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Stars, Sounds und Social Media

Seit jeher gehört der Audio-Spezialist Sennheiser zu den Qualitätsführern in der Branche. Doch vor allem bei jungen Kunden sind Kopfhörer mittlerweile auch Modeaccessoire. Wie sich das Familienunternehmen darauf einstellt.

Wenn Rockröhre Pink am Seil hängend über die Bühne fliegt, will sie auf eines nicht verzichten: auf ihre Stimme. Denn anders als viele andere Künstler singt sie live. Immer. Mit einem herkömmlichen Mikrofon würde dies allerdings nicht funktionieren. „Nur ein maßgefertigtes Gesangsmikrofon ermöglicht diese Akrobatik“, sagt Daniel Sennheiser. Seit Juli 2013 steht er zusammen mit seinem Bruder Andreas in der dritten Generation an der Spitze des Familienunternehmens. Zusammen mit der Rockröhre tüftelten sie am optimalen Produkt. So lange, bis es passte.

Leitet das Unternehmen seit 2013: Daniel Sennheiser.

Mit Prominenten kennt sich das Unternehmen aus Wennebostel bei Hannover aus. Bei der Echoverleihung moderierte Helene Fischer mit einem Handmikro von Sennheiser im Platin-Look. Die „Schwaben-Rapper“ Die Fantastischen Vier, Kylie Minogue und Shakira – alle nutzten die Handsender der Niedersachsen. Bereits zum elften Mal war Sennheiser 2014 technischer Partner des Echo-Awards.

Gunst der Promis nutzen

Die Nähe zu bekannten Künstlern will Sennheiser nutzen, um die Marke noch bekannter zu machen. So erzählen 100 Künstler über Online-Clips ihre Sound-Storys und bewerben so den Momentum-Kopfhörer des Unternehmens mit dem Slogan: „What‘s your Momentum?“. Zusammen mit dem Musik-Streaming-Anbieter Spotify setzt Sennheiser die Kampagne um. Internationale Künstler wie Rapper und Rocker, erzählen aus ihrem Leben und von ihrer Musik. Alle 14 Tage gibt es eine neue Story, die online aufbereitet wird. Auch über Social-Media-Kanäle bedient Sennheiser zunehmend das Klientel. Für das Unternehmen spielt diese Art der Vermarktung eine besondere Rolle. Denn der Name des Unternehmens ist fast ausschließlich positiv besetzt. Dem Druck der offenen Kommunikation muss und will sich Daniel Sennheiser stellen. „Wir haben nichts zu verbergen.“

Seit jeher gehört der Audio-Spezialist Sennheiser zu den Qualitätsführern in der Branche. Doch vor allem bei jungen Kunden sind Kopfhörer mittlerweile auch Modeaccessoire. Wie sich das Familienunternehmen darauf einstellt.


Kopfhörer von Sennheiser: Sie sind bei internationalen Künstlern und Privatpersonen beliebt.

Er fühlt sich wohl, zu den Qualitätsführern in der Branche zu gehören. Doch nahm Sennheiser sicherlich nicht erst seit der vermeintlichen Offerte von Apple an den Konkurrenten Beats Electronics im Mai über 3,2 Mrd. USD wahr, dass Kopfhörer längst zum Modeaccessoire geworden sind. Bei den jungen Leuten kommt die Marke Beats mit dem kleinen b gut an. Viele Fußball-Bundesligaprofis tragen die Kopfhörer öffentlichkeitswirksam im Mannschaftsbus auf dem Kopf und lassen sie bei Interviews um den Hals baumeln. Und jetzt soll das Unternehmen, das dem Musikmanager Jimmy Iovine und Rapper Dr. Dre gehört und rund 1,2 Mrd. USD im Jahr erwirtschaftet, für ein Vielfaches an Apple gehen. Experten fragen sich, was der Apfelkonzern mit dieser Marke möchte. Sie ist zwar cool, technologisch gehört sie aber nicht zu den Besten. Nach Ergebnissen von Stiftung Warentest im April sicherten sich Sennheiser-Kopfhörer die ersten beiden Plätze. Die von Beats landeten weit hinten. Und dennoch sind die Kopfhörer ein Verkaufsrenner.

Sennheiser weiß genau, dass er den Spagat zwischen Qualität und Coolness hinbekommen muss. „Wir haben die Marke in den vergangenen Jahren deutlich verjüngt.“ Noch stärker seien die Bedürfnisse der Kunden in den Vordergrund gerückt. „Wir haben die Innovationskultur gestärkt. Vor allem was das Design, das Material und die Anwendung der Produkte angeht. Wir bieten unseren Kunden mehr als bunte Trendfarben“, sagt Sennheiser.Der Kopfhörermarkt erlebte in den vergangenen Jahren eine sehr dynamische Zeit, stark dadurch getrieben, dass sich die Endgeräte verändert haben und Musik nicht mehr nur im Wohnzimmer, sondern immer stärker unterwegs konsumiert wird. Mit neuen Endgeräten wie Smartphones und MP3-Player veränderte sich der Markt. Nach Angabe der Marktforschungsgesellschaft NPD Group ist dieser alleine in den USA im vergangenen Jahr um 11% auf 2,3 Mrd. US-Dollar gestiegen. Allerdings, so die Experten, könnte sich das Wachstum künftig etwas abschwächen.

Seit jeher gehört der Audio-Spezialist Sennheiser zu den Qualitätsführern in der Branche. Doch vor allem bei jungen Kunden sind Kopfhörer mittlerweile auch Modeaccessoire. Wie sich das Familienunternehmen darauf einstellt.

Sennheiser kann die vermeintliche Apple-Offerte nur recht sein. Denn das mediale Interesse ist riesig, und so rücken auch die Niedersachsen wieder in den Mittelpunkt – auch bei Investoren. Bei einem Übernahmeversuch würden diese vermutlich auf Granit beißen. „Bei uns steht die Familie mit Haut und Haaren hinter der Firma“, sagt Sennheiser. Weiterhin möchte er das Unternehmen unabhängig leiten und wenn möglich an die vierte Generation weitergeben. „Ob diese dann eine aktive Rolle im Management einnimmt, spielt nicht die entscheidende Rolle“, so Sennheiser.

Werte behalten

Doch niemals will das Unternehmen seine Wurzeln vergessen. Diese liegen im Jahr 1945. Der Großvater gründete damals das Unternehmen. Eigentlich wollte er Wissenschaftler und nicht Unternehmer werden. Doch nach dem zweiten Weltkrieg lag die Forschung brach und deswegen schlug er eine Unternehmerkarriere ein. Fortan entwickelte er Mikrofone, Geophone und Richtrohrmikrofone. Technologisch waren die Produkte immer führend. Konsumenten kennen Sennheiser zwar eher durch die Kopfhörer,

Hier fing alles an: 1954 gründete Fritz Sennheiser das “Labor W” in einem Fachwerkbau in Wennebostel.

diese gehören allerdings erst seit 1968 zum Produktsortiment. Mittlerweile macht die Consumer-Sparte die Hälfte des Umsatzes von 584 Mio. EUR, die Sennheiser 2012 erwirtschaftete, aus. „Die Akribie und die Passion für Exzellenz ist bis heute geblieben“, sagt Sennheiser. „Wir arbeiten sehr innovativ und wissenschaftlich fundiert.“ Auch für das Markenimage ist Deutschland ein wichtiger Produktionsstandort geblieben. In Wennebostel und in Irland fertigt Sennheiser Schallwandler, das akustische Herz des Produkts. Andere Teile der Produktion wurden auch ins außereuropäische Ausland verlagert.

Der Anteil des Umsatzes, den Sennheiser in Deutschland erwirtschaftet, lag 2012 gerade noch bei 16%. Vor allem in Asien sieht der Unternehmenschef Chancen. „In China haben wir sehr gute, direkte Kontakte in die Musik- und Kunstszene.“ Diese ermöglichten dem Unternehmen, dass sogar eine Halle nach ihm benannt wurde. So heißt die Shanghai Concert Hall mittlerweile Sennheiser Shanghai Concert Hall. „Für die Außenwirkung und die Marke hat das eine große Bedeutung“, sagt Sennheiser. Erfolgreich ist das Familienunternehmen in China noch mit herkömmlichen Werbeformen. „Konzertplakate sorgen dort für eine hohe Aufmerksamkeit.“ Zudem setzen sie im Ausland auch auf Radiospots. Klassische Fernsehwerbung steht nicht im Fokus. Doch die Grenzen sind fließend. „Youtube ist der Kanal, auf dem die junge Zielgruppe Bewegtbild konsumiert“, sagt Sennheiser. Mit seinen Momentum-Geschichten scheint er den Nerv der Zeit zu treffen.

 

Zur Person

Am 1. Juli 2013 übernahm Daniel Sennheiser gemeinsam mit seinem Bruder Andreas die Gesamtverantwortung und ist CEO des Unternehmens. Der 40-Jährige studierte Produktdesign in der Schweiz und den USA und arbeitet seit März 2008 im Familienunternehmen. Seit Januar 2011 ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Die Niedersachsen beschäftigen rund 2.300 Mitarbeiter. Etwas mehr als die Hälfte arbeitet in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2012 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 584 Mio. EUR, 84% davon im Ausland. www.sennheiser.com

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