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Nachfolge in Familienunternehmen

Die Übergabe von Eigentum, Führung und Vermögen im Rahmen einer Unternehmensnachfolge ist kein punktuelles Ereignis. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der sich über viele Monate hinziehen kann und sorgfältig geplant werden sollte.

Nicht nur die kommenden Monate, sondern vielmehr die kommenden Jahre werden eine sehr entscheidende Rolle für den Mittelstand spielen. In früheren Generationen war es in der Regel üblich, als „Jungspund“ in einer Unternehmerfamilie die Zukunft im Familienunternehmen zu verbringen und die Nachfolge anzutreten. Andere Optionen standen oftmals außer Frage. In Zeiten der heutigen Optionsvielfalt sieht das schon ganz anders aus – Unternehmer müssen sich die Frage stellen, ob eine familieneigene Nachfolge wirklich das Beste für das Unternehmen ist. Gleiches gilt auch für die möglichen Nachfolger, die ihre Optionen sinnvoll abwägen müssen und denen oftmals auch sehr attraktive, alternative Möglichkeiten offenstehen. Häufig wird die Lösung, eine externe Geschäftsführung einzubinden und einen professionellen Beirat als Gesellschafter-Vertreter einzusetzen, in erster Linie vernachlässigt.

Nachfolge ist ein Prozess

Der Gesamtprozess beinhaltet etwa die Entscheidungsfindung des Übergebers und seiner Familie, die Suche und Auswahl eines geeigneten Nachfolgekandidaten, die Planung und Durchführung der eigentlichen Nachfolge als auch die gesamte Vision und Strategie der Unternehmenszukunft. Die Nachfolge ist ein Balanceakt, den es in keinem Fall zu unterschätzen gilt. Geschichte, Tradition und klassische Werte, die den Fortbestand des Unternehmens über viele Jahre gesichert haben und zum heutigen Punkt entwickeln konnten, gilt es zu schützen, zu pflegen und in die Zukunft zu tragen. Gleichzeitig ist es von enormer Bedeutung, dass man sich seiner Wurzeln und Werte zwar stets erinnert, jedoch auch Offenheit für Neues und Innovation an den Tag legt. Die Märkte entwickeln sich zunehmend schneller, und Unternehmen müssen heute deutlich flexibler agieren, um sich im Spannungsfeld der wachsenden internationalen Konkurrenz behaupten zu können. In den kommenden Jahren, auch durch die zunehmende Digitalisierung, werden Unternehmen vor der Herausforderung stehen, ihre gesamte Firmenkultur auf den Prüfstand zu stellen und hier auch vor tief greifenden Veränderungen nicht haltzumachen, um das gesamte Unternehmen langfristig für die Zukunft zu sichern.Die Übergabe von Eigentum, Führung und Vermögen im Rahmen einer Unternehmensnachfolge ist kein punktuelles Ereignis. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der sich über viele Monate hinziehen kann und sorgfältig geplant werden sollte.

Der entscheidende Faktor ist das Vertrauen in die Nachfolge. Dieses schafft man unter anderem auch durch einen dezidierten, fundierten Auswahlprozess, der gereift ist. Schlüsselfaktoren sind die Eignung, Ausbildung und Motivation der Nachfolger. Hier sollte sowohl bei der internen als auch bei der externen Suche umsichtig vorgegangen werden.

Wer ist der richtige Kandidat?

Im Zuge der internen Suche sollten unternehmerspezifische Eigenschaften, ein fachliches Interesse für den Betrieb, die Bereitschaft, zunächst auch extern Erfahrungen zu sammeln, und günstige Charaktereigenschaften im Vordergrund stehen. Anschließend sind Ausbildungsstand und kaufmännische und/oder technische Beurteilung in die Erwägungen miteinzubeziehen.

Im Falle der externen Suche sollte der Unternehmer mithilfe eines entwickelten Anforderungskatalogs möglichst aktiv nach fähigen, interessierten und willigen Kandidaten suchen. Er führt Gespräche und prüft die Nachfolgefähigkeit, Nachfolgebereitschaft und vor allem die „Nachfolgewürdigkeit“ des Kandidaten. Diese Phase endet mit der grundsätzlichen Einigung von Übergeber und Übernehmer. Gerade dieser Schritt wird oft auch durch sogenannte Mittler gestaltet, um die Anonymität im Fall einer familien- und unternehmensexternen Nachfolge nicht vorzeitig aufzuheben.

Auch der potenzielle Nachfolger muss sich in dieser Phase Fragen stellen: Passt das Unternehmen zu mir? Wie gesund ist es? Ist es das Unternehmen überhaupt wert, es übernehmen zu wollen? Was gibt es dabei für Entwicklungsmöglichkeiten? Welche Risiken sind mit der Übernahme verbunden und vor allem welche Chancen?Die Übergabe von Eigentum, Führung und Vermögen im Rahmen einer Unternehmensnachfolge ist kein punktuelles Ereignis. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der sich über viele Monate hinziehen kann und sorgfältig geplant werden sollte.

Wie erfolgt der Auswahlprozess?

Dreh- und Angelpunkt bei der Wahl des Nachfolgers ist die objektive Gestaltung des Auswahlprozesses. Um dem gerecht werden zu können, bieten sich folgende Schritte an:

Besonders wichtig: Das Bewertungsverfahren sollte in Form eines Assessment- und Development-Centers vorgenommen werden, in dem die Entwicklungspotenziale eines möglichen Nachfolgers im Hinblick auf bestimmte unternehmensspezifische Kriterien, vor allem Führungskompetenzen, erfasst und im Anschluss konkrete Entwicklungsmaßnahmen zur Erfüllung des künftigen Anforderungsprofils festgelegt werden. Der entscheidendste Faktor ist hier jedoch eindeutig das eigene Bauchgefühl des Entscheiders.


Zur Person

(© LSG & KollegenZur Person

Kai Matthias Liebe ist Geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung Liebe Sutor Gawlowski mit Sitz im Herzen Münchens. Die LSG & Kollegen GmbH berät den Mittelstand sowie Großunternehmen in diversen Branchen individuell, nachhaltig und auf Augenhöhe bei der Selektion, Gewinnung und Integration von herausragenden Persönlichkeiten auf den oberen drei Führungsebenen. www.lsg-kollegen.de

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