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Stolpergefahr bei Cross-Border-Transaktionen vermeiden

Internationale Fusionen und Übernahmen sind für Unternehmen häufig strategische Optionen für Wachstum oder den Eintritt in neue Märkte. Doch solche Schritte bringen große Herausforderungen mit sich. 

Für viele Unternehmen sind Übernahmen im Heimatland schon schwierig. Bei internationalen Transaktionen nimmt die Komplexität mit der kulturellen Distanz der beteiligten Unternehmen überproportional zu. Dies hat auch Auswirkungen auf den Erfolg von Cross-Border-Transaktionen. Diverse wissenschaftliche Studien kommen zum Ergebnis, dass Unternehmenstransaktionen im Heimatmarkt höhere Werte schaffen als grenzüberschreitende Zusammenschlüsse. Gegensteuern lässt sich nur durch sorgfältige Vorbereitung, eine professionelle Transaktionsabwicklung unter Zuhilfenahme externer Expertise und die konsequente Integration des Targets.

Wesentliche Problemfelder

Grundsätzlich lassen sich bei der internationalen Transaktionsabwicklung drei Problemkomplexe herausarbeiten, die im Vergleich zu rein nationalen Zusammenschlüssen mögliche zusätzliche Stolpersteine enthalten.

Fremde Gesetze und Regularien

Formelle Unterschiede der Rechtssysteme zwischen verschiedenen Ländern können insbesondere die Bewertung von Risiken bei der Due Diligence erschweren. Dies fällt umso schwerer, je stärker sich das jeweilige Rechtssystem vom heimischen unterscheidet und je weniger nachvollziehbar Rechtsanwendung und -sprechung sind. Laut Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte bewerteten knapp 50 Prozent der Führungskräfte steuerrechtliche Komplikationen sowie 32 Prozent weitere Probleme im regulatorischen Umfeld als Top-Risikofaktoren in diesem Kontext. Es versteht sich von selbst, dass die Einschaltung von lokalen Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern für die Due Diligence unerlässlich ist. Diese Experten müssen dabei in der Lage sein, die Ergebnisse der lokalen Risikoanalyse in die Perspektive des potentiellen Investors zu übersetzen.

Fehlende Marktnähe

Vor allem auf exotischen Märkten herrscht vielfach wenig Transparenz bei potentiellen Zielunternehmen, deren Eigentümern und einer möglichen Veräußerungsbereitschaft. Bei der Identifikation potenzieller Targets sowie der relevanten Ansprechpartner stoßen Unternehmen mit Zukaufabsicht hier regelmäßig an Ihre Grenzen.

Weitere wichtige Punkte sind Preisniveau und Transaktionsusancen, die sich zwischen verschiedenen Ländern deutlich unterscheiden können. Dies kann dazu führen, dass Investoren etwa die aus dem heimischen Markt gewohnten Bewertungsparameter auf das Zielland übertragen und dann entweder nicht zum Zuge kommen oder zu viel bezahlen. Dies könnte eine Ursache dafür sein, dass chinesische Investoren, die auf dem Heimatmarkt sehr hohe Bewertungsmultiplikatoren beobachten, in den letzten Jahren regelmäßig auffallend hohe Kaufpreise bezahlt haben, was auch die Studie Oaklins Valuation Survey 2017 für den Zeitraum 2011–2016 nahelegt (durchschnittlicher EBITDA-Multiplikator: 14,0). Auch in der eigenen Beratungspraxis gab es immer wieder Fälle, bei denen ausländische Investoren aus unterschiedlichen Geografien, im Vergleich zum übrigen Bieterfeld, teilweise auffallend hohe Preise bezahlten.

Internationale Fusionen und Übernahmen sind für Unternehmen häufig strategische Optionen für Wachstum oder den Eintritt in neue Märkte. Doch solche Schritte bringen große Herausforderungen mit sich. 

Durch die Zusammenarbeit mit einem geeigneten M&A-Berater, der sowohl im Zielland als auch im Heimatmarkt präsent ist, erhält ein Investor die erforderliche Marktkenntnis und vermeidet das Zahlen von Lehrgeld. Neben der Hilfestellung bezüglich marktrelevanter Transaktionsparameter wird er dabei helfen, die jeweilige Marktstruktur zu durchdringen, den Kontakt zu potentiellen Targets herzustellen und, in Abstimmung mit dem Kunden, den Transaktionsprozess zu steuern.

Kulturelle Unterschiede

Die an einer Transaktion beteiligten Parteien erwartet eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Kulturen, politischen Systemen, Führungs- und Unternehmensstrukturen. Für diese muss man ein gutes Verständnis entwickeln und sich bis zu einem gewissen Grad auf sie einlassen, um eine gemeinsame Vertrauensbasis zu schaffen. Förderlich für den Aufbau von Vertrauen ist in allen Kulturen Verbindlichkeit und das Einhalten von Zusagen. Genauso wichtig ist es, Transparenz herzustellen sowie eine regelmäßige und offene Kommunikation auf Entscheiderebene zu führen.

In transaktionsbezogenen Verhandlungen ist der Einsatz von internationalen Beratern, die Übersetzungs- und Brückenfunktionen erfüllen, insbesondere in kulturell entfernten Regionen zwingend erforderlich.

Fazit

Der Erfolg eines Cross-Border-M&A-Projekts hängt entscheidend von der sorgfältigen Planung und professionellen Umsetzung ab. Unternehmen sollten im Vorfeld eine Bestandsaufnahme der eigenen Ressourcen und Expertise vornehmen und für kritische Bereiche, in denen Know-how fehlt, auf externe Beratung zugreifen. Internationale Experten in den Bereichen Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie ein im Zielmarkt bestens vernetzter internationaler M&A-Berater dürften hierbei regelmäßig die Mindestbesetzung sein. Nur so lassen sich die im Vergleich zu einem nationalen M&A-Projekt erhöhte Komplexität und die zusätzlichen Risiken beherrschen.


Zur Person

Martin Steidle ist Director bei Oaklins und Leiter der Niederlassung in Stuttgart. Oaklins ist eine der weltweit führenden Beratungen für mittelständische Unternehmenstransaktionen. Mit 700 Beratern an 60 Standorten in 40 Ländern schließt Oaklins jährlich etwa 300 Transaktionen im Wert von über 15 Mrd. Euro ab.
www.oaklins.com

 

 

 

 

 

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