Trainer und Verkäufer

Keller Sports geht beim Handel mit Sportartikeln neue Wege. Kostenlose Sportkurse gehören genauso zum Programm wie Kooperationen mit Markenherstellern. Nun wagt sich das Unternehmen von der Online- in die Offline-Welt.

Es ist kein klassisches Sportgeschäft hier am Isarufer in der Münchner Au. Vielmehr ist es ein Treffpunkt für Sportbegeisterte. Auf der linken Seite neben dem Eingang hängen zwölf Spinde. Zweimal wöchentlich trifft sich eine Laufgruppe, die von zwei Coaches kostenlos angeleitet wird. Die 100 Quadratmeter große Ladenfläche mit ihrer großen Videoleinwand an der hinteren Wand soll auch Platz bieten für Vorträge und Markenpräsentationen. „Wir sind für die nächsten zwölf Monate ausgebucht“, zeigt sich Moritz Keller zufrieden mit der Resonanz.

Treffpunkt für Sportbegeisterte: der neue Store von Keller Sports. (© Keller Sports)
Treffpunkt für Sportbegeisterte: der neue Store von Keller Sports. (© Keller Sports)

Im Juni dieses Jahres eröffnete der erste stationäre Laden von Keller Sports. Er ist das Gegenteil eines Gemischtwarenladens. Nur wenige Produkte hängen an einer flexiblen Regalwand. Alle zwei Wochen soll das Sortiment wechseln. Auch die ovale Präsentationsfläche in der Mitte mit integriertem 3-D-Fußscanner ist schnell abgebaut. Die Ladenfläche soll auch als Trainingsraum dienen, etwa für Yoga-Kurse.

Produktempfehlung durch Selbsterfahrung

Der Einstieg in die Offline-Welt soll das bisher lediglich digital betriebene Geschäft ergänzen. Im Jahr 2005 gründeten die Keller-Brüder ihren eigenen Online-Sportfachhandel. Moritz Keller hatte zu der Zeit sein Studium International Business noch gar nicht abgeschlossen, sein Bruder Jakob war damals gerade mal 18 Jahre alt. Ihre Geschäftsidee war, sich von großen Warenhäusern abzugrenzen und einen Online-Handel mit Erlebnischarakter für anspruchsvolle Hobbysportler zu schaffen. Dafür wurden Berater engagiert, die „Keller Sport Pros“, die mehr Trainer sind als Verkäufer und die Produkte testen, bevor sie diese empfehlen. Auch deshalb haben alle 50 Mitarbeiter ein gesponsertes Abo im Fitnessstudio und können auf dem Bürocampus in der Balanstraße in München duschen. In Videos, Blogs und eigenen Produktbeschreibungen, sowohl im Online-Shop als auch den sozialen Netzwerken, geben sie Auskunft über ihre persönlichen Erfahrungen mit den Sportartikeln.

Bei den Herstellern ist Keller Sports offensichtlich beliebt. Als Nike pünktlich zum diesjährigen Wimbledon-Turnier eine limitierte Sonderedition von 50 Paar Schuhen von Roger Federer an die Händler verteilte, bekam Keller Sports davon allein 15 Paar.

Diese Aktion ist typisch für das, was die drei Geschäftsführer, die Brüder und Gründer Jakob und Moritz Keller sowie Florian Otte, ihren Kunden bieten möchten. Wer bei ihnen einkauft, der ist bereit, für exklusive Produkte auch mehr Geld auszugeben. Gleichfalls hört die Geschäftsidee nicht bei der Premium-Kultur auf: „Es geht uns nicht nur um Qualität, sondern auch um das Event“, betont Moritz Keller.

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