Über die Börse in den Mittelstand

Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften bieten vermögenden Privatpersonen die Möglichkeit, sich am deutschen Mittelstand zu beteiligen. Für langfristig denkende Aktionäre kann sich ein Investment lohnen. Allerdings sollte man mit der Volatilität umzugehen wissen.

Einen ähnlichen Ansatz, wenn auch eine Nummer kleiner, verfolgt die Wuppertaler Gesco. 18 Unternehmen hat sie derzeit im Portfolio. Kleinere zumeist mit einem Umsatz zwischen 10 Mio. und 50 Mio. Euro. Gemeinsam sind ihnen die B2B-Ausrichtung und eine starke Technologieorientierung. „Die Gesco AG selbst ist eine reine Holding und erwirbt regelmäßig Unternehmen, deshalb sind wir eine Beteiligungsgesellschaft. Allerdings handeln wir nicht mit den Gesellschaften, sondern trennen uns höchstens einmal aus strategischen Gründen von einer Tochter“, skizziert der für Investor Relations zuständige Oliver Vollbrecht das Geschäftsmodell.

Auch die Münchner Blue Cap zielt vor allem auf die Wertsteigerung ihrer aktuell elf Beteiligungen. Dennoch sind Verkäufe nicht ausgeschlossen. „Wir stellen die Firmen nicht zum Verkauf. Aber es kommt vor, dass ein Stratege anfragt. Wenn wir glauben, dass eine Tochter besser zu ihm passt, dann verkaufen wir“, sagt Vorstandschef Dr. Hannspeter Schubert. Für die Aktien, die in den Handelssegmenten m:access in München und Scale in Frankfurt gelistet sind, gab es für 2017 erstmals in der zwölfjährigen Unternehmensgeschichte eine Dividende. Die zuvor fehlende Ausschüttung hat die Investoren bislang nicht verstimmt. „Die Anleger profitieren von der guten Entwicklung unseres Aktienkurses“, erklärt Schubert die Strategie. Blue Cap hatte sich anfangs auf mittelständische Unternehmen in Bayern konzentriert. Inzwischen schaut man auch über die Grenzen von Bayern hinaus nach guten Kaufgelegenheiten.

Vorwissen ist gefragt

Ob die börsennotierten Beteiligungsgesellschaften nun Mittelständler mit oder ohne Exit-Horizont kaufen, ob sie sich auf Restrukturierungen oder Weiterentwicklungen spezialisieren – sie konkurrieren gleichermaßen mit den klassischen Private Equity-Fonds um Unternehmen, die einen Finanzinvestor ins Haus lassen. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK beklagt seit Langem den Mangel an sogenannten Targets. Die Public Equity-Investoren zeigen sich aber noch optimistisch, auch in Zukunft genügend Einstiegschancen zu bekommen. Anleger nutzen die Chance jedenfalls gerne, über sie in den Mittelstand investieren zu können. „Börsennotierte Beteiligungsfirmen sind ein großes Thema, weil es dort zu bestimmten Zeitpunkten sehr attraktive Anlageideen gibt“, sagt Dr. Max Schott, Geschäftsführer des unabhängigen Vermögensverwalters Sand Schott, und zählt gleich mehrere Vorteile gegenüber Private Equity-Beteiligungen auf: „Man hat bei dieser Anlagemöglichkeit keine hohen Fondsstrukturkosten, dafür aber eine hohe Liquidität, eine hohe Transparenz und Fungibilität.“

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