Mit Buy and Build zum Marktführer für Bauwerksinstandsetzung

Beschichtungsarbeiten auf einem Parkhausfreideck; Bildquelle Fa. Massenberg GmbH

Die nordrhein-westfälische Firma Massenberg, spezialisiert auf Betoninstandsetzung und Korrosionsschutz, entschied sich 2018, in Kooperation mit dem Wachstumsinvestor DPE Deutsche Private Equity eine Buy-and-Build-Strategie zu verfolgen. Seitdem wurden bereits sechs Zukäufe getätigt. Unter dem Dach der neu gegründeten Essener Holding namens Deubis GmbH entstand ein Unternehmensverbund, der auf dem Weg ist, die führende Marktposition in der stark fragmentierten Branche für Bauwerkinstandsetzung einzunehmen. VON EVA RATHGEBER

Heiner Stahl

Die Unternehmensführung von Massenberg stand 2010 schon einmal vor einer schwierigen Entscheidung. Damals befand sich das Familienunternehmen mit über 100-jähriger Tradition und einer führenden Position im Bereich Betoninstandsetzung und Korrosionsschutz noch im Besitz der Familie Massenberg. „Die Nachfolge in dritter Generation gestaltete sich schwierig, die beiden Töchter des Seniors hatten kein großes Interesse an der Unternehmensführung“, erinnert sich Heiner Stahl, seit 2003 Geschäftsführer von Massenberg und seit 2019 der Deubis-Gruppe. Deshalb entschied man sich für den Verkauf an eine Gruppe von sieben erfolgreichen Privatinvestoren.

Neuer Schwung durch Finanzinvestor

Die Strategie ging zunächst auf: In den Jahren 2011 bis 2018 verzeichnete das Unternehmen mit den neuen Gesellschaftern unter der Geschäftsführung von Stahl ein solides organisches Wachstum. Doch dann ging es irgendwann nicht mehr weiter; die natürlichen Wachstumsgrenzen schienen erreicht. „Wir waren mit 55 Mio. EUR Umsatz an einem Punkt, wo man nicht mehr alles in Personalunion nebenbei machen kann und die ein oder andere Struktur professioneller aufstellen muss“, erläutert Stahl. Das sei mit den damals zwischen 70 und 85 Jahre alten Gesellschaftern nicht mehr möglich gewesen. So entschied man sich erneut für den Verkauf an einen Investor. „Wir sind damals ganz offen an die Frage herangegangen, in Betracht gezogen wurde sowohl ein strategischer als auch ein Finanzinvestor“, sagt Stahl. „Bei DPE hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl.“

Schnell wachsen mit Buy-and-Build-Strategie

Fassadeninstandsetzung; Bildquelle: Fa. Massenberg GmbH

Im Sommer 2019 fand das Signing für eine 100%ige Übernahme durch DPE statt. „Wir sind damals mit der klaren Strategie an den Tisch gekommen, eine Buy-and-Build-Phase einzuleiten“, sagt Mark Suderow, Partner bei DPE. Die Ausgangslage habe sich wie in einem Lehrbuch dargeboten: Ein großer, stark fragmentierter Markt mit weit mehr als 1.000 Anbietern und einem Nachfrageüberhang, in dem Massenberg einer von drei Marktführern mit engem Dienstleistungsportfolio gewesen sei, ausgestattet mit einem Top-Management und einer interessanten Größe und Komplexität der Projekte. „Als Investor waren wir uns sicher, dass man dort Mehrwert für das Unternehmen schaffen konnte“, erläutert der Investmentexperte.

Seit dem Einstieg von DPE vor zwei Jahren wurden bereits sechs Unternehmen hinzugekauft – teilweise im Kerngeschäft wie bei Stromberg, Hegener und Mükotec, teilweise aber auch mit dem Ziel einer Erweiterung des Leistungsportfolios wie bei Wannenwetsch und Aéro Solutions. Der Umsatz stieg in dieser Zeit von 55 Mio. auf knapp 135 Mio. EUR.

Integration als große Herausforderung

Rheinbrücke Emmerich; Bildquelle Fa. Massenberg GmbH

Eine der großen Herausforderungen bestand in der Integration des Unternehmensverbunds. Stahl: „Um das Geschäft zu integrieren und zusammenzuarbeiten, braucht es Gespräche, Hilfsangebote und interne Dienstleistungen. Das war in der Coronazeit schwer und bedeutete viele Stunden Teams und noch mehr Stunden Telefon. Persönliche Treffen sind hier durch nichts zu ersetzen.“

 

Damit der Verbund funktioniert, wurde in Essen eine neue Holdingstruktur geschaffen, mit zentralen Funktionen wie Vertrieb, Einkauf und Finanzen. „Anfangs hat uns die DPE hier eng an die Hand genommen“, sagt Stahl. Insbesondere im Bereich Personalentwicklung und Recruiting habe der Investor enorme Unterstützung geleistet, nicht nur bei der Besetzung eines CFOs. Das Inhouse-Operations-Team von DPE brachte Initiativen für strategisches Controlling, Digitalisierung, ESG, Governance und Compliance ein. „Inzwischen haben wir hier schon wieder etwas Eigenverantwortung zurückgewonnen“, so Stahl.

Fortsetzung der Wachstumsstrategie bis zum Exit

Anfangs hätten sich einige Mitarbeitende besorgt gezeigt, dass ihre Tätigkeitsbereiche durch die Buy-and-Build-Strategie eingeschränkt werden könnten. Für die Einzelnen habe sich jedoch nicht viel geändert. Vorurteile seien dahingeschmolzen. „Die meisten haben begriffen, dass eine Chance darin steckt, wenn ich Know-how bei Kollegen abfragen kann. Der persönliche Kontakt und das Vertrauen innerhalb einer Gruppe ist ja viel größer“, sagt Stahl.

Für die nächsten zwei Jahre will DPE mit der bisherigen Strategie fortfahren und nebenbei interne Ressourcen für M&A-Aktivitäten weiter aufbauen. „Hier brauchen wir noch mehr ‚boots on the ground‘“, sagt Suderow. Geplant sei, die Beschäftigtenzahl von heute 500 in etwa zu verdoppeln. Auch beim Umsatz hat man sich hohe Ziele gesteckt: „Wir wollen den Umsatz innerhalb der nächsten zwei Jahre noch einmal verzweifachen“, sagt Suderow. „Unsere Zielgröße liegt bei 200 Mio. bis 250 Mio. EUR.“ Damit werde das Unternehmen auch für einen großen strategischen Investor interessant.


„Die Baubranche bietet großes Potenzial“

Interview mit Mark Suderow, Partner bei DPE

Unternehmeredition: Herr Suderow, von 55 Mio. auf knapp 135 Mio. EUR Umsatz wie stark mussten Sie sich als Investor einbringen, um dieses Wachstum zu ermöglichen?

Mark Suderow, Partner bei DPE

Mark Suderow: Grundsätzlich mischen wir uns nicht ins Tagesgeschäft ein. Dafür haben wir hochtalentierte Geschäftsleitungen. Als Investor verstehen wir uns als Sparringspartner, der dem Management zur Seite steht, die Leitplanken vorgibt und strategische Initiativen anstößt. Die strategischen Kaufentscheidungen über Zukäufe treffen wir zwar am Ende als Gesellschafter, allerdings immer zusammen und nie gegen das Management. Im Fall von Deubis haben wir in puncto Prozessführung am Anfang mitgestaltet. Das entspricht aber nicht unserer langfristigen Intention. Vielmehr möchten wir dem Unternehmen mehr und mehr selbst zum Laufen verhelfen.

Worauf läuft Ihre Wachstumsstrategie hinaus?

Wir sind mit dem Ziel angetreten, aus Massenberg den klaren Marktführer für Bauwerkinstandsetzung zu schaffen. Am Ende des Tages sollen die Einzelunternehmen als ein Unternehmen am Markt agieren. Deshalb legen wir großen Wert auf Integration und zentrale Services sowie übergreifende Funktionen wie strategischer Einkauf und Vertrieb. Ab einer Zielmarke von 200 Mio. EUR Umsatz wird so ein Unternehmen interessant für große strategische Käufer. Das wäre dann ein möglicher Ausgang dieser Transaktion und bewertungsseitig sicher eine interessante Variante. Wir werden dabei aber nie das Wohl des Unternehmens und der Mitarbeitenden aus den Augen verlieren.

Halten Sie die Baubranche für besonders spannend?

Seit 2011 investieren wir verstärkt in die Baubranche. Leider wird diese in Deutschland von Investorenseite unterschätzt. Wir glauben, dass hier an vielen Stellen großes Potenzial besteht. Ich verweise auf eigene Erfolgsbeispiele aus der technischen Gebäudeausrüstung, Heiz- und Klimalüftung sowie der Baustelleneinrichtung und Containervermietung. Aktuell haben wir sogar noch ein bis zwei weitere Eisen im Feuer und hoffen, hier bald wieder ein Unternehmen bei beschleunigtem und nachhaltigem Wachstum unterstützen zu dürfen.

Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.


Kurzprofil deubis GmbH

Gründungsjahr: 2019
Branche: Bauwerksinstandsetzung
Unternehmenssitz: Essen
Umsatz 2021: 135 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 500

www.deubis.eu

Dieser Beitrag ist in der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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