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Netzwerken für Iran

Geschäfte mit Iran sind wieder möglich – zumindest offiziell. Über Details und Bedingungen informierte eine Veranstaltung von DIE FAMILIENUNTERNEHMER am 8. Juni in Frankfurt.

Was war die Erleichterung – und die Überraschung – groß, als im Sommer 2015 das Ende der internationalen Sanktionen gegen Iran verkündet wurde. Am 16. Januar 2016 war es soweit: An diesem sogenannten „Implementation Day“ wurden alle nuklear bezogenen Sanktionen von EU und den USA aufgehoben. Am „Transition Day“ im Jahr 2023 sollen dann die restlichen Sanktionen aufgehoben werden.

Zeigte Chancen für den Automobilbereich auf: Leila E. Alipour, Geschäftsführerin der UNICO Industrieprodukte Handels GmbH in Düsseldorf. (© Anne Kreuz Fotografie)

Allein dieser erste Schritt bedeutet einen Meilenstein in den Beziehungen zwischen Iran und dem Westen: Erstmals kann wieder Geld von und nach Iran überwiesen werden, iranische Fluggesellschaften dürfen Ziele in der EU anfliegen, Sanktionen gegen hunderte von Firmen werden aufgehoben. Kurzum: Die Grundvoraussetzungen für Handel sind wieder gegeben. Dementsprechend groß war der Andrang bei der Informationsveranstaltung „Unternehmer nach Teheran?“ der Verbände DIE FAMILIENUNTERNEHMER und DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Zurecht: Schließlich ist der iranische Markt sehr vielversprechend. Ein BIP von 425 Mrd. US-Dollar im Jahr 2014, Bevölkerung von 81 Mio., davon 70 Prozent unter 35 Jahre. Das Land hat die zweitgrößten Gasreserven und die viertgrößten Ölreserven der Welt. Nach dem Wirtschaftseinbruch von 2011 seien Wachstumsraten von 40 Prozent möglich, erklärte Kaveh Taghizadeh, Partner bei KPMG und Co-Gastgeber der Veranstaltung. Zu Deutschland habe man außerdem ein besonderes Verhältnis: Die Qualität der Produkte sei hochgeschätzt, ein Großteil der iranischen Industrie laufe auf deutschen Maschinen.

Kennt sich in beiden Welten aus: Kaveh Taghizadeh (r.), Partner der KPMG AG. Die KPMG am Frankfurter Flughafen war Gastgeber der Veranstaltung. (© Anne Kreuz Fotografie)

Viel Potenzial also, etwa im Automobilbereich: Die Iraner sind ein Auto-verrücktes Land. Denn auch wenn sonst viel Regulierung herrsche, könne man wenigstens so zeigen, was man hat, erklärte die Deutsch-Iranierin Leila E. Alipour. Gemeinsam mit ihren Eltern führt sie die Unico Industrieprodukte Handels GmbH in Düsseldorf, eine Importgesellschaft, die für europäische Automobilhersteller und -zulieferer die Einfuhr nach Iran organisiert. Zwar basierten viele Modelle der 13 iranischen Automobilhersteller auf Peugeot- und Renault-Vorlagen, so die Unternehmerin. Doch für deutsche Hersteller sei noch reichlich Platz. VW steht anscheinend kurz vor dem Wiedereintritt. Das geht aber nur, wenn die Unternehmen Geld da lassen: „Nach dem Ende der Sanktionen sind keine Lizenzbauten mehr möglich, nur noch Joint Ventures.“ Die Regierung will Kapital ins Land holen. Doch egal wie deutsche Unternehmen den Markt auch betreten – eines gibt ihnen Alipour mit auf den Weg: Netzwerken. „Man kann den iranischen Markt nicht auf eigene Faust erschließen – man muss jemanden im Land kennen.“

Doch auch wenn die wichtigsten Hindernisse beseitigt sind: Ein Problem bleibt der Zahlungsverkehr. Zwar ist eine Vielzahl der iranischen Banken wieder an das Transaktionsnetz Swift angeschlossen. Einen Überblick lieferte Shaghayegh Smousavi, Leiterin des Teheran Büros der Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle. Große Kreditinstitute wie die Deutsche Bank tätigen aber immer noch so gut wie keine Transaktionen – denn der Druck der US-Behörden bleibt. Zu präsent ist die Erinnerung an Milliardenstrafen, die westliche Institute für unerlaubten Zahlungsverkehr mit Kunden aus Iran leisten mussten – neun Mrd. Euro im Fall der französischen BNP Paribas. Auch wenn der Zahlungsverkehr nun offiziell wieder erlaubt ist – zu unberechenbar waren die US-Aufseher in der Vergangenheit. Geld-Transfer-Services wie Western Union gibt es in Iran nicht, auch Kreditkarten funktionieren nicht. Zwar gibt es vereinzelt Adressen, auf die man ausweichen kann, etwa die Europäisch-Iranische Handelsbank in Hamburg. Doch auch hier läuft nicht alles rund. Ein Teilnehmer berichtete, dass sein Geld dort nun schon seit Wochen liege und er ständig neue Dokumente zur Sicherheit nachreichen müsse.

Weiterer Pferdefuß sind die Sanktionen, die weiterhin gelten: Etwa für sogenannte Dual-Use-Güter. Also solche, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden können. Auch gelten noch bestimmte personenbezogene Sanktionen. Deutsche Unternehmen sollten sich sehr genau über Geschäftspartner und Warenklassifizierungen informieren, so Kai Neuhaus von CMS Hasche Sigle. www.familienunternehmer.eu  

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