Über die Börse in den Mittelstand

Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften bieten vermögenden Privatpersonen die Möglichkeit, sich am deutschen Mittelstand zu beteiligen. Für langfristig denkende Aktionäre kann sich ein Investment lohnen. Allerdings sollte man mit der Volatilität umzugehen wissen.

Viele dieser Adressen sind Private Equity-Gesellschaften, die ihre Finanzmittel aus geschlossenen Fonds beziehen, in denen meist institutionelle Investoren große Beträge, oft in Millionenhöhe, zur Verfügung stellen. Daneben gibt es aber auch börsennotierte Beteiligungsgesellschaften, die mit dem Kapital ihrer Aktionäre Firmen übernehmen und weiterentwickeln. „In Private Equity-Fonds ist die Eingangsschwelle einfach für viele zu hoch, es ist daher meist nur sehr vermögenden und institutionellen Investoren vorbehalten“, sagt Frank Tepper-Sawicki von der Rechtsanwaltsgesellschaft PwC Legal. „Bei den börsennotierten Beteiligungsgesellschaften ist es allen möglich, an der Rendite zu partizipieren.“

Über das Beteiligungsunternehmen kann sich der Privatanleger einen breiten Zugang zum Mittelstand verschaffen. Es ist auch möglich, innerhalb dieses Segments entweder strategisch zu diversifizieren oder gezielt eine ganze Branche abzudecken. Denn wo die eine Beteiligungsgesellschaft Wert darauf legt, in möglichst vielen Bereichen präsent zu sein, fokussieren sich andere auf ganz spezielle Branchen.

Unterschiedliche Investitionsstrategien

Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) ist einer der alten Hasen auf dem Börsenparkett. Sie ist seit 1985 gelistet und inzwischen sogar im SDAX etabliert. Im Portfolio des Frankfurter Unternehmens sind aktuell 27 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen des Mittelstands vertreten. Das Spektrum reicht vom Maschinenbau über Immobilienmakler bis hin zu Lebensmittelbetrieben. Die DBAG steigt gerne bei Nachfolgelösungen oder strategischen Neuausrichtungen ein. „Wer mit einer DBAG-Aktie in ein breites Portfolio investiert, der profitiert auch von den Wertsteigerungen, die wir mit diesen Portfoliounternehmen erreichen“, sagt CFO Susanne Zeidler. Ist das Ziel der tragfähigen Fortführung eines Unternehmens oder eine Neuausrichtung erreicht, sucht die DBAG den Verkauf ihrer Beteiligung. Neben diesem Hauptgeschäft legt sie aber auch Fonds auf, an denen sich andere Investoren beteiligen können und die auch in die Portfoliounternehmen investieren. Damit möchte die Finanzvorständin die Investition der Aktionäre zusätzlich absichern. „Die Fondsberatung ist ein stabiler und gut planbarer Einkommensstrom, der nicht zuletzt auch in Jahren, in denen es keinen Exit gibt, die Dividende sicherstellt“, erklärt Zeidler.

Die ebenfalls im SDAX gelistete Indus Holding aus Bergisch-Gladbach verfolgt einen anderen strategischen Ansatz. „Wir investieren in prosperierende Unternehmen mit guter Marktstellung und einer hohen Rentabilität, die wir meist dann als Nachfolgeregelung fortführen. Einen Exit planen wir zum Kaufzeitpunkt nicht“, erklärt Vorstandschef Dr. Johannes Schmidt. Die Indus-Unternehmensfamilie ist auf diese Weise mittlerweile auf 45 Tochterunternehmen gewachsen. In einem ersten Schritt übernimmt Indus meist nur die Mehrheit an einem Unternehmen, der Unternehmer bleibt noch für eine Weile beteiligt und auch operativ an Bord. Erst wenn er sich zur Ruhe setzt, übernimmt Indus seine Anteile und besitzt das Unternehmen damit ganz. Indus konzentriert sich auf Mittelständler aus den Branchen Bau, Fahrzeugtechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Metalltechnik und Medizintechnik.

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