Website-Icon Unternehmeredition.de

Schwieriges Thema Bankengespräche

Basel III hat den Rahmen der Vergabe von Krediten für die Banken verschärft. Sie geben den Druck an die Firmenkunden weiter. Unternehmer brauchen eine gute Strategie für die Kapitalmarktkommunikation, um ihre Finanzierung zu sichern.

Insbesondere kapitalmarktferne, mittelständische Unternehmen müssen ihre Finanzkommunikation auf die neue Situation einstellen. Bankengespräche müssen strategisch optimal vorbereitet werden, um die Anforderungen der Kreditgeber zu erfüllen. Im Kern geht es darum, die unternehmerische Vision auf ein überzeugendes Zahlenwerk herunterzubrechen. Bankengespräche dürfen nicht als lästige Pflichterfüllung betrachtet werden. Ihnen ist dieselbe Aufmerksamkeit zu widmen wie jedem Vertriebsgespräch mit den Kunden. Der Unternehmer verkauft dabei zwar keine Leistungen oder Produkte, aber er „verkauft“ sein Unternehmen als vertrauenswürdigen Kreditnehmer.

Vorbereitung: Anforderungen des Bankers antizipieren

Jedes Bankengespräch hat das Ziel, die Bank von der Qualität und Bonität des Unternehmens und seines Geschäftsmodells zu überzeugen. Um dies zu erreichen, ist die richtige Vorbereitung entscheidend. Sie beinhaltet dabei im Wesentlichen drei Bausteine:

1. Kenntnisse der eigenen Bedürfnisse:

Bevor ein Unternehmer in das Gespräch mit seinen Banken geht, muss er die Eckpunkte seiner künftigen Finanzierungsstruktur festlegen. Finanzierungssicherheit will jeder haben, doch wie definiert sich diese?

Aufbauend auf einer integrierten Unternehmensplanung, die neben der GuV-Planung auch eine Bilanz- und Cashflow-Planung für mindestens die kommenden drei Jahre enthält, sollte der Kapitalbedarf ermittelt werden. Auch die Eckpunkte der Mittelherkunft und der individuellen Konditionengestaltung sollten bereits vor dem Bankengespräch klar sein. Wie viel Bank soll/muss sein, welche Banken decken die Bedürfnisse meines Unternehmens bestmöglich ab, wie viel Flexibilität in den Finanzierungsbausteinen benötigt mein Geschäftsmodell?

Da Banken bei der Kreditgenehmigung neben den klassischen Sicherheiten zunehmend mit Covenants arbeiten, sollten hier etwa bei EK-Quote, Verschuldungsgrad und Zinsdeckungsgrad erste Spielräume ausgelotet worden sein.

2. Entscheidungsfaktoren der Banken:

Für Banken sind Bonität, Sicherheiten und Transparenz bei der Kreditentscheidung besonders wichtig. Die Bonität spiegelt sich im jährlichen Bankenrating wider. Dessen Ergebnisse sollten sich Unternehmer von ihrem Kundenbetreuer erläutern lassen, um mit diesen Informationen gezielt an Verbesserungen arbeiten zu können. Sicherheiten sind für die Unternehmer lästig, da sie sich besonders bei eigentümergeführten Unternehmen bis in die Privatsphäre erstrecken. Für Banken sind sie aber in der Regel notwendig, um ein ausgewogenes Finanzierungsrisiko zu erreichen und dadurch eine Kreditgenehmigung überhaupt möglich zu machen bzw. die Kosten für einen Kredit auf ein verträgliches Zinsniveau  festlegen zu können. Der Unternehmer sollte auf jeden Fall neben der Finanzierung auch die Sicherheiten strukturieren. Oftmals liegt deren Gros bei der Hausbank, die nicht selten übersichert ist. Somit besteht kaum Spielraum, um neue, ergänzende Banken oder Finanzierungsformen aufzunehmen. Es ist aber wichtig, den Gleichbehandlungsgrundsatz der Banken untereinander zu berücksichtigen.Transparenz besteht nicht nur in der Übermittlung der jährlichen Jahresabschlüsse an die Banken und der Besprechung derselben. Transparenz ist der Schlüssel zum Erfolg der Verbindung zur Bank! Daher ist es notwendig, dass der Inhaber das Unternehmen in seiner Gesamtheit darstellt – am besten in einem professionell aufbereiteten Finanzierungsexposé.

3. Unternehmensdarstellung mittels Finanzierungsexposé:

Ist die Transparenz der Schlüssel für eine funktionierende Bankverbindung, so ist ein Finanzierungsexposé das Medium dazu. Neben einer allgemeinen Unternehmensdarstellung sollte das Exposé mindestens einen  Finanzteil enthalten, der die bereits erwähnte integrierte Finanzplanung umfasst, sowie einen Teil, aus dem die aktuelle Finanzierungs- und Sicherheitensituation sowie der zukünftige Finanzierungsbedarf hervorgehen.

Die allgemeine Unternehmensdarstellung sollte aufgrund ihrer zunehmenden Bedeutung nicht zu kurz kommen. Banken haben während der Finanzkrise die Erfahrung gemacht, dass neben den wirtschaftlichen Verhältnissen der Vergangenheit und den Finanzplanungen für die Zukunft andere Faktoren für die Krisenstabilität eines Unternehmens verantwortlich sind. Zu allererst ist hier die Qualität des Managements und dessen Strategie zu nennen. Die Stärken des Unternehmens im Hinblick auf seine Mitarbeiter, sein Produktportfolio oder seine Innovationskraft sollten gezielt kommuniziert werden. Oftmals sind diese Faktoren für den Unternehmer so selbstverständlich, dass er vergisst, welche Schätze er in seinem Unternehmen hat.

Aber auch Schwächen sollten nicht verheimlicht werden. Durch das Kommunizieren von Lösungswegen zur Beseitigung der Schwachstellen unterstreicht der Unternehmer seine Handlungsfähigkeit.

Fazit

Unternehmer sollten ihre Kreditgeber als Partner begreifen. Wenn es gelingt, die Informationsanforderungen der Bank optimal zu bedienen, wird Vertrauen aufgebaut. Eine solche Partnerschaft kann dazu beitragen, Krisen besser zu überstehen. Und die sind immer noch der Gradmesser für die Qualität der Bankbeziehung.


Zur Person

Björn Stübiger leitet als Partner den Bereich Corporate Finance und M&A von Rödl & Partner in München. Rödl & Partner ist mit 91 eigenen Niederlassungen in 40 Ländern vertreten. Der Bereich Corporate Finance von Rödl & Partner berät Unternehmen bei M&A-Transaktionen, der Aufnahme von Kapital über den Kapitalmarkt, strategischen Partnerschaften sowie der Stärkung der Eigenkapitalbasis über Private Equity und Venture Capital. www.roedl.de 

Die mobile Version verlassen