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“Wir stehen jetzt auf gesunden Füßen”

Die Marke Sixtus steht für Fußpflege mit heilenden Alpenkräutern. Nach dem Verkauf durch die Gründerfamilie stellen mit dem Unternehmer Franz Kroha und dem Bundesligastar Philipp Lahm zwei neue Hauptgesellschafter die Weichen für die Zukunft. Im Interview spricht Geschäftsführerin Petra Reindl über Veränderungen, Ziele und Strategien. 

Unternehmeredition: Frau Reindl, die Marke Sixtus war schon im vergangenen Jahrhundert ein Synonym für wohltuenden Fußbalsam. Was fühlten Sie, als Sie vor drei Jahren in die Geschäftsführung berufen wurden?

Reindl: Das war sehr emotional. Ich bin hier aufgewachsen und das Unternehmen war für mich immer ein Stück Heimat. Sixtus ist aber auch eine gute Marke und ein Produkt, hinter dem man stehen kann. Deshalb habe ich das als Chance begriffen.

Als Sie anfingen, war die Geschäftslage nicht gerade rosig. Wie ist es dazu gekommen bei einem Unternehmen, dessen Ursprünge bis 1931 zurückreichen?

Zur Jahrtausendwende leiteten mit den Söhnen des Gründers Fritz Becker mehrere Geschäftsführer das Unternehmen. Das ist bei zuletzt 30 Mitarbeitern per se eine schwierige Situation. Bestehende Strukturen wurden nie infrage gestellt, obwohl das in einem Betrieb immer wieder mal sein muss. Hinzu kam, dass die Familie bis 2012 keine Antwort auf die Nachfolgefrage hatte. Auch die investierten Banken haben seit Längerem auf eine Lösung zur Unternehmensnachfolge gedrängt.

Die Marke Sixtus steht für Fußpflege mit heilenden Alpenkräutern. Nach dem Verkauf durch die Gründerfamilie stellen mit dem Unternehmer Franz Kroha und dem Bundesligastar Philipp Lahm zwei neue Hauptgesellschafter die Weichen für die Zukunft. Im Interview spricht Geschäftsführerin Petra Reindl über Veränderungen, Ziele und Strategien. 

2013 hat die Holding des im nahen Miesbach ansässigen Familienunternehmens Kroha, eines Herstellers für Pharmaverpackungen, Sixtus im Rahmen eines Asset Deals übernommen. Wie kam es dazu?

Beide Familien kennen sich und die Kroha GmbH stand als Zulieferer auch in einer Geschäftsbeziehung zu Sixtus. Franz Kroha hat sich zum einen aus einer sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und deren Familien für den Kauf entschieden. Zum anderen wollte er das Unternehmen mit seiner soliden Marke und den guten Produkten erhalten. Den drei Söhnen des Gründers war es wichtig, die Firma wieder in die Hand eines Familienunternehmens zu geben. Die Kroha Holding hat dann mehrheitsbeteiligt die Vermögenswerte der Sixtus Werke Fritz Becker GmbH & Co. KG erworben und später die heutige Sixtus Werke Schliersee GmbH gegründet.

Sie waren vor dem Kauf als CFO bei Kroha tätig. Wo lagen die besonderen Herausforderungen der neuen Aufgabe?

Wenn man wie ich aus einem Unternehmen der industriellen Fertigung kommt, achtet man auf Controlling, Effizienz und Produktivität. Ich habe aber auch schnell erkannt, dass für das Lean Management bei einer Manufaktur wie Sixtus andere Vorzeichen gelten. Ungeachtet dessen haben wir die Prozesse vollständig restrukturiert und eine zeitgemäße Organisation aufgebaut. Wir haben die Produktpalette gestrafft, das Design vereinheitlicht und die Absatzkanäle auf den Prüfstand gestellt.

Die Marke Sixtus steht für Fußpflege mit heilenden Alpenkräutern. Nach dem Verkauf durch die Gründerfamilie stellen mit dem Unternehmer Franz Kroha und dem Bundesligastar Philipp Lahm zwei neue Hauptgesellschafter die Weichen für die Zukunft. Im Interview spricht Geschäftsführerin Petra Reindl über Veränderungen, Ziele und Strategien. 

Besteht bei einer Traditionsmarke die Gefahr, dass ihr irgendwann etwas Altmodisches anhaftet?

Sixtus-Produkte nutzen die natürliche Heilkraft der Alpenkräuter und die pflegende Wirkung naturreiner ätherischer Öle. Die Marke steht damit für eine gesunde Lebensführung ebenso wie für Nachhaltigkeit und trifft damit den Zeitgeist. Wir wollen mit der Wirksamkeit unserer Produkte überzeugen, die wir jetzt zudem in einem ansprechenden Design präsentieren.

Gesunde Lebensführung hat Tradition: Sixtus produziert seit 1931. (©Sixtus)

Setzen Sie bei der Produktpalette neue Akzente?

Gemessen am Umsatz ist unser wichtigstes Segment die Fußpflege und die Podologie, also die vorbeugende und heilende Behandlung der Füße. Das andere wichtige Segment ist die Marke „Sixtus Sport“, mit der wir von Startbalsam und Duschbad bis hin zu Frische Fluid und Relax Balsam spürbar wirkende Produkte anbieten. Sport hatte für die Marke schon immer einen werbewirksamen Aspekt. Sixtus hat bereits das deutsche Olympia-Team von 1952 ausgerüstet und 2014 den Status des offiziellen Lieferanten der deutschen Ski-Nationalmannschaft Biathlon und Nordisch erhalten. Sixtus Sport soll an Gewicht gewinnen, was wir durch den Relaunch der Marke sichtbar gemacht haben und über den Vertrieb forcieren.

Da ist ein Gesellschafter wie Philipp Lahm, der 2015 Anteile an Sixtus erworben hat, sicher hilfreich. Wie ist es dazu gekommen?

Bei Philipp Lahm kam der Wunsch auf, auch abseits des Fußballplatzes Verantwortung zu übernehmen. Er hat sich für Sixtus wegen der bodenständigen Firmenphilosophie, der regionalen und fairen Produktion im bayerischen Oberland und vor allem aufgrund der Qualität der Produkte entschieden. Er und Franz Kroha sind jetzt mit jeweils 50 Prozent am Unternehmen beteiligt. Für Sixtus ist das ein Glücksfall, über den wir uns freuen. Ein solcher Gesellschafter bringt zusätzliche Aufmerksamkeit und erhöht den Bekanntheitsgrad. Herr Lahm steht für Gesundheit, bewusste Lebensführung, Heimatverbundenheit und die Liebe zum Sport. Das passt vom Markenkern her sehr gut zusammen. Somit haben wir mit ihm auch einen absoluten Sportexperten und überzeugenden Markenbotschafter gewonnen.

Die Marke Sixtus steht für Fußpflege mit heilenden Alpenkräutern. Nach dem Verkauf durch die Gründerfamilie stellen mit dem Unternehmer Franz Kroha und dem Bundesligastar Philipp Lahm zwei neue Hauptgesellschafter die Weichen für die Zukunft. Im Interview spricht Geschäftsführerin Petra Reindl über Veränderungen, Ziele und Strategien. 

Welche Instrumente setzen Sie ein, um die Marke weiter zu stärken?

Unsere derzeitigen Vertriebskanäle sind der Sportfachhandel, Apotheken, Anbieter von Fußpflege und Podologie sowie der – bislang noch etwas nachgeordnete – Onlinehandel. Wir sind außerdem in den Drogeriemärkten von dm in Österreich gelistet. Wir setzen zudem auf unsere Vertriebspartnerschaft mit dem Schuhhersteller Lowa, haben einen bundesweiten Außendienst und sind deutschlandweit auf Messen vertreten. Eine ganz wichtige Rolle spielen auch Social Media Publishing und die drei Veranstaltungen, die wir jährlich sponsern: der Sixtus Schlierseelauf, der Sixus Alpen-Triathlon und der Sixtus Tennis-Cup.

Welche Umsatzziele streben Sie an?

Wir wollen den Umsatz von derzeit etwas über drei Mio. Euro kontinuierlich steigern. Das Jahr 2013 war ein Neuanfang. Der Umsatz wächst, der Bekanntheitsgrad steigt. Wir stehen jetzt auf gesunden Füßen und können durchstarten. Für das neue Jahr ist ein Neubau mit Sixtus-Erlebnisort in Schliersee geplant, wo wir auf einem Kräuterpfad unsere Produkte erlebbar machen wollen. Wichtig ist aber auch Geduld. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Da wächst nur die Gefahr, dass man es ausreißt.


 

ZUR PERSON

Petra Reindl ist seit Juli 2013 Geschäftsführerin der Sixtus Werke Schliersee GmbH in Hausham. Zusätzlich zu ihrem Hochschulabschluss als Betriebswirtin hat sie ein berufsbegleitendes Masterstudium International Finance & Controlling mit den Schwerpunkten Risikomanagement, Restrukturierung und M&A absolviert. Von 2005 bis 2013 war sie bei der Kroha GmbH, einem Hersteller von Pharmaverpackungen, tätig – zuletzt als CFO. Sie ist neben ihrer geschäftsführenden Tätigkeit bei Sixtus auch Corporate Finance Manager bei der Kroha Holding GmbH.

www.sixtus.de

 

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