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Partner für verschiedene Anlässe

Private Equity mag Mittelstand, aber mag der Mittelstand Private Equity? Was ist der geeignete Zeitpunkt und welche Anlässe gibt es für ein Engagement von Finanzinvestoren? Beteiligungsformen gibt es viele. Eine objektivierte Betrachtung.

Der eine oder andere Unternehmer mag bei Private Equity immer noch an die 2005 von Politiker Franz Müntefering initiierte „Heuschrecken“-Debatte“ denken. Das damals in Rede stehende ehemalige Familienunternehmen Grohe gilt heute als ein Musterbeispiel erfolgreicher Unternehmensentwicklung in der Hand von Finanzinvestoren. Erfreulich ist deshalb, dass sich Erfolgsgeschichten mit Private Equity zunehmend im deutschen Mittelstand verbreiten. Die Zahlen spiegeln dies eindrucksvoll wider: An etwa 23 Prozent der im ersten Halbjahr 2016 vereinbarten 867 Transaktionen waren Finanzinvestoren als Käufer und/oder Verkäufer beteiligt. Im Vergleichszeitraum 2011 lag der Anteil mit 13 Prozent noch deutlich niedriger. Private-Equity-Investoren sind für den Mittelstand heute nicht nur Kapitalgeber, sondern Sparringspartner im besten Sinne. Reine Finanzakrobatik, also die Renditeerzielung primär über die Hebelwirkung des bei Übernahmen eingesetzten Fremdkapitals („Leverage-Effekt“), funktioniert heute nicht mehr. Heute zählt, wie man die erste Zeile der Gewinn-und-Verlust-Rechnung verbessert: den Umsatz. Dass damit neben mehr Arbeitsplätzen auch mehr Gewinn entsteht, sollte bei Finanzinvestoren nicht als „verwerflich“ angesehen werden. Das strebt auch jeder vernünftige Unternehmer an. Fakt ist, dass die Entwicklung von Unternehmen in der Hand von Finanzinvestoren während der Haltedauer, die heute mit häufig vier bis sieben Jahren deutlich länger ist als früher, in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle sehr positiv ist.

Beteiligungsanlässe aus der Praxis

Das Spektrum der Anlässe und Beteiligungsformen ist heute sehr breit gefächert. Natürlich gibt es auch Finanzinvestoren für Sondersituationen. Aber im Normalfall will der Unternehmer, dass eine gute Entwicklung fortgesetzt, besser dynamisiert wird. Für den etablierten Mittelstand gilt deshalb, so banal es klingen mag: dem Unternehmen sollte es erstens gut gehen und zweitens sollte es Entwicklungspotenzial haben. Stichworte für Beteiligungsanlässe sind Nachfolge, Expansion, Internationalisierung, aber durchaus auch Vermögensdiversifikation.

Auch erlaubt: Vermögensdiversifikation

Nicht selten ist das überwiegende Familienvermögen im Unternehmen investiert. Mit Private Equity kann ein Teil in das Privatvermögen überführt werden. Das kann minderheitlich oder mehrheitlich realisiert werden. Hier kann die Unternehmensnachfolge auch abgekoppelt werden von der Unternehmernachfolge. Der Unternehmer kann das Unternehmen weiterführen und seine Unternehmernachfolge mit Private Equity zu einem späteren Zeitpunkt lösen. Mit der bestehenden Beteiligung partizipiert er weiter am Wertzuwachs des Unternehmens. Solche Transaktionen realisieren heute tatsächlich sehr erfolgreiche Unternehmer, die zwischen 45 und 55 Jahre alt sind und noch lange nicht ans Aufhören denken.

Private Equity mag Mittelstand, aber mag der Mittelstand Private Equity? Was ist der geeignete Zeitpunkt und welche Anlässe gibt es für ein Engagement von Finanzinvestoren? Beteiligungsformen gibt es viele. Eine objektivierte Betrachtung.

Der Klassiker: Nachfolgeregelung

Der Unternehmer will sein Unternehmen gerade nicht in die Hand eines Wettbewerbers geben. Private Equity kann hier der Partner sein, die mittelständische Struktur des Unternehmens zu bewahren. Regelmäßig wird dabei das bestehende oder, wenn erforderlich, ein neues externes Management am Unternehmen beteiligt und neues Unternehmertum geschaffen. Wichtig ist, offen und intensiv zu diskutieren, welchen Plan der Finanzinvestor mit dem Unternehmen verfolgt. Das Kriterium der möglichen Haltedauer ist sicher auch nicht unwichtig, sollte aber tatsächlich nicht „das“ Kriterium für die Qualität der zukünftigen Partnerschaft sein. Absehbare Zeithorizonte können auch stärkere Katalysatoren für die Unternehmensentwicklung sein. In diesem Zusammenhang ist auch aufzuräumen mit der immer noch vertretenen Meinung, Verkäufe von einem Finanzinvestor zum nächsten, sogenannte Secondary oder Tertiary Buy-outs, hafte ein Makel an. Dabei wird verkannt, dass solche Transaktionen nur umgesetzt werden können, wenn sich ein weiterer Finanzinvestor findet, der in dem Unternehmen weiteres Potenzial sieht, eine Bank den Erwerb mit einer Akquisitionsfinanzierung unterstützt und auch das Management dies begleitet. Es müssen also drei Parteien überzeugt sein von den Perspektiven des Unternehmens. Gerade solche Transaktionen bewahren mittelständische Strukturen und sind bei den Anlässen Vermögensdiversifikation wie Nachfolge zunehmend anzutreffen.

Private Equity mag Mittelstand, aber mag der Mittelstand Private Equity? Was ist der geeignete Zeitpunkt und welche Anlässe gibt es für ein Engagement von Finanzinvestoren? Beteiligungsformen gibt es viele. Eine objektivierte Betrachtung.

Expansion und Internationalisierung

Auch Expansion und Internationalisierung können sinnvolle Anlässe sein, Private Equity mehrheitlich oder minderheitlich zu beteiligen. Wichtig ist hier die Expertise des Finanzinvestors aus anderen Transaktionen. Ein gutes Zeichen ist, wenn er mit seinem Netzwerk aus Branchenspezialisten und Investoren bereits andere Unternehmen erfolgreich auf eine höhere Entwicklungsstufe gebracht hat. Oder durch organisches Wachstum oder Akquisitionen anderer Unternehmen erfolgreich war. Auch hier gilt es, Konsens zu finden über den Ausstieg.

Alternativ kann bei Expansionsfinanzierungen auch eine stille Beteiligung eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zur direkten Eigenkapitalbeteiligung sein. Die gibt es heute auch im angelsächsischen Gewand und heißen dann „Mezzanine“ (italienisch „mezzo“: halb), weil sie in der Bilanz zwischen dem Eigen- und dem Fremdkapital liegt.

Eines wird dem Unternehmer bei all dem nicht leichtfallen: den richtigen Partner zu finden. Das Angebot an Beteiligungskapital ist groß. Er könnte dem Zufall vertrauen. Manchmal klopft gleich der richtige Partner an die Tür, und man versteht sich. Gerade bei erfolgreichen Unternehmern wird heute aber permanent an die Tür geklopft. Damit sich der Unternehmer primär dem widmen kann, was er versteht, nämlich dem Unternehmen, sollte er professionellen Rat einholen, von einer Adresse, die Private-Equity-Expertise hat und einen strukturierten Prozess für ihn begleitet.

Fazit:

Der Mittelstand hat in den letzten Jahren gelernt, dass Private Equity ein sehr geeigneter Partner für unterschiedliche Anlässe sein kann. Wie im privaten Leben kommt es auf den richtigen Partner an. Es gibt viele Beispiele von Unternehmern, die die richtige Wahl getroffen haben. Das wird auch noch mehr Unternehmern Mut machen für solche Partnerschaften auf Zeit.


Zur Person

(© privat)

Dr. Axel Gollnick ist Vorstand der Angermann M&A International AG. Er berät überwiegend Familienunternehmen und hat über 25 Transaktionen mit Private Equity begleitet. Angermann M&A International ist nicht nur das älteste unabhängige M&A-Beratungshaus in Deutschland, sondern selbst auch Teil eines Familienunternehmens. www.angermann.de

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