Wie sich Führung erweitert

Die deutsche Unternehmenslandschaft verändert sich. Traditionsreiche Familienunternehmen werden nach Generationen und teils Jahrhunderten zum ersten Mal von einem Nicht-Familienmitglied geführt. Der 2. Münchner Unternehmer-Salon der Unternehmeredition und Dr. Wieselhuber & Partner am Dienstagabend stellte sich diesem Thema: Was ändert sich, wenn Fremdmanagement das Ruder übernimmt? Welche Rolle können Private Equities als Investoren übernehmen? Wo entstehen im Mehr-Generationen-Unternehmen Kulturbrüche?

Prof. Dr. Norbert Wieselhuber, Managing Partner der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH, brachte es gleich zu Beginn des Abends auf den Punkt: „Steht im Familienunternehmen ein Führungswechsel an, müssen die Gesellschafter und das Management neu über die künftige Machtverteilung und die ökonomische Strategie beraten. Das betrifft die Generationenfolge genauso wie die Übergabe an einen Fremdmanager.“

Eigentumsverhältnisse entscheiden nicht über den Erfolg

Horst W. Garbrecht, Vorsitzender der Geschäftsführung der Metabo GmbH, ging in seinem Vortrag auf den Zusammenhang zwischen Besitzverhältnissen und der Ausrichtung eines Unternehmens ein. Garbrecht kam 2009 zu Metabo, als der Umsatz eingebrochen war. Er leitete einen Strategiewechsel ein, fokussierte die Marke auf das Professional-Segment und holte den französischen Finanzinvestor Chequers Capital ins Boot, um mit dem Kapital neue Wachstumsimpulse zu setzen. Die positive Entwicklung, die Metabo seitdem genommen hat, bestätigt ihn in seiner Einstellung: „Ob die Anteile eines Unternehmens von der Familie, Private Equity oder von einem Strategischen Investor gehalten werden, ist für den Unternehmenserfolg nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, dass die Strategie stimmt.“  Dabei habe ein Fremdmanagement gegenüber einer Führung aus dem Familienkreis oft den Vorteil, frei von „Altlasten“ neue Visionen und Strategien entwickeln und auf den Weg bringen zu können. Garbrecht brach  auch eine Lanze für Private Equity: „Ich bin ein Fan von Familienunternehmen mit ihrer typischerweise langfristig-nachhaltigen Denkweise, aber für Metabo war der Einstieg eines Finanzinvestors in einer Phase der strategischen Neuausrichtung eine sehr gute Brücke. Im Nachhinein betrachtet hatte der Finanzinvestor einen erheblichen Anteil am erfolgreichen Turnaround des Unternehmens.“

Vereinbarungen, die auch in der Krise tragen

Christian Fischer, Geschäftsführender Gesellschafter vom Piano-Fischer Musikhaus, steht demgegenüber für das Modell einer familieninternen Generationenfolge. Fischer kennt die Fallstricke, die aus dem Spannungsfeld zwischen Familie und Unternehmen in vielen Fällen entstehen:  „Zwei Alphatiere im Ring, unausgesprochene Spannungen, unterschiedliche Erwartungshaltungen und das Wissen um eine gemeinsame Vergangenheit sorgen oft für Zündstoff. Der einzige Ausweg: offene Kommunikation. Dafür müssen Regeln und Erwartungen von Beginn an festgehalten werden – und zwar mündlich und schriftlich“ Fischer plädiert in diesem Zusammenhang auch für Mediatoren, die an einer systematischen Lösung arbeiten, indem sie die Spielregeln zwischen den beiden oder mehreren Parteien festlegen. Für Christian Fischer hat sich der Aufwand jedenfalls gelohnt. Gerade in Krisenzeiten  trage dann  das „Prinzip Familienunternehmen“, wenn es Fokus und Gemeinsamkeit braucht.

Externes Know-how ist gefragt

Resumee des Abends: Egal ob in familiären Fahrwassern oder fremden Händen – die Professionalisierung der Führung durch externes Know-how ist einer der großen Knackpunkte, dem sich alle Unternehmen stellen müssen.

 

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