Der lange Weg zum Einwanderungsland

In der Außenwirkung ist Deutschland nicht unbedingt ein Willkommensland. Um das zu ändern, traten 2012 neue Gesetze in Kraft. Der DIHK und das Wirtschaftsministerium haben sie einer kritischen Prüfung unterzogen.

Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Doch vor allem das komplizierte Antragssystem und die geringe Integrationsbereitschaft hindern potenzielle Kandidaten daran, sich in Deutschland zu bewerben. Immerhin werden es immer mehr, zuletzt knappe 740.000 im Jahr 2012 –  ein Anstieg um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ergibt eine gemeinsame Studie von DIHK und dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Auch die Unternehmen sind bei der Fachkräftesuche im Ausland zurückhaltend. Lediglich 7 Prozent mit unter 500 Mitarbeitern sucht dort nach Fachkräften. Bei Großunternehmen sind es immerhin 22 Prozent. Für sie sind vor allem Sprachbarrieren, mangelnde Qualifikation und bürokratische Hürden ausschlaggebend. Um Abhilfe zu schaffen, traten 2012 zwei Gesetze in Kraft: Das Anerkennungsgesetz und die Umsetzung der Hochqualifizierten-Richtlinie mit der sog. „Blauen Karte EU“. DIHK und BMWi haben sie nun auf ihre Wirkung getestet.

Das Anerkennungsgesetz

Vor allem das Anerkennungsgesetz wird mit großer medialer Präsenz beworben. Es soll im Ausland erworbene Berufsabschlüsse leichter anerkennen. Sein Zeugnis fällt allerdings umso schlechter aus. Unternehmen und Fachkräfte bemängeln, dass in der Kampagne weder auf Zeit noch Kosten des Verfahrens eingegangen wird. Auch werde der Eindruck erweckt, dass die Berufsabschlüsse gleichwertig seien. In vielen Berufen bedarf es dafür aber Weiterbildungsmaßnahmen und Fortbildungen. Nicht nachvollziehbar sind für viele Fachkräfte außerdem die unterschiedlichen Anerkennungskriterien der Bundesländer.

Auch hapert es an einer Willkommenskultur: Selbst in den Ausländerbehörden fühlen sich zugereiste Fachkräfte oft nicht willkommen. Akademikerfamilien fühlen sich oft allein gelassen und wünschen sich mehr Unterstützung dabei, im deutschen Alltag anzukommen. Also bei der Wohnungssuche, der Kinderbetreuung und der ärztlichen Versorgung. Zudem gelte es, die gesamte Familie bei den Integrationsbemühungen einzubeziehen.

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