Umweltfreundliche Kühlung für die ganze Welt

NORD Holding gelingt Carve-out und Exit bei Kältekompressorenhersteller Bock

Foto: © Bock GmbH

2020 erwarb die NORD Holding vom GEA-Konzern den Kältekompressorenhersteller Bock. Der NORD Holding gelang es, das Unternehmen aus dem GEA-Konzern herauszulösen und durch Auf- und Umbau von Managementstrukturen wieder ein eigenständiges profitables Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von jährlich 20% und zweistelligen Gewinnen daraus zu machen. Nur zwei Jahre später hat jetzt Danfoss als strategischer Investor das 1932 gegründete, ursprünglich familiengeführte Traditionsunternehmen der NORD Holding wieder abgekauft.

Luftaufnahme vom Firmensitz im baden-württembergischen Frickenhausen; Foto: © Bock GmbH

Bock baut mit 400 Mitarbeitern in Deutschland, Tschechien, Indien und China Kältekompressoren für stationäre Anlagen wie beispielsweise Supermärkte und für den mobilen Bereich wie beispielsweise Omnibusse und Bahnen. In den letzten Jahren wurde der Bereich natürliche Kältemittel mit Schwerpunkt CO2 ausgebaut und macht heute bereits mehr als 50% des Portfolios aus.

Bock und Danfoss ergänzen sich perfekt

Bevor das Unternehmen Anfang Oktober an Danfoss verkauft wurde, wurde bei NORD Holding hart gerungen. „Eigentlich wollten wir die Bock GmbH selbst noch weiter halten, weil wir von deren Potenzial überzeugt sind“, sagt Ronald Grott, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei der NORD Holding. Aber die Gelegenheit sei günstig gewesen, als sich nach erfolgreicher Anbahnung einer Saleskooperation mit der Danfoss AG ein Verkauf an die selbige angeboten habe. „Das hat sich einfach entwickelt, das war kein klassischer Verkaufsprozess“, urteilt Grott.

Foto: © Bock GmbH

Danfoss entwickelt mit 40.000 Mitarbeitern weltweit Technologien, die schon heute eine bessere, intelligentere und effizientere Zukunft ermöglichen. Zwar setzt die dänische Gruppe auch bereits CO2 als natürliches Kühlmittel ein, verfügt aber selbst neben Regelventilen, etc. nur über wesentlich kleine Kompressoren und nicht wie bei Bock über große semihermetische Kompressoren für die stationäre Anwendung. Demgegenüber verfügt Danfoss aufgrund ihrer weltweiten Präsenz u.a. über den von Bock gesuchten Marktzugang in Nordamerika. „In diesem Fall bilden Produkt und Markt eine ideale Ergänzung“, erläutert Grott. „Bock hat die Produkte, die Danfoss dringend braucht. Und Danfoss hat den Marktzugang den Bock dringend braucht.“ Bock habe nun die Chance, innerhalb des Danfoss-Konzerns das Competence Center für umweltverträgliche Kühlmittel zu werden.

Auch sonst schien nichts gegen die Transaktion zu sprechen, denn wie sich herausstellte, hatte man nach zwei Jahren schon erreicht, was erst in vier bis fünf Jahren hätte erreicht werden sollen: „Wir sind mit allen Sachen schneller gewesen, als wir uns das ursprünglich gedacht haben. Wir haben sowohl den Carve-out aus dem GEA-Konzern schneller vollzogen, als auch die Sales-Strategie durch ein sehr gutes Management schneller umgebaut und erfolgreich gemacht“, so Grott.

Zum Zeitpunkt der Übernahme von GEA habe man nicht wissen können, ob die Strategie aufgehen würde. Gesetzt habe man auf den Megatrend Umwelt und Kühlung gepaart mit einer starken Marktstellung sowie exzellenten Produkten von Bock. „Unsere Erfahrung ist, dass man, wenn man solch ein Unternehmen aus einem Konzern herauslöst und wieder auf eigene Füße stellt, einen sehr positiven Impact generiert“, so der Carve-out-Experte.

Dr. Marcus Albrecht, CEO von Bock; Foto: © Bock GmbH

„GEA hat sehr viel liegenlassen“, bestätigt CEO Dr. Marcus Albrecht. Die NORD Holding habe ein gutes Geschäftsmodell und einen guten Businessplan gehabt. Es wurde alles auf den Prüfstand gestellt und ein Strategieworkshop durchgeführt, um die Ziele festzulegen. Die Herausforderungen seien allerdings riesig gewesen. „Wir hatten keine eigenen IT-Strukturen und mussten diese völlig neu aufbauen“, schildert Grott. „In China mussten wir sogar zeitgleich zum Carve-out mit einer Produktionsstätte remote umziehen.“

Vision: Bock als weltweit führender Anbieter umweltfreundlicher Kühlmittel

Der Erfolg gab dem Finanzinvestor Recht: Die Umsätze wuchsen zuletzt von 72 Mio. EUR 2020 auf 86,5 Mio. EUR 2021 und ca. 100 Mio. EUR 2022. „Es war natürlich auch ein Quäntchen Glück dabei“, gibt Grott zu verstehen. Man habe die richtigen Personalentscheidungen getroffen, und auch der Markt habe sich wie erhofft positiv entwickelt. Neben dem Trend hin zu umweltfreundlichen Kühlmitteln und einer hohen Nachfrage nach Wärmepumpen aufgrund der Energiekrise habe die Energieeffizienzdiskussion die Entwicklung zusätzlich befeuert. Schon jetzt verbrauche ein Bock-Kompressor 10% weniger Energie als vergleichbare marktübliche Kompressoren.

„Wir hatten das Ziel, Bock zum weltweit führenden Anbieter umweltfreundlicher Kühlmittel zu machen“, sagt Grott. „Außerdem hätten wir noch weiter an der Leistungsfähigkeit der Kompressoren gearbeitet.“ Das nächste Ziel für die kommenden Jahre wäre gewesen, das Unternehmen auf 150 Mio. EUR Umsatz zu bringen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich Bock als Teil des Danfoss-Konzerns entwickeln und welchen Beitrag es zu dessen Erfolg leisten wird. „Ich könnte mir vorstellen, dass Danfoss diese Vision weiter vorantreibt und auch umsetzt“, so der Investmentmanager. „Denn genau deshalb haben sie Bock gekauft.“


„Wir sind stark geprägt durch die ESG-Diskussion“

Interview mit Ronald Grott, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei der NORD Holding

Unternehmeredition: Zwei Jahre ist eine recht kurze Zeit, um einen Carve-out zu vollziehen und das entsprechende Unternehmen in die Gewinnzone zu führen. Wie haben Sie das geschafft?

Ronald Grott; Foto: © NORD Holding

Ronald Grott: Wir haben kurz nach dem Signing angefangen, mit einem mit uns verbundenen Operational Team den Tag 01 nach Closing vorzubereiten und dann in die Umsetzung zu bringen. Das Ganze war beziehungsweise ist ein Zusammenspiel zwischen diesem Operational Team sowie Deal-Team der NORD Holding und dem Management-Team um Dr. Albrecht. Es gab beispielsweise einen Kollegen, der nur die Vertriebsorganisation und das -controlling mit aufgebaut und unterstützt hat. Die Mitglieder des Operational Teams kommen selbst aus der Leitung mittelständischer Unternehmen oder aus großen Beratungsgesellschaften und unterstützen dann drei bis vier Tage pro Woche vor Ort beim Unternehmen. Von dort wurde auch der kaufmännische Bereich stark supported, da waren zuvor nur drei Leute drin. Damit können Sie kein mittelständisches Unternehmen kaufmännisch führen. Wir hatten dort einen Kollegen, der so lange unterstützt hat, wie er gebraucht wurde. All das hat extrem Zeit gespart und den Erfolg von Bock deutlich beschleunigt. Das Management-Team des Unternehmens unter Leitung von Herrn Albrecht konnte sich so ganz auf seine operativen Aufgaben konzentrieren und musste nicht parallel noch Organisationseinheiten aufbauen. Der dritte Faktor ist die gesamte Belegschaft vor Ort, die aus der Lethargie des GEA-Konzerns rausgelöst wurde, so dass es „jetzt wieder Spaß macht.

Was genau hat das Umsatzwachstum ermöglicht?

Wir haben das Vertriebscontrolling effizienter aufgebaut und konnten so den Vertrieb optimieren. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, die gesamte Salesorganisation weltweit aus Frickenhausen heraus zu steuern. Vorher waren die Sales Offices verstreut. Wir haben aus dieser zerfaserten Salesorganisation eine Gruppe geformt.

Wie wichtig sind Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit für die NORD Holding?

Wir sind natürlich auch stark geprägt durch die ESG-Diskussion, checken jedes Investment hinsichtlich des Status quo ab und prüfen die Möglichkeiten, das Unternehmen entsprechend weiterzuentwickeln. Wir haben ein eigenes ESG-Team mit fünf Köpfen, deren Leitung mir obliegt. Für Spezialthemen, z.B. die Ermittlung des CO2-Footprints, holen wir uns externe Berater rein. Wir sind auch in unterschiedlichen Gremien unterwegs, die die Sustainable Development Goals der UN unterstützen, und haben quartalsweises ESG-Reporting bei unseren Unternehmen eingeführt. Jedes Unternehmen hat seine jährlichen ESG-Ziele, von der Frauenquote bis zum CO2-Ausstieg.

Inwieweit ist die Branche Kältetechnik für Sie interessant? Wie entwickelt sich der entsprechende Markt?

Ich persönlich gehe davon aus, dass wir die nächsten Jahre weiterhin Marktwachstum sehen werden, schätzungsweise zwischen 8 und 10% pro Jahr.

Herr Grott, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Kurzprofil BOCK GmbH

Gründungsjahr: 1932

Branche: Kältetechnik

Unternehmenssitz: Frickenhausen, Baden-Württemberg

Umsatz: 100 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: 400

https://bock.de/

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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