Nachfolge ohne Strategiewechsel

Vor gut einem Jahr übernahm die Beteiligungsgesellschaft Gesco im Rahmen einer Nachfolge den sauerländischen Bandstahlveredler Pickhardt & Gerlach (PGW). Der neue Geschäftsführer will an der bisherigen Unternehmensführung festhalten.

Michael F. Hekhorn musste nicht lange nach einem Nachfolger suchen, als er im Alter von 69 Jahren in den Ruhestand gehen wollte. Er hatte ein kerngesundes, profitables Unternehmen anzubieten, das seine Produkte weltweit verkauft. Da gibt es viele Interessenten. Hekhorn entschied sich für die Industrieholding Gesco aus Wuppertal. „Bei der Regelung der Nachfolge hatte für meine Familie und mich die zukunftssichere Fortführung des Unternehmens oberste Priorität. Insbesondere das Wohl der Belegschaft lag uns am Herzen.“, sagt er. Ende 2016 ging der Verkauf des kompletten Unternehmens über die Bühne. Für die Übergangszeit blieb Hekhorn noch einige Monate beratend im Unternehmen. Als er sein Lebenswerk in guten Händen sah, schied er aus. Die Gesco ist auch ein Jahr nach dem Kauf des Stahlveredlers noch sehr zufrieden mit der Entscheidung: „PGW passt bilderbuchartig zu uns“, sagt Christoph Borges, der bei Gesco für Akquisitionen zuständig ist, „Größe, Profitabilität, Marktposition, Unternehmenskultur, dort stimmt einfach alles.“ PGW dürfte demnach eine lange Zukunft bei Gesco haben. Denn die Holding setzt darauf, ihre Beteiligungen langfristig zu halten. Es gibt kein temporäres Exit-Szenario, Gesco trennt sich nur dann von Firmen, wenn sie aus dem gesetzten strategischen Rahmen fallen.

Hekorn saniert PGW in den 90er-Jahren

Hekhorn hatte PWG 1990 als leitender Angestellter über einen Management Buy-In übernommen, nachdem das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten war. Er sanierte es, investierte mehr als vorher und setzte trieb die Automatisierung voran.. Heute schwärmt d der Geschäftsführer Rainer Theile über den Zustand der einzigen Produktionsstätte in Finnetrop : „Der Standort ist optisch und technisch in einem Top-Zustand. Das habe ich in dieser Branche noch nie erlebt. Traditionell geht es dort eher alt und schmutzig zu.“ Theile ist seit vorigem Jahr im Unternehmen. Er kennt sich in der Branche aus, hat 30 Jahre Erfahrung gesammelt, lange Zeit bei einem Kunden von PGW gearbeitet. Hekhorn hatte ihn angerufen und gefragt, ob er nicht Lust habe, die Geschäftsführung zu übernehmen. Eigentlich wollte sich Theile ins Privatleben zurückziehen, aber die Aufgabe reizte ihn. Das lag auch am neuen Eigentümer. Denn Gesco ist daran gelegen, die Geschäftsführer in den übernommenen Firmen wie Unternehmer möglichst autonom handeln zu lassen. „Wie ein Unternehmer eigenständig zu arbeiten, ohne beteiligt zu sein, das reizte mich“, sagt Theile.

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