Nachfolge innerhalb der Familie

 

Vor zweieinhalb Jahren wechselte die auf Reise- und Linienbusverkehr spezialisierte Schmetterling Reise- und Verkehrs-Logistik GmbH den Besitzer. Unternehmensgründer und Inhaber Willi Müller übergab die Firma an seine ältere Tochter Daniela Singer, die seit 1992 im väterlichen Betrieb fest angestellt und in der Geschäftsleitung tätig ist.

Verkehrslogistik aus der Schmetterling-Gruppe herausgelöst
Die Schmetterling-Firmenfamilie ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen Tourismusbranche – und darüber hinaus. Zur Schmetterling-Firmenfamilie zählen die größte veranstalterunabhängige Reisebüro-Kooperation mit mehr als 3.500 Reisebüros in Europa und die Technologiesparte mit dem ersten Fullservice-Technikpaket für Reisebüros. Abgerundet wird der Firmenverbund durch die Reiseveranstalter Demed und 2,3 butterfly. Die inhabergeführte Firmenfamilie Schmetterling beschäftigt insgesamt 450 Mitarbeiter. Die ehemaligen Bereiche Veranstalter und Verkehrs-Logistik überschrieb Firmengründer Willi Müller 2010 seiner Tochter Daniela Singer, die schon zuvor der Schmetterling-Geschäftsleitung angehörte – wie auch ihr Mann Elmar Singer, ihre Schwester Anya Müller-Eckert und ihre Mutter Cäcilie Müller. Daraus ist jetzt die Schmetterling Reise- und Verkehrs-Logistik GmbH entstanden, die 240 Mitarbeiter beschäftigt. Das Portfolio umfasst das einzige deutschlandweit agierende Verkehrsunternehmen mit Reiseverkehr und Verkehrs-Logistik, Linienverkehr, Taxi und Mietwagen sowie den Reiseveranstalter Schmetterling. Die Schmetterling Reise- und Verkehrs-Logistik gehört zu den zu den größten mittelständischen Bus- und Touristikunternehmen in ganz Europa und gilt als starker und verlässlicher Arbeitgeber in der Region.

Investitionen in Millionenhöhe
„Es standen im Bereich Verkehrs-Logistik hohe Investitionen an, die ich vorantreiben wollte“, sagt Daniela Singer. „Und ich bin der Meinung, dass diese Entscheidung der treffen sollte, dem die Firma gehört.“ Ergebnis: Der Vater überschrieb die Schmetterling Reise- und Verkehrs-Logistik GmbH komplett seiner heute 40-jährigen Tochter. Die dann auch 4,7 Mio. EUR vornehmlich in neue Busse investierte, nachdem sie die Ausschreibung für die Liniendienste in den Landkreisen Forchheim und Fürth gewinnen konnte. „Mein Vater hätte diese Entscheidung so nie getroffen, er ist mehr in der Touristik zu Hause“, ergänzt Singer. Sie und ihr Ehemann dagegen hätten sich das spezifische Wissen für den ÖPNV über viele Jahre erarbeitet. „Da war die Übergabe nur logisch.“ Was der Vater genauso gesehen habe. Das Argument: „Es ist ein Unterschied, ob man eine Firma so führt, als wäre es die eigene, oder ob man seine eigene Firma führt.“ Sie leitete den Bereich, der ihr nun gehört, ohnehin mit ihrem Mann Elmar zusammen eigenständig. Auf externe Beratung wurde verzichtet, nur der Steuerberater war bei der Ausgestaltung der Nachfolgedetails behilflich. Gesellschaftliche Verflechtungen mit den übrigen Schmetterling-Unternehmen bestehen nicht mehr.

Im Unternehmen aufgewachsen
Was den Übergang besonders erleichterte: Daniela Singer ist zeit ihres Lebens den elterlichen Unternehmen verbunden. „Ich habe schon vor dem Abitur mitgearbeitet, während des Studiums und ab 1992 Vollzeit.“ Die fränkische Unternehmerin hat an der Berufsakademie Ravensburg einen Abschluss als Diplom-Betriebswirtin erworben. Sie betont, dass ihr Vater sie zu allen wichtigen Terminen mitgenommen hat und dass sie früh auch an Geschäftsführerversammlungen teilgenommen hat. Da sie seit 1996 Finanzchefin der gesamten Schmetterling-Gruppe war und heute noch ist, mussten weder Banken noch Geschäftspartner von der Kompetenz und dem Know-how der neuen Inhaberin überzeugt werden.

Kompetenz in allen Feldern
„In meinem Unternehmen gibt es nichts, was ich nicht selbst machen kann“, sagt Daniela Singer, „außer vielleicht einen Motor zerlegen.“ Selbstverständlich sitzt die Chefin ein- oder zweimal pro Jahr selbst am Steuer eines ihrer 127 Fahrzeuge oder kontrolliert durch „Mystery Shopper“, wie kundenorientiert sich ihre Mitarbeiter verhalten. „Aber“, auch das betont sie, „das Tagesgeschäft habe ich in die Hände fähiger Mitarbeiter gelegt.“ Viele Mittelständler, so ihre Beobachtung, kümmerten sich zu viel um den Alltagsbetrieb, statt Chef zu sein. „Das ist ein Fehler.“ Als Inhaber sollte man sich besser mit Strategien beschäftigen, mit Verhandlungen und Ausschreibungen. Nicht zuletzt, um sich auch mal schonen zu können. „Ich kann drei oder vier Wochen weg sein, ohne dass hier alles zusammenbricht.“

Nachfolge der übrigen Schmetterling-Firmen noch offen
Derzeit nicht zur Debatte steht die Übergabe der übrigen Firmen der Schmetterling-Gruppe. Die Freude, mit der Gründer Willi Müller sein Unternehmen führt, ist allenthalben spürbar. Der 65-Jährige ist in der gesamten Tourismuswirtschaft ein gefragter Gesprächspartner und Kämpfer für den Mittelstand. Die jährlichen Treffen der Schmetterling-Reisebüros gehören zu den Pflichtterminen der Spitzenmanager der deutschen Reiseveranstalter. Daniela Singer macht sich dagegen schon hin und wieder über ihre Nachfolger Gedanken. „Wenn meine Kinder fähig sind und Interesse haben, gebe ich die Firma gerne ab.“ Allerdings sind die beiden erst elf und sieben Jahre alt.

Marius Leweke
redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil: Schmetterling Reise- und Verkehrs-Logistik GmbH
Gründungsjahr Schmetterling Gruppe: 1970 (Reise- und Verkehrs-Logistik 2010 ausgegeliedert)
Branche: Busreiseverkehr, Linienverkehr, Taxi und Mietwagen, Reiseveranstalter
Unternehmenssitz: Geschwand in Franken
Mitarbeiterzahl: 240
Umsatz: k.A.
Internet: www.schmetterlingreisen.de

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