Erfolg mit Freude am Kochen

Die Rommelsbacher ElektroHausgeräte GmbH stellt die Weichen für die Zukunft

Foto: © Rommelsbacher

Auch ein traditionsreicher und erfolgreicher Mittelständler muss sich fragen, wie er seinen bisherigen Siegeszug weiterführen und die aktuellen sowie künftigen Herausforderungen bewältigen will. Die bayerische Firma Rommelsbacher, Markenhersteller für elektrische Hausgeräte, hat das mithilfe einer Unternehmensberatung gemacht. 

Die Wurzeln des Unternehmens befinden sich in Stuttgart. Hier begann 1928 der Diplom-Ingenieur Gustav Rommelsbacher mit der Entwicklung und Produktion von Lautsprecheranlagen. Er hatte das richtige Gespür für die Bedürfnisse der Zeit und gute Ideen. Schnell baute der Erfinder seine Firma aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dinkelsbühl zur neuen Heimat des Betriebs. In einer Garage fertigte der Firmengründer elektrische Geräte, die damals dringend gebraucht wurden: Heizstrahler, Bügeleisen, mobile Kochplatten. Als Markenname wählte er robusta. Bald exportierte er seine Produkte auch ins Ausland. Nachdem seine Tochter, sein Sohn und sein Schwiegersohn zum Team gestoßen waren, wurde aus robusta der bis heute genutzte und mittlerweile weltbekannte Markenname Rommelsbacher.

Foto: © Rommelsbacher

Anfang der 1990er Jahre kam die dritte Generation an Bord des Familienbetriebs. Mit dem Umzug 1995 in einen größeren Gebäudekomplex schaffte die Geschäftsführung „die perfekte Basis für weiteres Wachstum“, wie Sigrid Klenk sagt, die das Unternehmen heute leitet. Im Jahr 2014 folgte der nächste große Expansionsschritt: Der Standort Dinkelsbühl wurde modernisiert und erweitert. Damit wurde die Voraussetzung geschaffen, dass der Betrieb auch in vierter Generation in Familienhand bleibt. Klenk: „Die Nachfolgeregelung hat in unserem Unternehmen immer gut funktioniert: Wenn ein Senior sich zurückgezogen hat, hat er losgelassen, wer neu ans Steuer kam, hat neue Ideen eingebracht.“

Produktion; Foto: © Rommelsbacher

Rommelsbacher beschäftigt aktuell 110 Mitarbeiter und hat zuletzt einen Jahresumsatz von 40 Mio. EUR erzielt. Auch in der Pandemie ging die Nachfrage nach den Produkten aus dem Dinkelsbühler Haus nicht zurück. Im Gegenteil: „2020 und 2021 haben die Menschen verstärkt darauf Wert gelegt, dass es ihnen zu Hause gut geht“, erklärt die Firmenchefin die hohe Nachfrage nach Schönem und Praktischem für die Küche. Durch den Erfolg in der Pandemie haben sich die Markenbekanntheit und die digitale Wahrnehmung noch einmal erhöht. Eine Zutat des Erfolgsrezepts: Das Familienunternehmen ist dem Firmenmotto über die Jahrzehnte treu geblieben – Freude am Kochen. „Das hat immer im Mittelpunkt unseres Handelns gestanden“, sagt Klenk, „und steht auch heute noch dort.“ Das sollen die Produkte im breiten Sortiment widerspiegeln. Das scheint gelungen zu sein, denn die hochwertigen Haushaltsgeräte und -artikel aus Mittelfranken – das Sortiment reicht von Automatikkochplatten über Tee- und Wasserkocher sowie Tischgrills bis zum Vakuumierer und zur Zitruspresse – werden weltweit geschätzt. Die Marke ist stark, die Produkte sind bekannt dafür, funktional, ästhetisch, langlebig und wirtschaftlich zu sein. „Wir haben besondere Produkte und einen außergewöhnlichen Service“, zeigt sich Klenk stolz. Als Beispiel nennt sie den Dampfdrucktopf „MeinHans“, der in einem über zweijährigen Entwicklungsprozess zum idealen und vielseitigen Kochgerät perfektioniert wurde.

Auch die Begeisterungsfähigkeit der gesamten Mannschaft liegt dem Erfolg des Traditionsbetriebs zugrunde. „Wenn man seinen Kunden Freude vermitteln will, muss diese Idee das gesamte Unternehmen durchziehen, von allen Mitarbeitern gelebt und ausgestrahlt werden“, sagt die Geschäftsführerin. Das gelte im Store, am Telefon, im Service: „Jeder Einzelne in unserem Haus ist ein Unternehmensbotschafter.“

Montage; Foto: © Rommelsbacher

Das Familienunternehmen steht heute besser da als jemals zuvor. „Erfolg ist immer die Summe richtiger Entscheidungen“, resümiert Klenk. Demnach hat man in Dinkelsbühl in den vergangenen Jahren nicht viel falsch gemacht. Das zeigen dutzendfache Testsiege und auch die Auszeichnung mit dem Bayerischen Mittelstandspreis 2021/2022. Jury-Sprecher Prof. Dr. Helmut F. Schreiner, Senior-Gesellschafter und Beirat der Münchner Schreiner Group, lobte in seiner Laudatio, dass der traditionsreiche mittelfränkische Familienbetrieb es geschafft habe, „mit innovativen Produkten auf Trends zu reagieren, unterschiedliche Vertriebskanäle aufzubauen und so als verlässlicher Partner im In- und Ausland wahrgenommen zu werden“.

Zu den richtigen Entscheidungen, die das Führungsteam von Rommelsbacher getroffen hat, dürfte auch die Beauftragung der Dortmunder Mandat Managementberatung mit einem Zukunftsprojekt gehören. Die Zusammenarbeit startete im Frühsommer 2019 und sollte den Kurs für weiteres Wachstum festlegen. Im Mittelpunkt standen zunächst die Entwicklung der Vision des Unternehmens und der Strategie sowie die Schärfung des Markenkerns. Mit der Bilanz ist Klenk zufrieden: „Wir haben durch das Projekt unseren Nordstern gefunden, der uns die Richtung weist: Die Marke Rommelsbacher soll überall auf der Welt einen positiven Ruf und echte Fans haben!“ Es gebe nun eine klare Vorstellung von der Reise in die Zukunft. „Das stärkt meine unternehmerische Sicherheit“, konstatiert die Geschäftsführerin. „Unsere Mitarbeiter wissen nicht nur, wohin die Reise geht, sondern wir haben es geschafft, dass unsere Mitarbeiter diesen Weg im Rahmen unserer strategischen Leitplanken aktiv mitgestalten.“ Klenk ist überzeugt, dass mit dem eingeschlagenen Weg die Marktposition des Unternehmens gefestigt und weiteres Potenzial ausgeschöpft werden kann: „Wir werden unsere Erfolgsgeschichte langfristig fortschreiben.“


„Eine Vision kann nur der Eigentümer entwickeln“

Interview mit Prof. Dr. Guido Quelle, Geschäftsführer, Mandat Managementberatung, Dortmund

Unternehmeredition: Mit welcher Fragestellung ist die Firma Rommelsbacher auf Sie zugekommen?

Prof. Dr. Guido Quelle: Frau Klenk und ihr Mann und Marketingchef Thomas Alter wollten das Unternehmen strategisch weiterentwickeln. Geplant war dafür ursprünglich eine zweitägige Führungskräftetagung. Doch wenn man so Großes vorhat, braucht es mehr als ein kurzes Meeting. Ich habe empfohlen, das Thema umfangreicher anzugehen, die Vision der Eigentümerin, die richtige Strategie und den Markenkern herauszukristallisieren.

Und das dauert?

Das ist ein mehrmonatiger und iterativer Prozess. Zunächst haben wir gefragt: Was ist die Vision? Wohin soll die Reise gehen? Das müssen immer die Eigentümer beantworten, möglicherweise in Zusammenarbeit mit familienfremden Geschäftsführern. Eine größere Runde ist nicht sinnvoll, denn Mitarbeiter, auch Fremdgeschäftsführer, können das Unternehmen wechseln, die Eigentümer aber bleiben. Eine Festlegung dabei war: Rommelsbacher will weltweit Freude am Kochen vermitteln und weltweit Fans haben.

Was waren die nächsten Schritte?

Foto: © Mandat Managementberatung GmbH

Zunächst die Entwicklung der Strategie. Spätestens zu dem Zeitpunkt muss natürlich die gesamte Geschäftsführung hinzugezogen werden. Stärken von Rommelsbacher sind unter anderem die Produktqualität und der Service. Als Leistungsführer müssen diese Stärken gesichert und ausgebaut werden. Andere Unternehmen setzen etwa auf Kostenführerschaft, wollen also günstiger als ihre Konkurrenten sein, oder auf Innovationsführerschaft, indem sie danach streben, technologisch immer die Nase vorn zu haben. Danach haben wir den Markenkern herausgearbeitet: Freude. Diese Philosophie muss gelebt werden, nach innen und nach außen.

Wie wurde das Erarbeitete umgesetzt?

Umsetzung ist der wesentliche Punkt, denn Strategien scheitern ja nie auf dem Papier. Das Realisierungsprojekt „Push-up“ ist ein zweijähriges Projekt, zehn Teilprojekte wurden definiert, das Team hat in den Leitplanken viele Freiräume genutzt und mit der Eigentümerin und der Geschäftsführung Schwerpunkte gesetzt. Ein Beispiel ist eine permanente Sortimentsanalyse. Das Projekt wird in diesem Herbst erfolgreich abgeschlossen sein.

Wie lautet Ihr Fazit?

Es geht immer darum, vom Grundsätzlichen – der Vision – über die Strategie in die Realisierung zu kommen. Unternehmen, die diesen mühsamen Weg gehen, haben ihre Zukunft in der Hand. Dazu gehören Klarheit, Rückgrat, Durchhaltevermögen. Rommelsbacher hat all das mitgebracht und wird eine sehr erfolgreiche Zukunft haben.


KURZPROFIL

Rommelsbacher ElektroHausgeräte GmbH
Gründungsjahr: 1928
Branche: Elektrotechnik/Elektronik
Sitz: Dinkelsbühl
Mitarbeiter: 110
Umsatz: 40 Mio. EUR
www.rommelsbacher.de


Dieser Beitrag erscheint in der nächsten Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2022.

Autorenprofil
Jürgen Hoffmann

Nach mehreren Stationen in Redaktionen (u.a. „Bild am Sonntag“) und in der Wirtschaft (u.a. Digital Equipment) arbeitete Jürgen Hoffmann als Agenturchef (1997- 2009). Seither ist er als freier Autor für Publikationen wie Handelsblatt, FAZ, Tagesspiegel, Deutsche Welle und SZ tätig. Er ist Autor und Co-Autor von Büchern wie „Die großen Wirtschafsdenker“(Econ), „Wie Sie Menschen überzeugen: Kommunikation für Führungskräfte“ (Econ) und „Die Person hinter dem Produkt“ (Norman Rentrop). Jürgen Hoffmann ist Mitglied im Deutschen Journalistenverband.

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