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Neue Technologie in traditionellem Umfeld

Bei Jena denken viele an Carl Zeiss und an die Entwicklung von Mikroskopen und anderen optischen Systemen. In der gleichen Stadt ist auch die LightTrans GmbH beheimatet, die eine Softwareplattform für verschiedene Optik-Simulationsmodelle anbietet. Für ihr internationales Wachstum holte sie sich als Kapitalgeber die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen an die Seite.

Optiktradition in Jena

Jena in Thüringen ist bekannt für seine Optikindustrie, nicht zuletzt auch durch die früher vom ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth geleitete Jenoptik AG. Die Historie geht weit zurück – auf Carl Zeiss (Mikroskope), Otto Schott (Glas) und Ernst Karl Abbe (Optimierung von Linsenoberflächen). Heute, im Computerzeitalter, wird auch in der Optik mit Bits und Bytes gearbeitet – um zu Innovationen und Verbesserungen zu kommen, hilft in vielen Fällen entsprechend spezialisierte Software zum Entwickeln und Testen. Die LightTrans GmbH ist genau in diesem Metier tätig. „Wir machen eine Software, die optische Elemente und Systeme mit Hilfe mathematisch-physikalischer Rechenmodelle optimiert“, erklärt LightTrans-Geschäftsführerin Petra Wyrowski. „Von anderen Anbietern unterscheiden wir uns dadurch, dass wir verschiedene Rechenmethoden auf einer einzigen Softwareplattform durchführen können.“

Lichtausbreitung wird simuliert

Die Gründungsidee entstand 1999 im Umfeld der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in der der Gesellschafter Prof. Wyrowski einen Lehrstuhl inne hat. Das Unternehmen sieht sich selbst als Trendsetter im elektromagnetischen optischen Ingenieurwesen. Physiker, Mathematiker und Computerexperten haben die Optiksoftware VirtualLab entwickelt, mit der die Lichtausbreitung in modernen optischen Systemen simuliert werden kann – es werden verschiedene Simulationsmodelle auf einer Plattform vereint. Dieses Alleinstellungsmerkmal hat im Jahr 2009 auch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen überzeugt. „LightTrans hatte sich damals nach einem Beteiligungspartner umgesehen“, erzählt Hendrik Hofmann-Oertel von der MBG Thüringen. „Es ist ein kleines Unternehmen mit solidem Wachstum, allerdings nicht so rasant wachsend wie oft von Venture-Capital-Gesellschaften gefordert, und insofern passte eine MBG-Finanzierung hier sehr gut.“

MBG mit stiller Beteiligung

Zudem wollte die Geschäftsführung das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben, weshalb eine stille Beteiligung durch die MBG die Lösung darstellte. Mit dem frischen Kapital wurden die internationalen Kooperationspartnerschaften im internationalen Vertrieb weiter auf- und ausgebaut. Dazu zählen auch Marketingmaßnahmen sowie Messeteilnahmen beispielsweise in Asien. Erst vor Kurzem, im September 2012, stockte die MBG Thüringen ihre Beteiligung mit einer zweiten Tranche in Kooperation mit der Bürgschaftsbank Thüringen auf. Insgesamt hat sie in den zwei Runden damit nun 250.000 EUR investiert. Hofmann-Oertel erwartet, „dass das Unternehmen in den nächsten Jahren zu einem der führenden Anbieter von Optiksoftware heranwächst“.

Neue Produktentwicklungen

Seit 2010 hat die LightTrans GmbH zusammen mit ihrer Schwestergesellschaft LightTrans Virtual Lab ihren Umsatz mehr als verdoppelt. „In den kommenden Jahren rechnen wir mit rund 20 bis 30% jährlichem Wachstum, insbesondere auf internationaler Ebene“, sagt Geschäftsführerin Wyrowski. Nicht nur der Vertriebsausbau soll dazu beitragen. „Wir sind auch dabei, neue Produkte zu entwickeln. Außerdem bieten wir Dienstleistungen an, wie zum Beispiel spezielle Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Mitarbeiterausbildung für andere Betriebe.“

Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: LightTrans GmbH
Gründungsjahr: 1999
Branche: Optik / Optical Engineering
Unternehmenssitz: Jena
Mitarbeiterzahl: 15
Umsatz 2011: ca. 700.000 EUR
Umsatz 2012 (e): ca. 800.000 EUR
Internet: www.lighttrans.com

„Wir verkaufen heute etwa 70% ins Ausland“

Interview mit Petra Wyrowski, Geschäftsführerin, LightTrans GmbH

Unternehmeredition: Frau Wyrowski, woher kommen die Kunden Ihres Unternehmens?

Petra Wyrowski, Geschäftsführerin, LightTrans GmbH. Bild: LightTrans GmbH

Wyrowski: Unsere Kunden sind Unternehmen, die optische Systeme benötigen oder herstellen, wie beispielsweise Mikroskope, Fernrohre oder messtechnische Geräte, um z.B. Sensoren optimal auszuleuchten. Jenoptik ist einer unserer Kunden, Medizintechnik-Unternehmen gehören dazu oder auch Firmen, die Lithographien herstellen. Auch Automobilhersteller benötigen spezielle Optiktechnologie, denken Sie nur an die LED-Scheinwerfer oder die Displays im Cockpit. Weitere Abnehmer kommen aus der Luft- und Raumfahrt und aus der Kommunikationstechnologie. Sie kaufen unsere Software, um ihre Optiksysteme mit Hilfe von Simulationsmodellen zu entwickeln und zu testen. Unsere Plattform Virtual Lab integriert verschiedene Werkzeuge zur Analyse der optischen Systeme bzw. deren Elemente. Wir liefern sozusagen die Softwaretools, um die Innovation beim Kunden zu ermöglichen. Es ist also ein reines B2B-Geschäft.

 

Unternehmeredition: Wie haben Sie sich finanziert, und wie sind Sie auf die MBG Thüringen gestoßen?

Wyrowski: Unsere Strategie in den ersten zehn Jahren war, fast die gesamten Gewinne in unser Wachstum und in Neuentwicklungen zu investieren. Um international weiter wachsen zu können und unsere Kapitalbasis zu erhöhen, haben wir uns im Jahr 2009 über Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme informiert und sind über die Thüringer Aufbaubank auf die MBG Thüringen gestoßen. Diese hat dann per stille Beteiligung 150.000 EUR investiert mit einer Laufzeit von zehn Jahren, damit wir unseren Vertrieb weltweit schneller ausbauen können. Kürzlich investierte die MBG weitere 100.000 EUR, die im Wesentlichen in die Entwicklung einer neuen Laser-Software gehen.

Unternehmeredition: Wie ist LightTrans heute international positioniert, und wo sehen Sie die nächsten großen Herausforderungen?

Wyrowski: Wir haben schon seit einigen Jahren eigenständige Distributoren in Ländern wie Japan, China, Taiwan, Singapur, Korea, Israel und in den USA. Wir verkaufen heute etwa 70% ins Ausland, Schwerpunktmärkte sind traditionell Europa – mit Ländern wie Frankreich, Schweiz oder zunehmend auch osteuropäischen Staaten – sowie Indien. Eine Herausforderung für uns ist, auf dem großen Markt USA zu expandieren, wo es eine starke Konkurrenz-Software gibt. Eine andere große Herausforderung ist, dass in Teilen von Asien die Fabrikationsmöglichkeiten für hochwertige optische Produkte oft noch nicht vorhanden sind. Deshalb überlegen wir, dort ergänzend zu unserem Software-Kerngeschäft mit Partnern gefertigte Elemente anzubieten. Dazu müssten wir mit einem oder mehreren Herstellern kooperieren, in Jena gibt es da viele. Wir haben bereits einen Kooperationsvertrag mit Jenoptik, hiermit kann aber nur ein Teil des angefragten Spektrums abgedeckt werden.

Unternehmeredition: Frau Wyrowski, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Bernd Frank.
redaktion@unternehmeredition.de

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