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„New York steht auf unserer Liste ganz oben“

Motel One ist weiter auf Expansionskurs. In Europa plant die Hotelkette im kommenden Jahr acht neue Budget-Unterkünfte. Mittelfristig will sie auch auf anderen Kontinenten aktiv sein. Von China lässt Vorstandschef Dieter Müller allerdings die Finger – zumindest Stand heute.

Herr Müller, Motel One hat mittlerweile 55 Hotels in sieben Ländern mit insgesamt 14.600 Zimmern. Für 2017 planen Sie acht neue, unter anderem in Barcelona, Zürich, Glasgow und Paris. Legen Sie den Fokus künftig stärker auf internationale Standorte?

Das ist eine Entwicklung, die parallel läuft. Solange es der Markt hergibt, wollen wir auch in Deutschland zulegen. Für uns ist die Internationalisierung allerdings der logische zweite Schritt.

Wie hoch ist der Anteil, den Sie im Ausland erwirtschaften?

Er liegt bei rund 30 Prozent und wird mittelfristig konstant bleiben. In der Pipeline haben wir weitere Hotels. Bis zum Jahr 2019/2020 wollen wir rund 80 Hotels mit 23.000 Zimmern haben.

Welche Länder sind denn für Sie momentan besonders interessant?

Momentan planen wir unseren Markteintritt in Spanien mit einem ersten Haus in Barcelona, denn der Markt dort hat sich gut erholt. Zudem finden wir Portugal interessant, in Lissabon würden wir gern ein Hotel eröffnen und suchen weitere Standorte, in Warschau planen wir 2018 eine Neueröffnung.


“Momentan planen wir unseren Markteintritt in Spanien.“

Dieter Müller, Gründer und Chef der Hotelkette Motel One


Wie gehen Sie vor, wenn Sie sich im Ausland Plätze für ein Hotel aussuchen?

Ganz ähnlich wie im Inland. Zunächst schauen wir uns den Makromarkt der Stadt an. Ist das Übernachtungsvolumen ausreichend? Wie sind die Durchschnittspreise in unserem Segment? Werden diese Fragen positiv beantwortet, geht es an die Mikrolage. Wir wollen in Innenstadtlagen oder an strategischen Lagen wie Bahnhöfen, Messen oder Flughäfen vertreten sein. Zudem ist wichtig, wie die Hotels im Umfeld von Bewertungsportalen zu ihrer Lage beurteilt werden. Unsere Häuser haben eine Lagebewertung von neun bei möglichen zehn Punkten. Weltweit ist dies wohl einzigartig.

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Motel One ist weiter auf Expansionskurs. In Europa plant die Hotelkette im kommenden Jahr acht neue Budget-Unterkünfte. Mittelfristig will sie auch auf anderen Kontinenten aktiv sein. Von China lässt Vorstandschef Dieter Müller allerdings die Finger – zumindest Stand heute.

Eigentlich wollten Sie in diesem Jahr auch das erste außereuropäische Hotel in New York eröffnen. Daraus wurde allerdings nichts.

Auch wenn es nicht geklappt hat, New York steht auf unserer Liste ganz oben. Wir sind mit vielen Entwicklern im Gespräch. Den Markteintritt ins außereuropäische Ausland planen wir in einem dritten Schritt. Der erste war und ist Deutschland, der zweite sind die Metropolen in Europa. Hier haben wir 52 definiert, in denen wir unsere Marke sehen. Dann wollen wir auch weltweit große Städte mit unseren Hotels versorgen.

Die USA haben Standards, wie wir sie aus Europa kennen. In Asien sieht das schon anders aus. Planen Sie auch eine Erweiterung dorthin?

Da sind wir eher vorsichtig. Vor allem China ist ein Markt, in dem wir nicht unbedingt vertreten sein wollen. Zumindest zum heutigen Zeitpunkt nicht. Vor allem, weil das Preisniveau für die Zimmer dort deutlich unter dem westlichen liegt. Im Schnitt sind es zwischen zwölf und 15 Euro pro Nacht. Entsprechend ist auch die Qualität im Budget-Segment. Die Nachfrage nach dieser Art Zimmer ist jedoch noch groß. Steigen die Ansprüche, könnten auch wir ins Spiel kommen. Hierfür brauchen wir ein gutes Timing.


“Den Markteintritt ins außereuropäische Ausland planen wir in einem dritten Schritt.“

Dieter Müller, Gründer und Chef der Hotelkette Motel One


 

In Ihren Hotels gibt es keinen Pool, keine Restaurants und auch keinen Fitnessbereich. Angesagt sind momentan jedoch auch sogenannte Poshtels, also schicke Hostels mit Lifestyle-Charme. Stellen diese für Sie eine ernst zu nehmende Gefahr dar?

Wir wissen, warum unser Geschäftsmodell gut funktioniert. Vor allem deswegen, weil wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und unsere Flächen optimieren. Verlassen wir dieses Modell und bieten die genannten Dinge an, ändert es sich. Meines Erachtens ist es wirtschaftlich schwierig, diese Variante umzusetzen. Aber das können andere sicherlich besser kalkulieren.

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Motel One ist weiter auf Expansionskurs. In Europa plant die Hotelkette im kommenden Jahr acht neue Budget-Unterkünfte. Mittelfristig will sie auch auf anderen Kontinenten aktiv sein. Von China lässt Vorstandschef Dieter Müller allerdings die Finger – zumindest Stand heute.

Wer sind denn derzeit Ihre härtesten Wettbewerber?

Traditionell ist Ibis der stärkste Mitbewerber, was die Anzahl der Zimmer angeht. In lokalen Märkten wie England ist es Premier Inn, ein Local Player, der dort eine hohe Dominanz hat. Global gesehen ist Holiday Express sehr stark.

Durch den Wohnungsvermittler Airbnb sind Privatunterkünfte attraktiv geworden. Die Bewertung des Unternehmens liegt momentan bei 30 Mrd. US-Dollar. Die von Motel One bei rund einer Mrd. US-Dollar. Sind die US-Amerikaner ein übermächtiger Konkurrent?

Das Geschäftsmodell ist durchaus attraktiv. Der Kapitaleinsatz ist niedrig, das Wachstum extrem hoch. Deswegen kommt das Unternehmen auch auf diese Bewertung. Wir sind in einem traditionellen Geschäft mit einem relativ hohen Kapitaleinsatz und einem begrenzten Wachstum aufgrund begrenzter Flächen und somit der Anzahl an Betten. Allerdings sehen wir Airbnb nicht als direkten Konkurrenten. Interessant ist das Modell für Familien oder für Gruppen, die sich eine Unterkunft teilen. Wir haben bislang nicht festgestellt, dass ein Motel-One-Gast der typische Airbnb-Gast wäre.


“Wir haben bislang nicht festgestellt, dass ein Motel-One-Gast der typische Airbnb-Gast wäre.“

Dieter Müller, Gründer und Chef der Hotelkette Motel One


 

Der Trend geht zur Automatisierung. Maschinen ersetzen Menschen in den verschiedensten Bereichen. Auch in einem Hotel könnten Roboter eingesetzt werden. Halten diese auch bei Ihnen Einzug?

In einem Motel One arbeitet grundsätzlich genauso viel Personal wie in anderen Hotels. Allerdings haben wir weniger Angestellte im Service, weil wir bestimmte Dienstleistungen nicht anbieten. Sicherlich gibt es Bereiche, in denen ich mir es vorstellen kann, dass Roboter zum Einsatz kommen könnten. Es wäre doch schön, wenn man etwa über sein Smartphone eine Bestellung abgibt und ein kleiner Helfer einen Cocktail serviert.

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Motel One ist weiter auf Expansionskurs. In Europa plant die Hotelkette im kommenden Jahr acht neue Budget-Unterkünfte. Mittelfristig will sie auch auf anderen Kontinenten aktiv sein. Von China lässt Vorstandschef Dieter Müller allerdings die Finger – zumindest Stand heute.

Einige Ihrer Hotels, etwa das in London, sind über das Jahr nahezu vollständig ausgebucht. Verführt das nicht dazu, die Preise zu erhöhen?

Nein, ein attraktiver Preis gehört zur DNA von Motel One. Auch in London versuchen wir nicht, den Preisspielraum, den wir vielleicht hätten, auszuspielen.

Trotz des starken Wachstums ist Motel One profitabel. Was erwarten Sie für das Gesamtjahr?

Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr 360 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften, nach 322 Mio. im vergangenen Jahr. Die Auslastung sollte wie im Vorjahr bei 75 Prozent liegen. Beim Nettoergebnis erwarten wir ein Wachstum zwischen zehn und 15 Prozent auf rund 85 Mio. Euro.

Die Expansion verschlingt viel Geld. Wie finanzieren Sie diese?

Bei Hotels, in denen wir Eigentümer sind, haben wir im Schnitt einen Fremdkapitalanteil von 70 Prozent und 30 Prozent Eigenkapital. Sind wir Mieter, investieren wir die Einrichtung selbst. Das sind durchschnittlich zehn Prozent der Gesamtinvestition. Derzeit befinden sich 3.400 Zimmer in unserem Eigentum, 11.000 sind angemietet. Bezieht man künftige Hotels mit ein, gehören uns dann 7.000 Zimmer und 16.000 Dritten.

Welche Art Hotel wird sich künftig durchsetzen?

Sicherlich werden die Fünf-Sterne-Hotels und Budget-Hotels eine gute Zukunft haben. Im Mittelpreissegment werden die Hotels erfolgreich sein, die ein Profil haben, sich etwa auf Tagungen oder Wellness spezialisieren. Global betrachtet ist die Tourismusbranche eine Wachstumsbrache. Deswegen ist mir um unser Geschäftsmodell nicht bange.

Wie häufig übernachten Sie in einem Ihrer Hotels?

50 Tage im Jahr sind es bestimmt.


 

Zur Person

Im Jahr 2000 gründete der frühere Accor-Manager Dieter Müller die Hotelkette Motel One. Seitdem wächst das Unternehmen kontinuierlich und hebt sich von anderen Anbietern günstiger Hotelzimmer ab. Müller hält die Mehrheit der stimmberechtigten Anteile. Seit Jahren ist auch SAP-Mitgründer Dietmar Hopp am Unternehmen beteiligt. Bis zum Jahr 2017 soll das Netz auf 72 Hotels mit insgesamt 18.000 Zimmern ausgebaut werden.

 

 

 

 

 

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