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Sonnige Aussichten in Fernost

Als Projektentwickler für Blockheizkraftwerk- und Photovoltaikanlagen erschließt sich die PV2 Energie auf den Philippinen einen Zukunftsmarkt. Die passende Finanzierung fand das Unternehmen in einem Programm der DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft.

Ein Schwellenland wie die Philippinen hat viele Chancen, steht aber auch vor großen Herausforderungen: Angesichts des Wachstums und einer Bevölkerung von mehr als 100 Mio. Menschen sorgen etwa Unterkapazitäten bei der Energieversorgung für hohe Strompreise. Staatliche Subventionen fehlen, und bei mehr als 7.000 Inseln ist eine Versorgung über zentrale Großkraftwerke nicht möglich. Chris Hannen und Phillip Küpper, zwei erfahrene Projektentwickler für Photovoltaikanlagen, haben erkannt, dass Technologie aus Deutschland hier weiterhelfen kann. „Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist auf den Philippinen umweltpolitisch sinnvoll und auch notwendig, um größeren Bevölkerungsschichten den Zugang zu günstiger Energie zu ermöglichen“, sagt Küpper.

Günstiger Solarstrom für Firmenkunden 

Erneuerbare Energie: PV2 sieht sich auch nach Projekten in Indien und Afrika um.

Die beiden Geschäftsführer der PV2 Energie GmbH haben sich frühzeitig mit den Marktchancen in Schwellenländern befasst. Ende 2014 gründeten sie die Niederlassung PV2 Energie Philippines Inc. in Manila. Sie installiert und verkauft schlüsselfertige Aufdach-Solaranlagen für den Eigenverbrauch von Gewerbe- und Industriekunden. Drei solcher Projekte mit einer Leistung von jeweils 100 kWp bis 620 kWp wurden schon auf den Philippinen gebaut und in Betrieb genommen. Zum anderen erstellt und betreibt das Unternehmen im Bereich „Contracting“ auf eigene Rechnung Solaranlagen und Blockheizkraftwerke für Firmen, die nicht selbst investieren wollen. Diese Kunden beliefert es dann mit günstigem Solarstrom und Wärme für deren Produktionsprozesse. Dazu gehört etwa das Unternehmen Uratex, an dessen Produktionsstandort  PV2 ab 2017 eine 500-kWp-Solaranlage betreiben wird. Für solche Projekte, die sich erst nach einigen Jahren amortisieren, bedarf es jedoch einer besonderen Finanzierung.

Förderberatung als wichtiger Meilenstein

Erste Anlaufstelle war die NRW.Bank, die mittelständischen Unternehmen auch bei der Suche nach Beratung und Finanzierungen für Aktivitäten in den Entwicklungs- und Schwellenländern zur Seite steht. „Insbesondere für Unternehmen im Umwelt- und Energiebereich kann es sich lohnen, in diesen Ländern neue Märkte zu erschließen“, sagt Verena Würsig, Leiterin der EU-und Außenwirtschaftsförderung der NRW.Bank. Die Firmen tragen zudem oft zur wirtschaftlichen Entwicklung in diesen Regionen bei. „Förderprogramme können vor diesem Hintergrund Finanzierungslösungen bieten, die über das Angebot der Hausbank hinausgehen“, sagt Würsig. Auf ihre Empfehlung hin ließen sich die Geschäftsführer vom EZ-Scout der IHK Bonn/Rhein-Sieg die Fördermöglichkeiten erläutern. „Wer sich im Dschungel des breiten Angebotsspektrums zurechtfinden will, muss in einer ersten Stufe gezielt die passenden Programme herausfiltern“, betont EZ-Scout Gerhard Weber, der im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) berät.

Als Projektentwickler für Blockheizkraftwerk- und Photovoltaikanlagen erschließt sich die PV2 Energie auf den Philippinen einen Zukunftsmarkt. Die passende Finanzierung fand das Unternehmen in einem Programm der DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft.

Up-Scaling-Finanzierung für ein erprobtes Geschäftsmodell

Als passende Lösung kristallisierte sich das Programm „Up-Scaling“ der DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH heraus. Es richtet sich an junge Unternehmen mit einem innovativen Business-Modell, die bereits Umsätze vorweisen können. Der Name des Programms kommt daher, dass das Geschäftsmodell skaliert und ausgerollt werden kann. Bei positivem Entscheid wird ein rückzahlbarer zinsloser Zuschuss gewährt, wobei zu Beginn eine fixe Gebühr von 20.000 Euro anfällt. Wenn das Unternehmen nach fünf Jahren nicht zur Rückzahlung aus seinem Cashflow in der Lage ist, trägt die DEG das Ausfallrisiko. Das Programm finanziert vor allem Projekte in Afrika und Indien, aber auch in anderen Schwellenländern. Wird eine eingereichte Kurzbeschreibung positiv beurteilt, prüfen Experten der DEG das Unternehmen und Management detailliert und direkt vor Ort mit Blick auf Wachstumschancen, Geschäftsrisiken, Nachhaltigkeit und Rückzahlungswahrscheinlichkeit. „Das Projekt von PV2 auf den Philippinen ist sowohl aus entwicklungspolitischer Sicht als auch mit Blick auf den Umwelteffekt ein förderwürdiges Vorhaben, das den Unternehmen vor Ort den Zugang zu günstigem und grünem Strom ermöglicht und den Markt für Solaranlagen öffnet“, sagt Tobias Bidlingmaier, Investmentmanager bei der DEG. Überzeugend war zudem, dass das Unternehmen auf den Philippinen bereits Solaranlagen verkauft hatte und für das geförderte Contracting-Projekt einen Referenzkunden vorweisen konnte.

Solide Finanzierungsbasis   

Das Up-Scaling-Programm finanziert maximal 50 Prozent einer Investition und ist an die Beteiligung von mindestens einem separaten Kapitalgeber geknüpft. Zum Gesamtvolumen des PV2 Projekts in Höhe von 1,1 Mio. Euro trug das DEG-Programm mit 500.000 Euro bei. Für den Rest stehen zu jeweils etwa der Hälfte Eigenkapital der beiden PV2-Gesellschafter sowie Fremdkapital einer philippinischen Geschäftsbank zur Verfügung. Der Bau der Contracting-Anlage wird nun 2017 beginnen und das Unternehmen will seine Marktchancen auch künftig nutzen. „Wir haben auf den Philippen eine Pipeline mit weiteren Projekten und sehen uns jetzt auch in Indien und Afrika um“, sagt Küpper.


„Lieber unabhängig bleiben und nachhaltig wachsen“

Interview mit Phillip Küpper, Geschäftsführender Gesellschafter der PV² Energie GmbH

Phillip Küpper

Unternehmeredition: Wie kam der Kontakt zu Ihren Kunden auf den Philippinen zustande?

Küpper: Wir haben das Geschäft nach der Gründung unserer Niederlassung konsequent aufgebaut und sind auch als deutsches Management immer wieder vor Ort präsent. Vielleicht wäre der Vertrieb durch eine Zusammenarbeit mit einem lokalen strategischen Partner noch schneller ins Laufen gekommen. Wir wollten aber unabhängig bleiben und lieber nachhaltig wachsen.

Was waren die größten Herausforderungen?

Es herrscht dort eine enorme Bürokratie. Das gilt für die Genehmigungsverfahren zum Betrieb der Anlage ebenso wie für die  Prüfung, ob die Anlagen vom Netzbetreiber ins Versorgungsnetz aufgenommen werden.  

Wie schätzen Sie das Potenzial auf den Philippinen ein und wie wichtig war die Förderfinanzierung?

Das Thema der erneuerbaren Energien ist dort noch nicht sehr bekannt, und man muss erst ein Bewusstsein dafür schaffen. Das Förderprogramm war insbesondere auch wichtig, weil wir die Finanzierung der Anlagen selbst übernehmen müssen. Frau Würsig von der NRW.Bank hat einen entscheidenden Anstoß gegeben, und die Zusammenarbeit mit der DEG hat dann sehr gut funktioniert.


 

Kurzprofil PV2 Energie Gruppe

Gründungsjahr 2011
Branche Solaranlagen und Blockheizkraftwerke
Unternehmenssitz Goch
Umsatz
3 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 5  sowie freie Mitarbeiter

www.pv2energie.de

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