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„Risiko für Entführungen ist gestiegen“

Erhöhte Sicherheitsstufe bei den Festspielen in Bayreuth. Für Markus Weidenauer, Chef der Seccon Group, bedeutet das höchste Alarmbereitschaft. Dort ist er für das Sicherheitskonzept verantwortlich. Zudem schützt er wohlhabende Familien vor Erpressungen und Entführungen.

Nach den Anschlägen in München und Ansbach wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die Bayreuther Festspiele drastisch erhöht. Inwiefern?

Wie viele Leute vor Ort für die Sicherheit garantieren darf ich nicht verraten. Die Bayreuther Festspiele sehen sich schon seit Beginn des Jahres einer erhöhten Sicherheitslage ausgesetzt. Wir haben den Auftrag, ein Sicherheitskonzept zu entwickeln, das aus vielen Komponenten besteht – sichtbare und unsichtbare. Viele Absprachen treffen wir mit der Kriminalpolizei, dem Polizeipräsidium und stellenweise auch mit den Bundesbehörden.

Wie sieht dieses Konzept aus?

Es beinhaltet etwa den Aufbau eines Krisenmanagements. Wichtig ist es, Dinge vorab zu klären, um entscheidungsfähig zu sein. Was tut man etwa, wenn es eine Bombendrohung gibt? Wer bewertet diese? Wer stimmt diese mit wem ab? Welche Maßnahmen werden eingeleitet? Für die Festspiele in Bayreuth übernehmen wir die gesamte Sicherheitskoordination mit dem Krisenstab der Polizei und dem örtlichen Sicherheitsdienstleister.

Dann haben Sie momentan aufgrund der erhöhten Gefahrenlage sicherlich viel zu tun?

Das ist richtig. Auch weil es gar nicht so viele Unternehmen unserer Art gibt. Die Expertise mit einer terroristischen Bedrohungslage umzugehen, haben klassische Sicherheitsunternehmen nicht. So muss auch das Sicherheitspersonal, das vor Ort eingestellt wird, geschult werden, um eine gewisse Sensibilität zu erfahren.

Sie übernehmen auch Personenschutz für reiche Familienunternehmen. Zuletzt wurde der Einzelhändler Lidl erpresst. Im vergangenen Jahr wurde der Sohn von Reinhold Würth entführt. Haben kriminelle Handlungen gegenüber reichen Familien zugenommen?

Das ist schwer zu beurteilen. Denn nicht immer werden Menschen tatsächlich entführt. Häufig kann man mit einem Maßnahmenkonzept feststellen, dass vorbereitende Handlungen stattfinden. Davon bekommt die Öffentlichkeit in aller Regel nichts mit. Sie erfährt meist nur davon, wenn sie zum Fahndungserfolg beitragen kann. Ansonsten wird sie nicht gesucht.

Erhöhte Sicherheitsstufe bei den Festspielen in Bayreuth. Für Markus Weidenauer, Chef der Seccon Group, bedeutet das höchste Alarmbereitschaft. Er ist für das Sicherheitskonzept verantwortlich.

Wie sollten Unternehmer einer kriminellen Handlung vorbeugen?

Eine Pauschalmaßnahme gibt es nicht. Grundsätzlich sollten vermögende Familien ein einsatzbereites Krisenmanagement haben. Es sollten Leute im Boot sein, die man zur Not schnell zusammentrommeln kann. Sie sollten Dingen bewerten und schnell entscheiden können. Etwa ob Ermittlungsbehörden hinzugezogen werden müssen.

Es gibt Vermutungen, dass sich Angehörige reicher Familien zur Ortung präventiv Chips implantieren lassen. Ist das realistisch?

Aus meiner Sicht nicht. Das würde auch kaum jemand mitmachen. Das operative Einführen von Sicherheitsprodukten würde die Menschen in ihrer Freiheit doch sehr einschränken. Bei unseren Kunden kommen solche Chips nicht zum Einsatz.

Sie kommen nicht aus der klassischen Polizeiarbeit. Zudem gibt es jede Menge schwarze Schafe in der Sicherheitsbranche. Wie grenzen Sie sich ab?

Wenn man einen hohen Anspruch hat und sich klar weg von den klassischen Security Firmen ist es nicht wirklich schwer. Wichtig ist vor allem Diskretion und Vertrauen – insbesondere bei exponierten Familien.

Wird die Gefahr einer Entführung oder Erpressung von reichen Familien nicht überbewertet

Das ist schwer einzuschätzen. Es ist natürlich ein Fehler, das Thema Entführungsgefährdung von Vermögensinhabern und deren Kindern zu hoch aufzuhängen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass Teile dieser Kreise die Gefahr häufig unterschätzen. Man darf zwar nicht in Panik verfallen und in Angst leben. Doch ist durch manche politische Maßnahme das Risiko für Entführungen und Erpressungen gestiegen. Ohne Sicherheit gibt es auch keine Freiheit.

Würden Sie mit einem reichen Familienunternehmer tauschen wollen?

Nein. Aber nicht aus Gründen der Sicherheit.

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