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Private-Equity-Investoren ermöglichen Wachstum bei Schleich

Foto: © Schleich GmbH

Wenn Familien ihr Unternehmen an Finanzinvestoren verkaufen, ist dies oft der Startschuss für spürbares Wachstum. Spielzeughersteller Schleich darf dafür als Musterbeispiel gelten. 

Die realitätsnahen Tierfiguren des schwäbischen Mittelständlers sind fester Bestandteil der Kinderzimmer dieser Welt. Dass ein gutes Produkt und ein klingender Name auf dem Spielzeugmarkt dennoch kein Selbstläufer sind, mussten die drei beteilig­ten Familienstämme vor mehr als 20 Jahren erfahren: Die Wachstumsdynamik brach ab, schließlich einigte man sich auf den Verkauf des Unternehmens. Die britische Investment­firma HG Capital kam zum Zug. Seinerzeit hat Schleich 80 Mio. EUR Umsatz erzielt und rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Inzwischen hat man diesen Wert mehr als verdreifacht – und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum.

Partners Group übernimmt als dritter Private-Equity-Investor

2012 stellte HG Capital das einstige Fami­lienunternehmen zum Verkauf. Zwar blieb Schleich stets hochprofitabel mit EBIT-Margen oberhalb von 20% – der Umsatz stagnierte allerdings und schaffte es nur knapp in die Dreistel­ligkeit. 2014 übernahm das französische Private-Equity-Haus Ardian das Schwäbisch-Gmünder Unternehmen. Unter Ardian schaffte es Schleich, wieder auf den Pfad des kontinuierlichen Umsatzwachstums zurückzukehren. Als die Partners Group als dritter Finanz­investor 2019 einstieg, setzte Schleich mit 400 Mitarbeitern 183 Mio. EUR um. Welche Perspektiven hatten die Schweizer gesehen, die andere nicht erkannt hatten? Dazu ein Sprecher: „Wir haben, in enger Zusammenarbeit zwischen dem Team von Schleich, dem Beirat und den Mitarbeitern der Partners Group, einige vielversprechende Chancen iden­tifiziert, welche unserer Meinung nach weitere Wachstumsmöglichkeiten für Schleich bieten würden. Zu den Erfolgen dieser Zusammenarbeit zählen unter anderem ein starker Umsatzzuwachs im In- und Ausland – besonders in den USA –, die Erarbeitung einer neuen Mar­kenstrategie, die Eröffnung eines neuen Büros in München, die Einführung eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms sowie Fortschritte bezüglich nachhaltiger Materialien und Verpackungen.“

Zahlen zeigen: Strategie geht auf

Angesichts der Zahlen für 2021 hat dieses Vorhaben hervorragend funktioniert, denn es wurde das erfolgreichste Geschäftsjahr der 86-jährigen Firmengeschichte abgeschlossen. Mit einem Plus von mehr als 20% kann die Schleich GmbH einen Rekordumsatz von rund 255 Mio. EUR verbuchen (Vorjahr: 210 Mio. EUR). Damit hat das Unternehmen sowohl seine Position als ­einer der größten Spielwarenhersteller Deutschlands als auch seine Anteile in den internationalen Märkten weiter ausgebaut. Neben dem größten Umsatz­plus der Firmengeschichte freut sich CEO Dirk Engehausen über einen zweiten Erfolg: „Erstmals konnten wir mit unseren Produkten im internationalen Markt stärker wachsen als im Kernmarkt Deutschland.“ In den USA und Frankreich wuchs der Umsatz 2021 jeweils um 39%, in Großbritannien um 21%. Im Heimatmarkt Deutschland verzeichnete Schleich ein Plus von 17%. Engehausen: „Wir haben in den letzten Jahren viel in die Internationalisierung der Marke Schleich investiert und freuen uns, dass wir auch in den größten Spielwarenmärkten der Welt erfolgreich wachsen und an Bekanntheit gewinnen.“

Foto: © Schleich GmbH

Aufgrund der globalen logistischen Engpässe überstieg die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2021 die Kapazitäten von Schleich. „Die Lieferschwierigkeiten gerade vor Weihnachten haben ein noch größeres Wachstum verhindert. Die Nachfrage nach unseren Produkten lag weit über unseren Möglichkeiten – trotz umfangreicher Sondertransporte und zusätzlicher Anstrengungen unserer Zulieferer“, sagt Engehausen. Das Design der Schleich-Figuren und -Spielwelten, die Herstellung der Produktionswerkzeuge sowie die Qualitäts- und Sicherheitstests erfolgen in Deutschland. Die Produktion selbst findet in kleinem Um­fang am Firmenstandort in Schwäbisch Gmünd statt, hauptsächlich jedoch in ausländischen Produktionsstätten.

Die Weichen für weiteres Wachstum sind gestellt. Gerade hat Schleich einen umfassenden Markenrelaunch mit beglei­tender Marketingkampagne gestartet, zugleich läuft der Transformationsprozess, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens und dessen Produkte weiter zu optimieren. Wohin wird der Weg führen, welches Exitszenario ist denkbar? Berichtet wurde vom Interesse ­einer anderen großen Spielzeugfirma aus Deutschland. Dazu gibt sich der Partners-Group-Sprecher zurückhaltend: „Wir verfolgen bei unseren Portfolio­unternehmen eine langfristige Strategie und setzen auf nachhaltige Unternehmensentwicklung. Wir arbeiten eng mit dem Management und Beirat zusammen, um eine Transformationsstra­tegie über mehrere Jahre zu entwickeln und umzusetzen – so auch bei Schleich, mit denen wir seit 2019 zusammenarbeiten. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um irgendeine Art von Kommentar zu einer Exitstrategie zu geben.“

redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil

Schleich GmbH

Gründungsjahr: 1935

Branche: Spielwaren

Unternehmenssitz: Schwäbisch Gmünd

Umsatz 2021: 255 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: 450

www.schleich-s.com


„Insgesamt ist die Geschwindigkeit hoch“

Interview mit Dirk Engehausen, CEO, Schleich

Unternehmeredition: Welche kon­kreten Vorteile ergeben sich durch die Zugehörigkeit zur Partners Group (PG), einem inter­national agierenden Investor?

Dirk Engehausen; Foto: © Schleich GmbH

Dirk Engehausen: Durch die Zugehörig­keit zur Partners Group ergeben sich vielfältige Vorteile, etwa die strategische Unterstützung bei der Entwicklung der Wachstumspläne, PG ist ein permanenter Sparringspartner. Monatlich findet ein strukturierter Austausch zu den strategischen Initiativen statt, die im Businessplan vereinbart sind.

Wie unterscheidet sich die Führung eines mittelständischen Unternehmens, wenn Private Equity investiert, wie entwickelt es sich weiter?

Insgesamt ist die Geschwindigkeit hoch, strategische Entscheidungen müssen entsprechend präsentiert und verabschiedet werden; Einzel­gänge wie im inhabergeführten Mittelstand sind so nicht möglich.

Ist es aus Ihrer Sicht realistisch, wenn ein Vertreter einer seitherigen Eigentümerfamilie leitend tätig bleibt − und welches Mindset wäre dann notwendig?

Diese Frage kann man nicht pauschal be­antworten. Es ist sicherlich gut, wenn firmenspezifisches Know-how vertreten bleibt. Noch wichtiger ist aber der gemein­same strategische Fokus. Der strategische Fokus muss sowohl vom Private-Equity-­Investor als auch vom geschäftsführenden Management geteilt werden, damit das Unterneh­men erfolgreich ist.

Zur nun aufgesetzten Nachhaltigkeits­strategie: Werden solche Umwälzungen ­gemeinsam entwickelt oder kommt das von einer Seite?

Die gesamte Spielwarenbranche, nicht nur Schleich oder Partners Group, wird vom Thema Nachhaltigkeit getrieben. Hier findet eine Transformation statt. Die Konsumenten sind sehr aufgeklärt und äußern klar ihre Erwartungen. Zudem sieht sich Schleich in der ­Verantwortung, zu einer positiven ­Zukunft für unsere Kinder und unseren Planeten beizutragen. Mit unserer um­fassenden, ganzheitlichen Nachhaltig­keitsstrategie sind wir gut aufgestellt. Bis 2030 will Schleich nur noch Spiel­figuren und Spielsets herstellen, die ­recycelt, biobasiert, recycelbar oder ­biologisch abbaubar sind.

Rückblickend: Welchen Anteil schreiben Sie den drei Private-Equity-Gesellschaften bei der Entwicklung des Unternehmens zu?

Jedes der drei Häuser hat in seiner Zeit das Mögliche getan, um die strategischen Ziele zu erreichen. Pauschal kann man das nicht miteinander vergleichen.

Herr Engehausen, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!

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