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„Aus einer Position der Stärke suchen“

Um das gewaltige Wachstum der vergangenen Jahre zu halten, holte sich Mymüsli einen Investor an Bord. Er soll das Unternehmen bei der weiteren Internationalisierung unterstützen und helfen, das Multichannel-Geschäft weiter aufzubauen. Die Mehrheit soll jedoch auch künftig bei den Gründern liegen.

Herr Wittrock, mehr als 566 Billiarden Müslivariationen lassen sich mit Ihren 80 Zutaten mischen. Welche ist Ihre Lieblingssorte?

Ich bin ein großer Fan des Superfruit-Müslis. Ein Mix aus Crunchys und verschiedenen Beeren. Das Gute daran: Man braucht kein so schlechtes Gewissen zu haben wie bei einem Schokomüsli.

Bereits vor neun Jahren gründeten Sie Mymüsli. Kommen Ihnen die Getreideflocken nicht langsam zu den Ohren raus?

Will auf jeden Fall die Mehrheit am Unternehmen halten: Max Wittrock, Gründer und Geschäftsführer von Mymüsli. (© mymüsli GmbH)

Nein. Ich esse fast jeden Tag Müsli, außer wenn ich unterwegs bin und keinen Zugriff habe. Bei der Vielfalt an Produkten kann man zum Glück ganz gut abwechseln.

Im Februar dieses Jahres gaben Sie 30 Prozent der Unternehmensanteile an den Finanzinvestor Genui Partners ab. Warum dieser Schritt?

Um das Wachstum zu halten, müssen wir einige Investitionen tätigen. Es gibt vor allem drei Bereiche, in denen wir Mymüsli voranbringen wollen, bei denen Genui unterstützt und wo wir das Kapital einsetzen: Das Multichannel-Geschäft mit unseren eigenen Läden, die Internationalisierung und die Infrastruktur der Produktion.

Wie kamen Sie auf den neuen Investor?

Über einen persönlichen Kontakt. Die Verhandlungen dauerten ein gutes Jahr. Weil das Unternehmen jetzt schon knapp ein Jahrzehnt existiert, war es für uns enorm wichtig, dass wir über die künftige Ausrichtung des Unternehmens einer Meinung waren.

Wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir stehen ja ganz am Anfang unserer geschäftlichen Beziehungen. Genui lernt das Unternehmen derzeit noch besser kennen, und wir suchen Stellschrauben, an denen wir gemeinsam drehen können. Aber bisher sind beide Seiten sehr happy, denke ich.Um das gewaltige Wachstum der vergangenen Jahre zu halten, holte sich Mymüsli einen Investor an Bord. Er soll das Unternehmen bei der weiteren Internationalisierung unterstützen und helfen, das Multichannel-Geschäft weiter aufzubauen. Die Mehrheit soll jedoch auch künftig bei den Gründern liegen.

Welches Know-how bringt Genui mit? Schließlich haben Sie selbst über die Jahre genügend Erfahrungen im Müsli-Markt gesammelt.

Ein guter Investor weiß, dass das operative Geschäft bei den Gründern bleiben sollte und dass diese am besten geeignet sind, die Geschichte fortzuschreiben. Was wir brauchen, ist ein Sparringspartner, um wichtige Entscheidungen in größerer Runde zu reflektieren. Etwa den Aufbau einer Multichannel-Organisation. Bei solchen Makrofragestellungen kann der Investor helfen.

Wie häufig treffen Sie sich?

Die Beiratssitzungen sind vierteljährlich. Der Austausch findet allerdings rege statt. Wir sprechen mindestens einmal die Woche.

Matcha-Müsli: Eine von 566 Bio. Variationsmöglichkeiten. (© mymüsli GmbH)

Und wie lange können Sie mit ihm planen?

Genui ist langfristig orientiert. Sie drängen nicht auf schnelle Lösungen.

Wird sich Ihre Rolle im Unternehmen mit dem neuen Investor verändern?

Kaum. Wir Gründer werden operativ immer eine große Rolle spielen, und das sicher auch in den kommenden Jahren. Gleichwohl ist es wichtig zu lernen, dass man mit der Größe des Unternehmens auch stärker Verantwortung abgeben muss.

Hätten Sie Ihre weiteren Investitionen nicht auch mit Fremdkapital finanzieren können?

Irgendwann ist es sinnvoll, den Finanzierungsmix zu erweitern, auch weil Banken an ihre Grenzen stoßen. Grundsätzlich haben wir zu diesen allerdings ein sehr gutes Verhältnis. Vor allem die Regionalbanken haben uns unterstützt. Von der VR-Bank in Passau bekamen wir etwa einen Kredit für unsere Müslimixmaschine.

Wollen Sie künftig weitere Anteile abgeben?

Das ist nicht geplant. Wir wollten nur eine Minderheit abgeben und haben so viel vor, dass wir darüber nicht nachdenken. Wenn, dann möchten und werden wir aber weiter die Mehrheit halten.

Welche Tipps können Sie jungen Unternehmern geben, wie man bei der Suche nach einem Investor vorgeht?

Man sollte auf jeden Fall eine klare Vorstellung davon haben, wofür man das Invest braucht. Zudem sollte man sich überlegen, ob es jemanden gibt, der noch mehr zuliefern kann als nur Geld. Wichtig ist auch, dass man aus einer Position der Stärke sucht und nicht mit dem Rücken zur Wand steht. Wenn ein Unternehmen zeigen kann, dass das Konzept funktioniert, wird man ganz anders wahrgenommen, und die Bewertung des Unternehmens ist dadurch natürlich um einiges höher.Um das gewaltige Wachstum der vergangenen Jahre zu halten, holte sich Mymüsli einen Investor an Bord. Er soll das Unternehmen bei der weiteren Internationalisierung unterstützen und helfen, das Multichannel-Geschäft weiter aufzubauen. Die Mehrheit soll jedoch auch künftig bei den Gründern liegen.

Mittlerweile haben Sie 47 Shops in der DACH-Region und Schweden. Wie viele Läden wollen Sie bis zum Jahresende eröffnen?

Bis dahin sollten es mehr als 50 sein. Demnächst eröffnen wir zum Beispiel einen in Freiburg. Wichtig ist für uns die Lage. Die zahlt sich immer aus. In Deutschland sollen insgesamt heuer noch zwei bis drei weitere dazukommen. Mittlerweile sind wir europaweit in sechs Ländern vertreten. Ehrgeizig, aber behutsam wollen wir unsere Expansion forcieren.

Es ist ein Trend, dass Unternehmen, die über einen längeren Zeitraum ausschließlich das Internet als Vertriebskanal nutzten, „echte Verkaufsstellen“ eröffnen. Macht Mymüsli dies aus Imagegründen?

Nein. Jedes Geschäft sollte profitabel sein. Ansonsten baut man sich einen riesigen Kostenblock auf, der schnell zu groß wird. Wir schauen, dass unsere eigenen Kanäle, also Läden und Website, deutlich über die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften. Mymüsli gibt es ja auch in Supermärkten, zudem haben wir ein B2B-Geschäft, etwa Direktlieferungen an Büros.

Bunter Mix: Die Anlagen zum Müsli-Mischen wurden von der Hausbank finanziert. Der Investor dient auch als Sparringspartner. (© mymüsli GmbH)

Mittlerweile haben Sie auch Kaffee, Tee und Orangen im Angebot. Stößt das Wachstum mit Müsli an Grenzen?

Nein, überhaupt nicht. Der Anteil der neuen Produkte am Umsatz ist relativ klein. Das hat viel mit Leidenschaft zu tun. Unser Fokus liegt klar auf Müsli. Wir wissen, dass wir uns auf einige wenige Dinge konzentrieren müssen, ansonsten verzetteln wir uns.

Was waren bislang die größten Hürden?

Wir hatten nie den einen fiesen Gegner oder das eine große Problem. Bei uns waren es vielmehr die kleineren Schwierigkeiten, denen viele junge Unternehmen begegnen: Lieferungen, die nicht ankamen, Wachstumsschmerzen oder Eröffnungstermine von Läden, die plötzlich alle auf einen Tag fallen.

Kann das gewaltige Wachstum, das Sie in den vergangenen Jahren hatten, nicht auch schnell zum Problem werden?

Man ist nie davor gefeit, Fehler zu machen und Entscheidungen zu korrigieren. Es wird in den kommenden Jahren sicherlich auch Stolpersteine geben. Bislang waren wir gut darin, diese zu erkennen. Behalten wir das bei, sind wir auf einem guten Weg.

Wie sieht Mymüsli im Jahr 2017 aus?

Wir sind momentan in einem Prozess des Erwachsenwerdens. Das ist wie in einer Schule: Wir haben das Gebäude, 800 Schüler und die Lehrer. Jetzt haben wir auch den Lehrplan. Wir wollen noch effektiver und besser organisiert sein. Unser internationaler Fußabdruck soll dann deutlich größer sein und das Zusammenspiel unserer Vertriebskanäle noch besser funktionieren.


Zur Person

Vor neun Jahren gründete Max Wittrock zusammen mit zwei Studienfreunden Mymüsli in Passau. Aus einem kleinen Start-up entwickelten sie bis heute ein mittelständisches Unternehmen mit rund 800 Mitarbeitern. Bestellungen kommen online, aber auch aus den eigenen Läden. Bis zum Jahresende will Mymüsli in der DACH-Region 50 eigene Stores haben. In Deutschland sollen in diesem Jahr noch zwei eröffnet werden. www.mymuesli.com

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