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Schüschke: Nachfolge mit Investor

Für den Unternehmer Uwe Schüschke war seit Längerem klar, dass seine Kinder die von ihm gegründete Firma nicht übernehmen würden. Früh machte er sich auf die Suche nach einer Nachfolgeregelung. Dem Käufer konnte er Ende 2015 ein Unternehmen auf der Höhe seines Erfolges übereignen. 

Uwe Schüschke wollte die Fehler nicht wiederholen, die er bei einigen anderen Unternehmern gesehen hatte. Sie waren zu lange geblieben und hatten sich oft erst in hohem Alter um eine Nachfolge gekümmert. Hielten sich für unersetzbar und waren tatsächlich betriebsblind geworden. Schüschke wollte, dass sein Unternehmen in gute Hände kommt, und deshalb kümmerte er sich früh um dessen Zukunft. Mit 56 Jahren beschloss er im März 2014, die Schüschke GmbH & Co. KG auf dem Markt anzubieten. Er schaltete eine M&A-Agentur und eine Rechtsanwaltskanzlei ein. „So sind wir langsam eingestiegen. Wir haben das Unternehmen skizziert, die Eckdaten zusammengefasst und in den Markt gegeben“, sagt Schüschke.

Handwerk als Kernkompetenz

Keine zwei Jahre später ist die Basis für eine gute Nachfolgelösung gefunden. Am 22. Dezember 2015 verkaufte Schüschke 86 Prozent seines Unternehmens an die Private-Equity-Firma Silver Investment Partners (SIP). 14 Prozent der Anteile hält der Unternehmer noch selbst. Um einen guten Übergang zu gewährleisten, wird er noch 18 Monate als Geschäftsführer weiter an der Spitze bleiben. Danach steht er dem von ihm gegründeten Unternehmen noch ein Jahr als Berater zur Verfügung. „Es ist ein Verkauf aus der Stärke heraus gewesen. 2014 und 2015 waren die besten Jahre der Unternehmensgeschichte“, sagt Schüschke. Das dürfte sich auch im Kaufpreis spiegeln, über den aber beide Seiten Stillschweigen vereinbart haben.

Angefangen hatte Uwe Schüschke 1986 mit einem Tischlereibetrieb. Bald spezialisierte er sich auf Waschtische für Sanitärbereiche in öffentlichen Gebäuden, wie beispielsweise Kindergärten oder Kliniken. 1989 dann der Einstieg als Zulieferer für die Luftfahrtindustrie: Schüschke entwickelt und baut seither Waschtische für Waschräume in Flugzeugen. Größter Kunde ist Airbus. Das Unternehmen ist exklusiver Lieferant für die gesamte Airbus-Familie. Ein wichtiger Grund für diesen Vertriebserfolg ist das Material, aus dem die Waschtische bestehen: Varicor, ein polymergebundener Mineralwerkstoff. Er besteht aus dem natürlichen mineralischen Füllstoff Aluminiumhydroxid und aus gebundenen Kunstharzen. Waschtische aus Varicor sind leicht zu formen, sehr stabil und haben wenig Gewicht.Für den Unternehmer Uwe Schüschke war seit Längerem klar, dass seine Kinder die von ihm gegründete Firma nicht übernehmen würden. Früh machte er sich auf die Suche nach einer Nachfolgeregelung. Dem Käufer konnte er Ende 2015 ein Unternehmen auf der Höhe seines Erfolges übereignen. 

„Wir fanden bei Schüschke die Basis sehr gut. Außerdem finden wir die Luftfahrtbranche sehr interessant, weil wir der Meinung sind, dass es für die nächsten Jahre ein sehr stabiles Geschäft ist“, sagt Philipp Amereller, geschäftsführender Partner bei SIP. Tatsächlich ist dieses Wachstum gar nicht zu verhindern. Alle Prognosen gehen davon aus, dass der globale Luftverkehr in den nächsten Jahren stark wächst. Allein die A320-Flotte wird in den nächsten Jahren um 40 Prozent

Innovatives Material: Schüschke verarbeitet Varicor, einen stabilen und leicht zu formenden Werkstoff. (© Schüschke GmbH & Co. KG)

größer. Die Aufträge sind schon da. Schüschke nimmt an diesem Wachstum teil, ohne neue Verträge oder zusätzlichen Vertriebsaufwand: Denn die Lieferbeziehungen in der Luftfahrt sind üblicherweise sehr langfristig angelegt. Das hängt mit den niedrigen Stückzahlen und den zahlreichen Zertifizierungen und Genehmigungen zusammen, die jedes Teil in einer Passagiermaschine nachweisen muss. Ein Flugzeugbauer kann gar nicht so einfach auf ein anderes Produkt wechseln. Deshalb gibt es in den meisten Fällen für ein Produkt nur einen Lieferanten. Der Lieferant hat daher eine viel stärkere Position, als beispielsweise Zulieferer für die Autoindustrie haben.

SIP will Schüschke aber auch weiterentwickeln. Neben der Luftfahrt sieht man auch im Gebäudebereich Chancen für organisches Wachstum. Dieser trägt aktuell etwa 20 Prozent zum Umsatz bei. „Für die Entwicklung dieses Geschäftsfelds haben uns über die Jahre die Kapazitäten gefehlt“, räumt Schüschke ein. Die stellt SIP jetzt zur Verfügung. Der Vertrieb im Gebäudebereich soll gestärkt werden. Dadurch werde sich der Umsatz leicht verdoppeln lassen, meint Amereller. Auch sieht er in beiden Geschäftsfeldern Möglichkeiten für weitere Zukäufe. „Wir sind langfristig orientiert und schauen nicht von einem Quartal aufs nächste. Wir werden irgendwann verkaufen, aber wir haben keinen Plan, wann. Wir können uns vorstellen, ein Unternehmen auch zehn Jahre oder länger zu halten, wenn wir es noch voranbringen und weiteres Wachstum erzielen.“ Wie bei anderen Private-Equity-Unternehmen auch ist die langfristige Orientierung auch dem gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld geschuldet, in dem alternative Investitionsmöglichkeiten rar sind.Für den Unternehmer Uwe Schüschke war seit Längerem klar, dass seine Kinder die von ihm gegründete Firma nicht übernehmen würden. Früh machte er sich auf die Suche nach einer Nachfolgeregelung. Dem Käufer konnte er Ende 2015 ein Unternehmen auf der Höhe seines Erfolges übereignen. 

„Unsere Produkte sind sehr langlebig“

Interview mit Uwe Schüschke, Geschäftsführer der Schüschke GmbH & Co. KG

Uwe Schüschke (© privat)

Unternehmeredition: Warum setzten Sie bei Waschtischen für Flugzeuge auf Varicor?
Schüschke:
Dieser Werkstoff hat viele Vorteile. Varicor lässt sich fugenlos verarbeiten, ist leicht zu reinigen und individuell in der Farb- und Formgebung. Ein weiterer Vorteil ist seine Leichtigkeit – im Zusammenspiel mit unserer Wabenverarbeitung konnten wir eine enorme Gewichtsreduktion erreichen. Unser erster Flugzeugwaschtisch wog 9,8 kg, inzwischen wiegt er nur noch 3,5 kg.

Schafft man das nicht auch mit einigen Kunststoffen?
Im Flugzeug muss man noch mehr beachten als das Gewicht. Das Brennverhalten zum Beispiel, die toxischen Eigenschaften oder die Rauchentwicklung. Varicor schneidet bei allen diesen Kriterien sehr gut ab. Das liegt an dem Aluminiumhydroxid-Anteil. Darin ist Wasser chemisch gebunden. Wenn es heiß wird, löst sich das Wasser und wirkt somit als Feuerlöscher. Mit einem intelligenten Harz hat man dann auch keine toxischen Probleme und auch keine Rauchprobleme mehr.

Wie groß ist der Markt?
Wir liefern etwa 3.500 Waschtische im Jahr an Airbus, davon fertigen wir circa 1.200 Farb- und Geometrievarianten. Im Moment haben wir etwa 45.000 Waschtische in Flugzeugen verbaut und brauchen dafür im Jahr nur rund 150 Ersatzteile. Unsere Produkte sind sehr langlebig. Wir wissen, dass diese Waschtische tatsächlich noch in den Flugzeugen sind, denn der Airliner darf nicht einfach ein anderes Waschbecken einbauen. Dann verliert das Flugzeug sofort die Zulassung.

Kurzprofil Schüschke GmbH & Co. KG

 Gründungsjahr 1986
 Branche Zulieferer für die Luftfahrtindustrie
 Unternehmenssitz  Kirchentellinsfurt (b. Stuttgart)
Umsatz 2015/16e Kleiner zweistelliger Millionenbetrag
 Mitarbeiterzahl 65

www.schueschke.de

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