Website-Icon Unternehmeredition.de

„Nur durch Reibung entsteht Wärme“

Mit 13 erklärte Philipp Riederle der Web-Gemeinde, wie man ein iPhone für den deutschen Markt hackt. Auf einen Schlag hatte er 150.000 Anhänger. Firmen fragten an, warum er mit sozialen Netzwerken so erfolgreich sei. Mittlerweile ist er viel gebuchter Vortragender und berät die Arbeitswelt zum Umgang mit der Generation Y.

Herr Riederle, Sie möchten zwischen der Generation Y und älteren Jahrgängen vermitteln, vor allem im Arbeitsbereich. Muss sich nicht auch die Generation Y an die ältere anpassen? 

Wir haben in Deutschland zur Zeit eine sehr geringe Jugendarbeitslosigkeit. Jeder, der etwas machen will, findet etwas. Die Unternehmen sind momentan diejenigen, die leiden, da sie keinen entsprechenden Nachwuchs mehr finden.

Aber die Unternehmen klagen doch auch, dass die Qualifizierung der jungen Leute abnimmt, gerade bei Auszubildenden. Sie starten Programme zur Nachqualifizierung, etwa in Mathematik.

Ich erlebe da etwas ganz anderes, nämlich dass Unternehmen gar keine Leute mehr finden. Deswegen starten sie ja solche Programme, weil sie sich sogar um Minderqualifizierte bemühen müssen.

Die Generation Y ist bekannt dafür, einfach zu gehen, wenn es ihr nicht passt. Muss sie nicht auch aufpassen, dass für sie der Zug irgendwann abgefahren ist?

So fing alles an: Philipp Riederle als Kind. (© Privat)

Wir müssen natürlich schon schauen, dass wir etwas können und Expertise aufbauen. Aber das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer wandelt sich grundsätzlich. Auf der einen Seite müssen wir wahrnehmen, dass wir ins Arbeitsleben eintreten – hier gelten andere Regeln als in der Schule. Gleichzeitig bringen wir unsere Vorstellungen und Wünsche mit, die Unternehmen auch umsetzen sollten. Denn letztendlich gehen wir einfach dahin, wo auf uns eingegangen wird, wir bewerben uns ja bei mehreren Firmen gleichzeitig. Der Markt hat sich von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt verändert. Wir suchen uns aus, wo wir hingehen.

Sie sprechen davon, dass wir unsere Lebensqualität nicht durch Social Media beeinträchtigen lassen sollten. Gilt das auch für das Arbeitsleben? Schon heute fühlen sich ja viele bis nach Feierabend von ihrem Firmenhandy verfolgt…

Absolut, es geht um Medienkompetenz. Die fehlt momentan an allen Ecken und Enden. Wie sollten wir auch damit klarkommen? Wir nutzen die Medien in dieser Form erst seit drei oder vier Jahren. Wie hätten meine Eltern oder meine Lehrer mir das beibringen sollen? Natürlich müssen wir auch in Zukunft konzentriert arbeiten können und noch etwas vom richtigen Leben mitbekommen. Momentan wissen wir noch nicht, wie das erreicht werden kann. Aber das wird sich in den nächsten Jahren erledigen.Mit 13 erklärte Philipp Riederle der Web-Gemeinde, wie man ein iPhone für den deutschen Markt hackt. Auf einen Schlag hatte er 150.000 Anhänger. Firmen fragten an, warum er mit sozialen Netzwerken so erfolgreich sei. Mittlerweile ist er viel gebuchter Vortragender und berät die Arbeitswelt zum Umgang mit der Generation Y.

Was ist die größte Schwierigkeit in der Begegnung von Generation Y mit den Älteren?

Dass man sich mit so vielen Vorurteilen begegnet. Man muss aufeinander zugehen und miteinander reden. Zusätzlich verändern die Kommunikationstechniken und die Art und Weise, wie wir aufgewachsen sind, unsere Herangehensweise an Probleme. Sie passt nicht mehr zu den klassischen, starren Unternehmensstrukturen, in die wir dann eventuell hineingezwängt werden.

Können Sie denn auch Ihrer Generation die der Arbeitgeberwelt erklären?    

Seit seinem 15. Lebensjahr mit Vorträgen erfolgreich: Philipp Riederle. (© Agentur GoldenCap)

Ich denke, jeder von uns kennt die ältere Generation, zumal durch seine eigenen Eltern. In diese Richtung besteht kein Erklärungsbedarf. Wir wollen ja alle miteinander arbeiten. Wenn uns jemand offen begegnet, uns fördert und fordert, tun wir das auch ganz normal. Gerade, wenn die Firmen vielleicht auch von uns lernen und wissen wollen, wie die neuen Dinge funktionieren. Einen Culture Clash gibt es nur dann, wenn behauptet wird, man habe das schon immer so gemacht und müsse sich nicht umstellen. Diese Führungskräfte e haben Angst vor Machtverlust und meinen, sie könnten uns etwas vormachen. Wenn uns jemand über Informationen kontrollieren will, ergooglen wir sie einfach. Die alten Hierarchien funktionieren nicht mehr.

Was war in Ihrer bisherigen Karriere das schönste Erlebnis?

Dass sich nach fast jedem Vortrag Leute bedanken und meinen, dass sie nicht nur für Ihre Firma etwas gelernt haben, sondern jetzt auch ihre Kinder besser verstehen (lacht).

Nimmt die ältere Generation Ihre Einsichten denn auch immer so an?

Manchmal gibt es schon heftigere Diskussionen, das gehört dazu. Nur durch Reibung entsteht Wärme.

Sie haben noch zwei jüngere Brüder. Was machen die?

Die sind ganz normal (lacht).

Also nicht so internet- und medienaffin wie Sie?

Doch, das sind wir ja alle…

Aber nicht jeder hat gleich einen eigenen Podcast…

Das stimmt.


Zur Person

Philipp Riederle, Jahrgang 1994, startete 2007 seinen eigenen Technik-Podcast. Da die Serverfirma seiner Website die vielen Seitenaufrufe nicht verarbeiten konnte, gründete er 2010 seine eigene Produktionsfirma – im Keller seines Großvaters. Seit dieser Zeit berät er auch Unternehmen zum Umgang mit der Generation Y, unter anderem Audi, den Bertelsmann Verlag oder McDonalds Deutschland. Heute ist Riederle Student, hält aber immer noch zwei bis drei Vorträge pro Woche. www.philippriederle.de

Die mobile Version verlassen