“Wir sehen uns als Partner, der das unternehmerische Risiko mitträgt” (Ausgabe 1/2007)

Interview mit Dr. Christian Näther, Managing Partner, Apax PartnersApax Partners ist eine weltweit tätige Private Equity-Gesellschaft, die Fonds im Wert von insgesamt rund 20 Mrd. USD betreut. Im Interview mit der Unternehmeredition spricht Managing Partner Dr. Christian Näther über die Investmentstrategie von Apax im deutschen Mittelstand, die häufigsten Missverständnisse zwischen Finanzinvestoren und Familienunternehmen und über den Nutzen von Private Equity aus Firmensicht.
Apax Partners ist eine weltweit tätige Private Equity-Gesellschaft, die Fonds im Wert von insgesamt rund 20 Mrd. USD betreut. Im Interview mit der Unternehmeredition spricht Managing Partner Dr. Christian Näther über die Investmentstrategie von Apax im deutschen Mittelstand, die häufigsten Missverständnisse zwischen Finanzinvestoren und Familienunternehmen und über den Nutzen von Private Equity aus Firmensicht.

Unternehmeredition: Herr Dr. Näther, Apax ist auf die Branchen Technologie & Telekommunikation, Handel & Konsumgüter, Medien, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen & Business Services spezialisiert. Was muss ein Unternehmen außerdem erfüllen, um für Sie interessant zu sein?

Näther: Das Unternehmen sollte Wachstumspotenzial besitzen, das sich aus neuen Produkten und Dienstleistungen oder einer Internationalisierungsstrategie ergeben kann. Wir unterstützen mittelständische Unternehmen auch bei Buy-&-Build-Strategien, beim Kauf von Firmen, die genauso groß oder sogar größer sein können als das akquirierende Unternehmen selbst. Aufgrund unserer globalen und gleichzeitig auch regionalen Ausrichtung – wir sind in jedem wesentlichen Markt in Europa vertreten und haben Büros in Asien und den USA – können wir Firmen bei Akquisitionen in den einzelnen Auslandsmärkten unterstützen.

Unternehmeredition: Welche Bedeutung haben Familienunternehmen in der Investment-Strategie von Apax Partners.
Näther: Familienunternehmen haben eine große Bedeutung für uns, weil sie häufig exzellent geführt sind und eine hervorragende Basis für weiteres Wachstum bieten. Auch aus Studien geht hervor, dass familiengeführte Unternehmen sich häufig besser entwickeln als andere. Für diese Firmen gibt es wichtige Anlässe, über die Beteiligung eines Finanzinvestors nachzudenken: etwa bei der Nachfolgeproblematik oder bei divergierenden Gesellschafterinteressen. Auf letzteres trifft man häufiger in der 3. oder 4. Familiengeneration.

Unternehmeredition: Welche Transaktionsarten führen Sie vor allem durch
Näther: Wichtiger als die Art der Transaktion sind für uns andere Kriterien, wie Branche, Unternehmenswert, Größe und Wachstumsaussichten. Wenn diese erfüllt sind, machen wir jede Art von Transaktion: von Management Buyouts und Buy-ins über Leveraged Buyouts bis zur Wachstumsfinanzierung.

Unternehmeredition: Welche Exitstrategie verfolgen Sie?
Näther: Die technische Laufzeit unserer Fonds beträgt in der Regel 10 Jahre, im Schnitt liegt unser Planungshorizont, um die geplanten Wertsteigerungen im Unternehmen zu erreichen, zwischen dreieinhalb und fünf Jahren. Der Börsengang ist für uns sicherlich ein wesentlicher Exitkanal, wir führen aber auch Secondary Buyouts durch, also den Verkauf eines Unternehmens an einen weiteren Finanzinvestor. Da sind wir relativ offen. Generell bauen wir die Unternehmen als sehr eigenständige Einheiten auf, sodass der Verkauf an einen strategischen Investor seltener vorkommt. Übrigens haben wir in Europa bisher über 80 IPOs durchgeführt, die sich in ihrer Gesamtheit besser entwickelt haben als entsprechende Vergleichsindex.

Unternehmeredition:
Worin liegen die häufigsten Missverständnisse zwischen Finanzinvestoren und mittelständischen Unternehmern, und wie lassen sich diese überbrücken?
Näther: Viele Unternehmer gehen davon aus, dass Private Equity-Investoren nur ein Verständnis für Rendite, Finanzen und Zahlen haben, aber sich nicht mit dem operativen Geschäft, mit Business Models oder bestimmten Branchen tiefer beschäftigen. Ein weiteres Missverständnis ist, dass Beteiligungsgesellschaften nur auf Unternehmen in Krisensituationen aus seien, um sie zu zerhacken und in Einzelteilen zu verkaufen. Natürlich gibt es auch solche Fälle, doch für das Gros der Private Equity-Gesellschaften trifft das nicht zu. Wir bei Apax lassen die Finger völlig von Restrukturierungsfällen und beschäftigen uns ausschließlich mit Wachstumsunternehmen.

Unternehmeredition: Welche Vorteile haben Unternehmer, Gesellschafter bzw. das Management von einer Zusammenarbeit mit Private Equity-Gesellschaften wie Apax?
Näther: Wir sehen uns als Partner, der das unternehmerische Risiko mitträgt, der die Märkte weltweit gut kennt und der dazu bereit ist, nahezu unlimitiert ins Wachstum des Unternehmens zu investieren. Außerdem hilft eine Private Equity-Gesellschaft auch, die Strukturen des Unternehmens weiter zu professionalisieren. Mit einem “neutralen” Investor an Bord ist es einfacher für Mittelständler, ein sehr gutes Managementteam anzuziehen, das typischerweise mit am Unternehmen beteiligt wird und daraus eine hohe Motivation zieht. Wer heute alleiniger Eigentümer einer mittelständischen Firma und zwischen 60 bis 65 Jahre alt ist und kein ordentliches Management hat, das für die Nachfolge in Frage kommt, dem kann durch die Zusammenarbeit mit einer Private Equity-Gesellschaft eine große Last von den Schultern genommen werden.

Unternehmeredition:
Was waren die letzten deutschen Unternehmen, an denen sich Apax beteiligt hat? Welche Bedeutung messen Sie künftig deutschen Unternehmen bei?
Näther: Wir haben etwa 2004 einen Buyout beim Direktvertriebsunternehmen LR Health & Beauty Systems GmbH durchgeführt, das Kosmetika und Düfte vertreibt. Im gleichen Jahr haben wir das Entsorgungsunternehmen Sulo gekauft. 2005 haben wir außerdem in das Telekommunikationsunternehmen Versatel Deutschland GmbH investiert, das wir mit Tele2 zusammengeführt haben. Versatel wurde dadurch deutlich größer, ist in den letzten anderthalb Jahren stark gewachsen und hat sich zu einem interessanten IPO-Kandidaten entwickelt.* Den Modekonzern CBR haben wir gerade erst verkauft – nachdem er in den vergangenen Jahren ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnete. Bei einigen dieser Transaktionen waren die Unternehmer weiterhin am Erfolg beteiligt. Der deutsche Markt ist nach wie vor attraktiv für Apax.

Unternehmeredition: Herr Dr. Näther, Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Markus Hofelich.

Zur Person: Dr. Christian Näther
Dr. Christian Näther (christian.naether@apax.de) ist Managing Partner bei Apax Partners in der Münchener Niederlassung. Die Private Equity-Gesellschaft besteht seit über 30 Jahren, ist weltweit tätig und investiert in große Unternehmen in fünf Wachstumssektoren: Technologie & Telekommunikation, Handel & Konsumgüter, Medien, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen & Business Services.
www.apax.de

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