Website-Icon Unternehmeredition.de

Nachhaltigkeit beinahe auf Knopfdruck

Foto: © kebox_AdobeStock

ESG ist als wichtiges Thema im deutschen Mittelstand nicht mehr wegzudenken. An den endgültigen bindenden Regeln für Unternehmen wird noch gearbeitet – aber es zeichnet sich ab, dass Firmenchefs neue Aufgaben bekommen werden. Die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz bereitet sich darauf vor. 

Aber was bedeutet ESG eigentlich? Hinter den drei Buchstaben verstecken sich die Begriffe Environmental (Umwelt) Social (Soziales und Gesellschaftliches) und Governance (Unternehmensführung). Im Kern geht es um verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung. Alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verpflichteten sich zur Umset­zung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. In der Europäischen Union hat man mit entsprechenden Maßnahmen begonnen − der Begriff Taxonomie dürfte den meisten geläufig sein.

Dateneingabe möglichst erleichtern

Eine Anwenderin bei der Beantwortung des Fragebogens zur Erhebung des ESG-Scores ihres Unternehmens; Foto: © EXCON Services GmbH

Wenn es definierte Ziele, allgemeingültige Standards und Branchenbench­marks gibt, dann können Unternehmen ihre eigenen Leistungsdaten erfassen und einen entsprechenden ESG-Score ermitteln. Damit Daten­ermittlung und die Auswertung nicht zu aufwendig ­wer­den, gibt es inzwischen spezielle Softwarelösungen. Eine davon ist das Tool ex:plore des Neu-Isenburger Software- und Digitalisierungsdienstleisters Excon. Mit einem digitalen Fragebogen werden wichtige Daten aus dem Unternehmen erfasst – und mehr oder weniger auf Knopfdruck liefert die Software einen ersten ESG-Score. „Damit hat der Unternehmer zumindest einen Status quo, und zwar bereits unter Berücksichtigung der jeweiligen Anforderungen seiner Branche“, erklärt Bettina Guggemos, Excon-Geschäftsführerin. Dass sich Beratungsunternehmen mit den Anforderungen von ESG auseinandersetzen, ist nicht außergewöhnlich, doch der Ansatz von Excon ermöglicht ein standardisiertes Vorgehen. „Unseren Fragebogen können Sie auch auf dem Handy ausfüllen“, sagt Sebastian Lammel von ­Excon. Möglich wird das durch den cloudbasierten Ansatz für die Erfassung der Daten.

Das Know-how für das System zur einfacheren Erfassung von ESG-relevanten Zahlen aus Unternehmen hat Excon schon bei der Gründung vor mehr als 30 Jahren aufgebaut. „Das Thema Umwelt hat bei uns bereits sehr früh eine Rolle gespielt, denn in der Produktion sind seit Jahren vielerlei Vorschriften zu beachten. Und viele Fir­men achten bereits jetzt auf einen nach­haltigen Umgang mit den Ressourcen“, sagt Guggemos. Anfang des Jahrtausends begann bereits die Entwicklung eines Standardtools für die Erfassung von Umweltdaten eines Unternehmens. Seit fast zehn Jahren läuft diese Technologie nun im Netz, und inzwischen auch cloudbasiert.

Mit schlankem Prozess zum ESG-Score

Bettina Guggemos, Excon

Das System von Excon richtet sich im Schwerpunkt an Mittelständler, die sich im Gegensatz zu großen Konzernen keinen eigenen Stab für ESG-Themen oder die Beauftragung von Beratungsunternehmen leisten können oder wollen. „Die Anwendung ist sehr benutzerfreundlich und benötigt keinen großen Einrichtungsprozess vor Ort. Sie kann von Einzelanwendern wie von großen Teams genutzt werden“, erläutert Lammel. Wichtig sei bei der Entwicklung immer gewesen, dass es sich um einen schlanken Prozess handelt, der die Akteure im Unternehmen nicht überfordert und damit demotiviert. Das sei ­gerade bei Mittelständlern ein wichtiger Aspekt. „Es ist dringend, dass auch mittelständische Firmen nun beginnen, sich mit den zukünftigen Anforderungen auseinanderzusetzen. Der Ein­stieg kann erst einmal mit einem kleineren Fragenkatalog erfolgen, dann ­besteht schon einmal eine Datenbasis. Später kann detaillierter nachgearbeitet werden“, so Guggemos weiter.

Kriterien können laufend angepasst werden

Das zentrale ESG-Dashboard in der Software ex:plore, das den Anwendern
übersichtlich wichtige aktuelle Kennzahlen zeigt; Foto: © EXCON Services GmbH

Der Fragebogen wird an die Anforderun­gen der jeweiligen Branche des Unternehmens angepasst. Inhaltlich orientiert sich die Liste der bis zu 120 Fragen an den Standards GRI, dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex, der Corporate Sustainability ­Reporting Directive (CSRD), UNPRI-­ESG-Kennzahlen, den Sustainable Deve­lopment Goals (SDGs) sowie an ISO-Normen und Gesetzen. Eine Auswertung ist in allen europäischen Ländern möglich. Die Software ex:plore ermittelt auf der Basis der Antworten des Unter­nehmens und der Besonderheiten der jeweili­gen Branche nicht nur einen ESG-Score als Status quo: Weiterhin werden auch erste Handlungsoptio­nen für Verbes­serungsmöglichkeiten ge­geben. „Für die Unternehmen beginnt dann erst der Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit – quasi ein kon­tinuierlicher Verbesserungsprozess“, sagt Guggemos.

Ohne ESG-Score geht der Geldhahn zu

Aber warum soll sich ein Unternehmen überhaupt diesem Stress aussetzen, einen ESG-Score zu ermitteln? Unabhängig davon, dass nachhaltiges Handeln als Unternehmen gesellschaftlich grundsätzlich wichtig ist, dürfte Firmen ohne ESG-Score mittelfristig der Geldhahn abgedreht werden – denn institutionelle Investoren, große Fondsgesellschaften und Banken haben sich für ESG Ziele gesetzt und betrachten auf dieser Basis ihr aktuelles Portfolio und zukünftige Beteiligungen. Das gilt auch für die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz. Das Unternehmen hat bereits vor rund 15 Jahren in Excon investiert – damals dachte noch nie­mand an ESG. „Uns hat in dieser Phase der Ansatz für die Digitalisierung von Audit- und Beratungsprozessen interessiert“, erklärt Mirco Thelen, Investment­manager bei der Hannover Finanz. Nun pro­fitiert das Beteiligungsunternehmen von dem neuen Know-how im Bereich ESG.

Mirco Thelen,
Hannover Finanz

Bis Ende dieses Jahres will die Hannover Finanz einen Großteil der rund 35 Portfoliounternehmen mit dem Tool von Excon ausstatten und damit zugleich einen ESC-Score für die eigenen Beteiligungen ermitteln. „Der ESG-Score wird eine Kennzahl werden wie viele andere bekannte Werte bei der Beurteilung von Unternehmen, und ein Private-Equity-Investor wird unter anderem danach beurteilt, wie er Kennzahlen für Firmen erhebt und die Performance in diesem Bereich optimiert. Also haben auch wir Hausaufgaben zu erledigen“, sagt Thelen. In der mittleren Frist hätten Verbesserungen bei den ESG-Werten auch Auswirkungen auf Secondary Deals. Ohne einen nachweisbaren Wert sei der Markt auf der Käuferseite vermutlich deutlich kleiner. Grundsätzlich seien Kennzahlen im Bereich von ESG bereits Bestandteil jeder Due Diligence bei der Hannover Finanz. Thelen rechnet damit, dass entsprechende Kennzah­len in den jährlichen Lage­bericht des Unternehmens aufgenommen werden.

Zwei Eisen im Feuer

Hannover Finanz hat inzwischen zwei Eisen im Feuer bei der ESG-Thematik. Das Beteiligungsunternehmen First Climate unterstützt seit mehr als 20 Jahren Firmen und Organisationen dabei, ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Das Angebot umfasst verschiedene Produkte und Dienstleistungen rund um Klimaneutralität, grüne Energie sowie Green Investments. Dazu gehört auch die Entwicklung individueller Klimaschutzprojekte mit den betreuten Firmen. First Climate hilft unter anderem bei der Erstellung eines CO2-Fußabdrucks und der anschließenden Optimierung oder Kompensation. Damit ist es – wenn die Firmen dies entsprechend beauf­tragen – ein Teil des Analyse- und Beratungspakets von Excon. Für das eigene Portfolio, aber auch für andere mittelständische Unternehmen hat die Hannover Finanz damit Dienstleister, die bei der Optimierung des ESG-Rankings helfen können und einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil

EXCON Services GmbH

Gründungsjahr: 1987

Branche: IT-Consulting

Unternehmenssitz: Neu-Isenburg

Umsatz: 20 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: circa 100

www.excon.com

Die mobile Version verlassen