Edel AG – Die Tonleiter rauf und runter

Vom Ein-Mann-Unternehmen zum Full-Service-Entertainmentanbieter – eine Geschichte, die im Falle der Edel AG wahr wurde. Doch in seiner über 25-jährigen Geschichte durchlebte das Familienunternehmen viele Höhen und Tiefen. Besonders der Hype am Neuen Markt wurde Edel zum Verhängnis, doch Gründer und Vorstandsvorsitzender Michael Haentjes konnte das Ruder noch herumreißen.

Die Grundidee hatte der heutige Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär Haentjes 1985. Damals gründete er einen Mailorderversand für Filmmusik. Erfahrung in dieser Branche brachte er bereits aus seinen früheren Tätigkeiten u.a. bei Warner Home Video mit. Erst zwei Jahre später vergrößerte sich das Unternehmen und der erste Angestellte wurde mit an Bord geholt. Aus dem Versand entwickelte sich schon bald eine voll ausgestattete Record Company, die eigene Compilations und Soundtracks über den internen Vertrieb in die Läden brachte. In den nächsten Jahren wurden vor allem das internationale Wachstum sowie die Ausweitung der Produktpalette vorangetrieben und es wurden verschiedene Künstler unter Vertrag genommen. Innerhalb eines Jahrzehnts entwickelte sich das Familienunternehmen zum größten unabhängigen Tonträgerunternehmen in Deutschland.

Börsengang
1998 wagte das Familienunternehmen unter Haentjes‘ Führung den Schritt an die Frankfurter Börse und ließ sich im Neuen Markt listen. Der Grund, der für den Kapitalmarkt sprach, war einfach: Edel sollte weiter wachsen – auch international. Und die Equity Story überzeugte die Investoren; im Zuge des IPOs konnte Edel rund 60 Mio. DM an frischem Kapital einsammeln. Doch die Aktienmehrheit gab Haentjes in all den Jahren nicht ab. Ein Fakt, an dem sich auch künftig nichts ändern wird, denn auch in Zukunft soll die Mehrheit in Familienhand bleiben. „Mein Aktienanteil wird definitiv an meine Kinder übergeben. Aber ob das operative Management in Familienhand bleiben wird, ist eher unwahrscheinlich, wird sich aber erst noch zeigen“, erklärt Haentjes gegenüber dem GoingPublic Magazin.

Wenn Wachstum schadet
Durch den Börsengang nahm die Finanzkraft des Unternehmens enorm zu. Die neu gewonnene Liquidität sollte in das Wachstum investiert werden. Über den Zukauf von Tochtergesellschaften und verschiedene Joint-Ventures weltweit konnte Edel seinen Umsatz in kurzer Zeit vervielfachen. Negativ daran war jedoch die organisatorische Komplexität, die unterschätzt wurde. Zu Spitzenzeiten hatte das Familienunternehmen über 100 operative Einheiten, die nicht richtig in den Mutterkonzern integriert waren. Als der Neue Markt zusammenbrach, ging es auch für Edel steil bergab.

1
2
Vorheriger ArtikelGewerbliche Coolness
Nächster ArtikelPrivatvermögen und Family Office: Nach der unternehmerischen Phase