Mehr als die Hälfte der größten Familienunternehmen wird von mindestens der dritten Generation geführt.
Die größten Familienunternehmen befinden sich derzeit mehrheitlich in der zweiten bzw. dritten Unternehmergeneration. Der Generationenwechsel stellt daher für über 80% der größten Familienunternehmen kein Neuland dar. Sie haben ihn in der Vergangenheit schon einmal bzw. mehrmals erfolgreich gemeistert. Bemerkenswert ist zum einen, dass es auch einigen Familienunternehmen gelungen ist, bereits in der Schaffensphase der Gründergeneration in die Kategorie „größte Familienunternehmen“ aufzusteigen, d.h. einen Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR zu erzielen. Zum anderen ist festzustellen, dass ein gutes Viertel der größten Familienunternehmen sehr traditionsreich ist und derzeit mindestens in der vierten Generation geführt wird.
Wichtiges Ziel: Familienunternehmen zu 100% im Besitz der Familie zu
Das wichtigste Ziel für die Firmeninhaber im Rahmen der Unternehmensnachfolge ist, das Familienunternehmen im Eigentum der Familie zu halten. So ist bei 85% der Befragten das Familienunternehmen vollständig in Familienbesitz, in weiteren 10% der Fälle besitzt die Familie mindestens 75% des Unternehmens. Bei knapp der Hälfte der befragten Familienunternehmen hat in den letzten Jahren eine Neubesetzung bzw. eine Übergabe bereits stattgefunden bzw. findet derzeit statt. Bei rund einem Viertel der Familienunternehmen steht ein Generationenwechsel in den nächsten Jahren – mehrheitlich in den nächsten fünf Jahren – konkret an. Und beim letzten Viertel der größten Familienunternehmen sind bisher keine konkreten Schritte im Bereich der Unternehmensnachfolge geplant. Auf die gesamte Anzahl der 4.400 größten Familienunternehmen hochgerechnet haben rund 2.100 Familienunternehmen einen Generationenwechsel schon vollzogen. Bei den anderen Familienunternehmen steht eine Unternehmensübergabe in die Hände der nächsten Generation in absehbarer Zeit an.Eindeutige Präferenz für familieninterne Nachfolgelösungen
Knapp drei Viertel der befragten Familienunternehmen, bei denen der Generationenwechsel in den vergangenen Jahren vollzogen wurde bzw. derzeit vollzogen wird, wählten einen Nachfolger aus der Familie. Abweichend von den gesamtwirtschaftlichen Daten zur Unternehmensnachfolge, wo nur rund die Hälfte der Familienunternehmen familienintern übergeben wird, findet sich bei den größten Familienunternehmen in der Folgegeneration offensichtlich eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, das familiäre Unternehmen weiterzuführen. Bei dem übrigen Viertel wurde eine familienexterne Nachfolgelösung gewählt. Häufig stammt hier der Nachfolger aus dem Kreis der eigenen Mitarbeiter. Nur zu einem sehr geringen Anteil wurde das Unternehmen an ein anderes Unternehmen verkauft bzw. eine Stiftung gegründet. Auch bei den größten Familienunternehmen, bei denen in den nächsten Jahren ein Generationenwechsel bevorsteht, bevorzugt die Mehrheit ebenfalls eine familieninterne Lösung. 60,7% dieser Familienunternehmen werden mit sehr hoher oder hoher Wahrscheinlichkeit einen Nachfolger aus der Familie wählen. Immerhin rund 25% sehen eine (sehr) hohe Wahrscheinlichkeit für eine Nachfolgelösung von außerhalb. Dagegen wird ein Verkauf des Unternehmens an ein anderes Unternehmen bzw. die Gründung einer Stiftung mehrheitlich als eine sehr unwahrscheinliche Lösung bezeichnet.
Wichtigster Erfolgsfaktor: Finden des geeigneten Nachfolgers
Die Übertragung des Unternehmens an die nachfolgende Generation ist für die meisten Unternehmer verbunden mit zwei Zielen. Sie wollen zum einen ihr Lebenswerk für die Nachwelt erhalten und zum anderen ihren Verpflichtungen gegenüber der Familie und dem Unternehmen nachkommen. Daher muss der Nachfolgeprozess sorgfältig vorbereitet und langfristig geplant werden. Aus Sicht der Unternehmen des Samples ist der wichtigste (Erfolgs-)Schlüssel das Finden eines geeigneten Nachfolgers. Dabei haben die größten
Klare Übergangsregeln notwendig
Neben der Auswahl eines geeigneten Nachfolgers ist für den Übergeber auch die konkrete Ausgestaltung der Übergangsregelungen, u.a. der Regelung von Einfluss und Kompetenzen zwischen Übergeber und Übernehmer, sehr wichtig (64%). Dies ist vor dem Hintergrund relevant, dass sehr häufig im Nachfolgeprozess eine gemeinsame Übergangszeit vereinbart wird, die es zum einen dem Übergeber ermöglicht, sein Wissen an die nächste Generation zu übergeben, und zum anderen dem Nachfolger die Möglichkeit zur Einarbeitung gibt.
Zu den Personen
Prof. Dr. Frank Wallau ist Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Projektleiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Christoph Lamsfuß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn. www.ifm-bonn.org