Zulieferern haben wir bei Volkswagen die Lieferantennummer 13 und somit eine sehr lange Historie. Es gibt hier sicherlich auch eine politische Dimension. Bewerten möchten wir diese nicht. Unser Fokus liegt auf den geschäftlichen Beziehungen.

Vom Tuchhersteller entwickelte sich AUNDE zum Automobilzulieferer. Warum dieser Schritt?

Grund dafür war vor allem der Strukturwandel in der Textilindustrie. In den 50er-Jahren gab es in Deutschland 3.800 Textilhersteller, überwiegend für klassische Textilprodukte. Beginnend ab den 70er-Jahren verschwanden viele Anbieter vom Markt oder wanderten ins Ausland ab. Heute existieren in Deutschland noch 800 Textilunternehmen und 400 Bekleidungshersteller.

Wie gelang der Wandel in Ihrem Haus?

Neben den klassischen Tuchen für Damen und Herren haben wir bereits frühzeitig mit der Produktion von Polsterstoffen für die Automobilindustrie begonnen. Der erste Kunde war 1921 Opel in Rüsselsheim. Opel stellte damals die Produktion von Nähmaschinen und Fahrrädern auf fahrende Droschken um. Die Industrialisierung in der Automobilindustrie haben wir von Anfang an mit begleitet.

Bis 1982 hatten Sie ausschließlich das Stammwerk in Mönchengladbach. Dann haben Sie mit der Internationalisierung begonnen. Wie hart war dieser Schritt?

Wir haben die strukturellen Probleme in unserer Branche erkannt, die Arbeitsteilung in der Welt beobachtet und daraus unsere Schlüsse gezogen. Es war eindeutig, dass wir uns wandeln mussten und nicht mehr beim angestammten Produkt bleiben konnten. Es war auch klar, dass wir uns international aufstellen mussten. Und zwar nicht für die Produktion in Billiglohnländern. Unser Know-how mussten wir in die Welt bringen. Seit 1982 begleiten wir unsere Kunden weltweit. Unser erstes Werk im Ausland bauten wir in Spanien. Opel startete damals mit der Produktion des Corsa in Saragossa. In unmittelbarer Nähe bauten wir speziell für dieses Modell ein Werk auf die grüne Wiese.Vom Tuchhersteller wandelte sich AUNDE zu einem international aufgestellten Automobilzulieferer. Warum CEO Rolf Königs diesen Weg einschlug und was der Präsident von Borussia Mönchengladbach mit dem Unternehmen vorhat. 

Mittlerweile fertigt AUNDE komplette Sitze und akquirierte mehrere Unternehmen. Zuletzt kauften Sie im Oktober 2014 den damals angeschlagenen fränkischen Zulieferer Fehrer. Was waren die Gründe?

Wir wollten unsere Fertigungstiefe erweitern, die Wertschöpfung erhöhen und Produkte, die zu uns passen, dazunehmen. Fehrer stellt Autointerieur her, das ergänzt unsere Produktpalette.

Durch die Übernahme des Unternehmens sind Sie Ihrem Ziel, Komplettanbieter von Autoinnenausstattung zu werden, näher gekommen. Holen Sie jetzt erst mal Luft?

Integration und Synchronisation von Fehrer in die AUNDE Gruppe laufen sehr gut. Bei dem Kauf hatten wir zugesichert, sämtliche Mitarbeiter und alle Werke der Gruppe zu übernehmen. Dabei ist es geblieben. Wir starteten ein umfangreiches Investitionsprogramm für die Restrukturierung und den Ausbau der Produktionskapazitäten. Dieses beinhaltet auch sieben neue Werke, die die Fehrer-Gruppe künftig bauen wird. Weltweit werden in den kommenden drei bis vier Jahren 15 bis 20 neue Werke unsere Gruppe erweitern.

Sie haben 19.000 Mitarbeiter. Gewachsen ist die Gruppe hauptsächlich durch Akquisitionen.

Innovationscenter von AUNDE in Lemgo: Das Unternehmen hat sein Geschäftsmodell verändert. (© AUNDE Group)

Das kann man so nicht sagen. Es ist eine Mischung aus organischem Wachstum und Übernahmen. Es hält sich die Waage.

AUNDE ist in 27 Ländern aktiv und hat 110 Werke weltweit. Wie behalten Sie den Überblick?

Wir haben unser eigenes integriertes Managementsystem, mit dem wir unsere Gruppe lenken und leiten. Alle Werke werden von lokalen Managern geführt. Natürlich stehen wir in intensivem Austausch und trainieren die Mitarbeiter.

Vor allem China bereitet den Automobilherstellern durch das schwächere Wachstum Sorgen. Ihnen auch?

In China sind wir 2005 gestartet. Derzeit haben wir dort acht Werke. Mit unseren Investitionen sind wir sehr zufrieden. Mit Wachstumsraten zwischen fünf und sechs Prozent können wir gut leben. Grundsätzlich ist es ein Vorteil der Internationalisierung, dass man zwischen den Märkten ausgleichen kann. Vor allem dann, wenn es mal in einer Region nicht so gut läuft.

Wie schnell schließen Sie Standorte, wenn es nicht rundläuft?

Bedingt durch äußere Einflüsse haben wir bisher weltweit nur ganz wenige Werke schließen müssen. Entscheidet man sich für einen Standort, sollte es eigentlich auch dabei bleiben. Beispiel: Nachdem wir 1989 in der Türkei mit der Produktion begannen, gab es immer wieder Krisen. Viele ausländische Investoren haben damals das Land verlassen. Wir sind geblieben. Diese Nachhaltigkeit hat sich letztlich ausgezahlt.Vom Tuchhersteller wandelte sich AUNDE zu einem international aufgestellten Automobilzulieferer. Warum CEO Rolf Königs diesen Weg einschlug und was der Präsident von Borussia Mönchengladbach mit dem Unternehmen vorhat. 

Was würden Sie Unternehmen raten, die international agieren wollen?

Vorgesehene Länder in Bezug auf Kunden und Märkte genau analysieren, die Tochterunternehmen finanziell ausreichend ausstatten und lokales Management fördern. Nicht nur produzieren, sondern auch entwickeln.

Welcher Ihrer Auslandsmärkte läuft denn derzeit am besten?

Vor allem in der NAFTA Region – USA und Mexiko – läuft es momentan sehr gut. Auch in Europa sind wir sehr zufrieden. Und selbst mit der wirtschaftlichen Abkühlung in China können wir gut leben.

Hat AUNDE denn überhaupt noch weiße Flecken auf Ihrer Landkarte?

Natürlich gibt es die. Aktiver werden wollen wir etwa in Russland und im Iran, wenn dort die Verhältnisse wieder stabiler geworden sind. Wir haben für die Zukunft auch Indonesien im Blick. Ohnehin ist die Region Asien/Pazifik sehr spannend. Doch auch in Europa gibt es noch genügend Wachstumschancen.

Welches Wachstum haben Sie jährlich?

Wir wachsen im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent.

Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch. Neue Spieler wie Google oder Apple kommen dazu. Die Entwicklung von Tesla, führender Hersteller von Elektroautos, wird von den großen Autobauern sehr genau beobachtet. Was bedeutet das für AUNDE?

Google will ja kein neues Auto bauen, sondern ist an Systemen wie dem autonomen Fahren interessiert. Kommen neue Akteure wie Tesla auf den Markt, sind das auch potenzielle Kunden. Tesla etwa beliefern wir bereits.

Sie sind ja nicht nur CEO eines großen Automobilzulieferers, sondern auch Präsident von Borussia Mönchengladbach. Wo wird der Verein am Jahresende landen?

In der Bundesliga stehen wir momentan auf dem fünften und in der Champions-League-Gruppe auf dem dritten Platz. Diese Positionen wollen wir auch halten. Bei Borussia wie auch in unserer Unternehmensgruppe haben wir für die Zukunft noch sehr viel vor.


Zur Person

(© privat)

Rolf Königs ist CEO der AUNDE Group, einem Automobilzulieferer, der sich auf Sitze und Interieur spezialisiert hat. Die Gruppe erwirtschaftet einen Umsatz von rund 2,2 Mrd. Euro und beschäftigt 19.000 Mitarbeiter. Königs ist seit 2004 Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und begleitet außerdem zahlreiche Ehrenämter. www.aunde.com

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