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Nachhaltiges Wachstum angestrebt

Seit 43 Jahren produziert die LET Lüddecke Elektro Technik GmbH aus Ulm bundesweit Schaltschränke für Großprojekte in der Gebäudetechnik. Eine aus Unternehmern bestehende Investorengruppe soll das Unternehmen auf Wachstumskurs bringen.

Walter Lüddecke war Anfang zwanzig, als er sein Elektrotechnikunternehmen aufbaute. Die aufstrebende Industrie in Baden-Württemberg benötigte Schaltschränke. Keine von der Stange, sondern solche, die passgenau auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten waren. Denn ein Automobilkonzern verbraucht mehr Energie als ein Krankenhaus, eine Bank weniger als ein Kaufhaus. Dementsprechend müssen die Schaltschränke konfiguriert werden. Walter Lüddecke entwickelte sich zu einem gefragten Hersteller in Süddeutschland. Die Schaltschränke finden sich heute bei Porsche, in den Drogeriemärkten von Müller oder in der Landesbank Baden-Württemberg. Unauffällig verrichten sie ihren Dienst, viele der Anlagen schon seit mehr als 20 Jahren.

Schaltschränke von LET: Passgenau werden sie konfiguriert.

Das Unternehmen expandierte und lieferte die Produkte über den süddeutschen Raum hinaus. Sogar eine Schokoladenfabrik in Nordafrika stattete Lüddecke mit Schaltschränken aus. Nach der Wende leistete er auch Aufbauhilfe in Ostdeutschland. In Spitzenzeiten beschäftigte das Unternehmen mehr als 120 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren allerdings wollte der Firmengründer kürzertreten und konzentrierte sich auf sein angestammtes Terrain rund um den schwäbischen Kirchturm. Die Belegschaft pendelte sich bei 60 Mitarbeitern ein.
Seit 43 Jahren produziert die LET Lüddecke Elektro Technik GmbH aus Ulm bundesweit Schaltschränke für Großprojekte in der Gebäudetechnik. Eine aus Unternehmern bestehende Investorengruppe soll das Unternehmen auf Wachstumskurs bringen.

Auf Empfehlung gesetzt

Mittlerweile 65-jährig stand für Lüddecke zwangsläufig die Frage der Nachfolge an. In der Familie gab es niemanden, der das Unternehmen weiterführen konnte. So fragte er Vertraute und Freunde, ob Sie ihm jemanden empfehlen könnten. Eine Unternehmensnachfolge ist eine sensible Angelegenheit, die häufig Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz weckt und die sich unter Umständen später über einen Wettbewerber weniger freut. Ein M&A-erfahrener Berater vermittelte Walter Lüddecke dann den Kontakt zu Ralf Baumeister, einem der Geschäftsführer und Gesellschafter der Münchner GFEP GmbH, einem Investmentbüro für unternehmerische Direktbeteiligungen im Eigentum der aktiven Partner mit Standorten in Hamburg und Berlin. Das bedeutet, Family Offices und auch Unternehmer mit ihren Privatvermögen beteiligen sich an anderen Unternehmen, die einen Nachfolger oder einen strategischen Investor suchen.

Investoren mussten das Vertrauen gewinnen

Im Mittelstand muss man sich das Vertrauen der potenziellen Mandanten hart erarbeiten. „Wir haben vom ersten Kennenlernen bis zum vertraglich fixierten Einstieg bei der LET gut neun Monate gebraucht. Davon waren die ersten fünf Monate davon geprägt, Vertrauen im Unternehmen zu gewinnen“, so Ralf Baumeister. Dabei ging es nicht nur um den Firmenchef selbst, sondern auch um die Führungskräfte im Unternehmen, die von der Pike auf dort gelernt hatten und das Unternehmen in den letzten Jahren weitestgehend selbstständig sehr erfolgreich geführt hatten. Doch die Philosophie der GFEP, dass Unternehmer wie er ins Unternehmen einsteigen, gefiel Walter Lüddecke. Die Münchner wurden Hauptgesellschafter bei der LET, sechs Kommanditisten investierten hohe sechsstellige Beträge ins Unternehmen. „Davon wurde der Kaufpreis finanziert, und es bleiben noch genügend Mittel für das zukünftige Wachstum übrig“, so Alexander Tewaag, für die Finanzierung zuständiger Partner bei der GFEP.

Seit 43 Jahren produziert die LET Lüddecke Elektro Technik GmbH aus Ulm bundesweit Schaltschränke für Großprojekte in der Gebäudetechnik. Eine aus Unternehmern bestehende Investorengruppe soll das Unternehmen auf Wachstumskurs bringen.

Mit dem Unternehmer Christian Niewolik wurde ein regionaler MBI-Kandidat gefunden, der sich nicht nur mit beteiligte, sondern auch als neuer Geschäftsführer ins operative Geschäft des Unternehmens einstieg. Aus dem Investorenkreis wurde ein Beirat gebildet, der Niewolik in seiner Arbeit mit zusätzlichem Know-how und seinem Netzwerk unterstützt. Zunächst soll das Unternehmen in allen Bereichen effektiver gemacht werden: Die Belegschaft soll über ein neues Vergütungssystem stärker motiviert werden, das Controlling verbessert und mehr Angebote in Aufträge umgewandelt werden. „Wir wollen als Investoren mit ausschließlich unternehmerischem Background in den nächsten Jahren keine Dividende ausbezahlt bekommen, sondern das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln“, so Baumeister und ergänzt: „Das unterscheidet uns ganz erheblich von reinen Finanzinvestoren, bei denen allein die Rendite von Beginn an im Mittelpunkt steht.“

Kurzprofil LET Lüddecke Elektro Technik GmbH

 Gründungsjahr 1973
 Branche Elektrotechnik
 Unternehmenssitz  Ulm
Umsatz 2015 ca. 8 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl  60

www.letulm.de

Seit 43 Jahren produziert die LET Lüddecke Elektro Technik GmbH aus Ulm bundesweit Schaltschränke für Großprojekte in der Gebäudetechnik. Eine aus Unternehmern bestehende Investorengruppe soll das Unternehmen auf Wachstumskurs bringen.

Interview mit Christian Niewolik, Geschäftsführer und Mitgesellschafter LET Lüddecke Elektrotechnik GmbH

© privat

Unternehmeredition: Herr Niewolik, was hat Sie bewogen, ins Unternehmen einzusteigen?

Ich fand das Geschäftsmodell spannend. Das Unternehmen besetzt eine Nische im Schaltschrankbau, die gesamte Branche ist ausschließlich mittelständisch geprägt. Da ich selbst seit acht Jahren als Unternehmer mehrere Firmen aufgebaut hatte, wollte ich diesmal einen Mittelständler aus unserer Region weiterentwickeln.

Dabei hatten Sie ja bislang noch nie etwas mit dieser Branche zu tun gehabt.

Ich war sowohl in der Automotiv- und Kunststoffindustrie als auch in der Biotech-Branche als Manager und Unternehmer tätig. Immer ging es darum, effektive Strukturen aufzubauen. Insofern kann ich als Branchenfremder gut über den Tellerrand des Unternehmens schauen. Davon wiederum profitieren auch die alteingesessenen Führungskräfte der LET, die mich wiederum mit ihrem Insiderwissen unterstützen.

Wie haben Sie den Kauf Ihrer Anteile finanziert?

Ich habe zwei meiner Unternehmen verkauft, darunter ein Biotech-Unternehmen. So hatte ich genügend private Mittel.

Wie wollen Sie gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern das Unternehmen strategisch aufstellen?

Wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben und in allen Bereichen noch effektiver arbeiten, dann wollen wir national wachsen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass wir in einigen Jahren auch Zukäufe tätigen werden.

Herr Niewolik, vielen Dank für das Gespräch.

redaktion@unternehmeredition.de

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