Digitalisierung in aller Munde

Beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer fielen deutliche Worte: Nachdem das Internet für Konsumenten hierzulande von vielen Unternehmen verschlafen wurde, heißt es jetzt, im Austausch zwischen den Unternehmen Gas zu geben.

Telekom-Chef Timotheus Höttges war beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall kaum zu bremsen: „Die Industrie 4.0 wird gnadenlos kommen.“ Und weiter: „Daten sind ein Rohstoff, der nicht an Wert verliert.“ Stimmgewaltig und rastlos appellierte er an die Mittelständler, sich zu öffnen. Er plädierte für offene Kommunikationsplattformen, auf denen sich die Unternehmen vernetzen sollen. Standards für die Industrie 4.0 wären dringend notwendig, ansonsten würden auch hier andere das Rennen machen, wie es im Consumer-Markt längst der Fall ist.

Oettinger warnt die Unternehmen

Beispiel Apple. Der Apfelkonzern verdiente 136.000 US-Dollar im ersten Quartal– pro Minute. „Warum machen wir das Geschäft nicht?“, fragte der Telekom-Chef – wohl wissend, dass sein Konzern bislang auch nicht zu den großen Gewinnern der elektronischen Revolution gehört. Am Ende würde die Geschwindigkeit siegen. „The winner takes it all“, sagt der Telekom-Chef und erwähnt das Beispiel Amazon. Der einst kleine Online-Buchhändler ist zum größten Einzelhändler der Welt aufgestiegen und mittlerweile der größte Anbieter von Cloud-Services. Nur wer sich vernetzt, komme weiter. Für Höttges ist klar, was sich ändern muss: Big Data ist der Rohstoff der Zukunft, offene Plattformen sind von Nöten. Wichtig sind dabei Cybersicherheit und Datenschutz. Und natürlich – viele Unternehmer konnten sich das Schmunzeln nicht verkneifen– bräuchte es dazu Datenautobahnen, auf denen die Ströme laufen.
Auch der bislang nicht als „Digital Native“ bekannte EU-Kommissar für die Digitalwirtschaft, Günther Oettinger, warb unermüdlich für eine europäische Strategie und gemeinsame Sicherheitsstandards. Zudem gehöre in jeden Vorstand ein Digital Officer. Wenn Unternehmen nicht aufpassen, würden sie Kunden an Unternehmen aus anderen Branchen verlieren. So wüsste Apple Pay künftig mehr über die Bonität als die eigene Bank. Aufgrund des Wissensvorsprungs könnte Google künftig bessere Angebote machen als ein heimischer Versicherer, der Auto-Policen verkauft. Die US-amerikanischen Unternehmen hätten einen großen Vorsprung. Oettinger warnte Unternehmer davor, die Chance nicht zu verpassen, ihre Produktions- und Geschäftsprozesse anzupassen: „Sie haben maximal fünf bis sechs Jahre Zeit.“

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