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Krieger und Schramm baut auf Beteiligung

Vor fünf Jahren hat die Bauunternehmung Krieger und Schramm damit begonnen, ihre Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen. Seit drei Jahren kann sich jeder Beschäftigte darüber hinaus auch am Unternehmen direkt beteiligen. Fast alle machen mit. 

Für Geschäftsführer Matthias Krieger ist die Sache klar: „Wir wollen die Verantwortung der einzelnen Mitarbeiter wecken. Wir wollen sie herausfordern, über den eigenen Tellerrand zu schauen“, sagt er, der die Firma vor 23 Jahren gegründet hat. Dahinter steht zum einen die Erwartung, dass ein Mitarbeiter mehr Leistung bringt, wenn es sich direkt für ihn auszahlt. Wichtiger noch ist aber die Überzeugung, dass der Mitarbeiter nicht nur fleißiger wird, sondern sich auch ständig fragt, ob es das Richtige ist. Kurz: Er soll so ticken wie ein Unternehmer. Entrepreneurssinn nennt Krieger das.

Zehn Prozent des Jahresgewinns gehen an die Mitarbeiter. Verteilt wird nach einem festgelegten Schlüssel. Die Höhe der Prämie richtet sich zum Beispiel nach Betriebszugehörigkeit, betrieblichem Engagement, aber auch nach Fehlzeiten. Alle Mitarbeiter werden am Gewinn beteiligt.

Krieger und Schramm zahlt Zuschuss

Die Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist dagegen freiwillig – ein Angebot, stiller Gesellschafter zu werden. Der Mitarbeiter zahlt jeden Monat einen bestimmten Betrag auf ein Konto. Krieger und Schramm  gibt einen Zuschuss. Bis zu 360 Euro im Jahr dürfen den Mitarbeitern auf diese Weise steuer- und abgabenfrei zugutekommen. Die Summe wird am Jahresende mit der Umsatzrendite in Höhe von etwa vier Prozent verzinst. Fünf Jahre werden angespart, danach ruht das Geld für zwei Jahre. Wenn ein Mitarbeiter in fünf Jahren 5.000 Euro anspart, hat er sein Geld in sieben Jahren verdoppelt, hat man bei Krieger und Schramm ausgerechnet. Die Verzinsung in Höhe der Rendite ist ein weiterer Anreiz zur Förderung des Unternehmersinns. „Die Leute haben selber einen hohen Einfluss auf die Unternehmensrendite. Wenn sie gut arbeiten, steigt somit auch die eigene Rendite der Kapitalbeteiligung“, sagt Krieger.

Mitarbeiterkapitalbeteiligungen sind in Deutschland noch vergleichsweise selten. Von den rund 340.000 Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten, die das Statistische Bundesamt zuletzt für 2011 gezählt hat, haben nur rund 4.200 Unternehmen ihre Mitarbeiter beteiligt. Nach Schätzungen des Deutschen Aktieninstituts hielten 2014 etwa 800.000 Mitarbeiter Belegschaftsaktien. In Frankreich gab es dagegen 3,3 Mio. und in Großbritannien 2,2 Mio. Belegschaftsaktionäre.Vor fünf Jahren hat die Bauunternehmung Krieger und Schramm damit begonnen, ihre Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen. Seit drei Jahren kann sich jeder Beschäftigte darüber hinaus auch am Unternehmen direkt beteiligen. Fast alle machen mit. 

Ähnlich sieht es bei den nicht-börsennotierten Unternehmen aus. „Wir schätzen, dass etwas mehr als eine Million Arbeitnehmer in Form von Genussrechten oder stillen Beteiligungen am Unternehmen beteiligt sind“, sagt Dr. Heinrich Beyer, Geschäftsführer des Bundesverbands Mitarbeiterbeteiligung. Das hat zum einen mit einer hierzulande noch wenig ausgeprägten Aktienkultur zu tun, bei der ein Mitarbeiter es wertschätzt, an seinem Unternehmen beteiligt zu sein.

Mehr staatliche Förderung erwünscht

Das hat auch mit der staatlichen Förderung zu tun. Der Staat fördert vor allem die traditionellen Produkte der betrieblichen Altersvorsorge und eben nicht Unternehmensbeteiligungen. „Gerade in einem Niedrigzinsumfeld, wo über lebensversicherungsrechtliche Lösungen nur noch eine sehr geringe Rendite erwirkt wird, ist die einseitige Förderung dieser niedrig verzinsten Anlagen schade. Die hochrentierlichen Anlagen der Belegschaftsaktien und der stillen Beteiligung werden benachteiligt“, sagt Beyer. Den Renditeunterschied veranschlagt er auf fünf bis sieben Prozent.

Im ersten Jahr haben rund 20 Prozent der Belegschaft von Krieger und Schramm am Beteiligungsprogramm teilgenommen. Im zweiten waren es 50, und im dritten sind mittlerweile 80 Prozent der Mitarbeiter auch am Unternehmen beteiligt. Das ist eine ungewöhnlich hohe Quote, denn diese Art des Vermögensaufbaus ist schließlich nicht ohne Risiko. Und das schreckt Mitarbeiter ab, die ihr Geld üblicherweise auf ein Sparbuch legen. Auch gilt die Baubranche vielen nicht unbedingt als krisenfest. „Wir haben eine starke Bonität. Unsere Ausfallquote liegt deutlich unter einem halben Prozent. Das ist sehr ungewöhnlich für eine Bauunternehmung“, sagt Krieger. Ein Risiko kann man nicht bestreiten, Aktienkurse können fallen, und mittelständische Unternehmen können insolvent werden. Dann sind auch stille Beteiligungen oder Genussrechtskapital betroffen. „Im Bereich Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist uns da aber nicht ein Fall bekannt“, sagt Beyer.Vor fünf Jahren hat die Bauunternehmung Krieger und Schramm damit begonnen, ihre Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen. Seit drei Jahren kann sich jeder Beschäftigte darüber hinaus auch am Unternehmen direkt beteiligen. Fast alle machen mit. 

„Wir spüren den Fachkräftemangel deutlich“

Interview mit Matthias Krieger, Geschäftsführender Gesellschafter der Krieger und Schramm GmbH & Co. KG

(© Krieger + Schramm GmbH & Co. KG)

Unternehmeredition: Welche Rolle spielt die Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg bei der Suche nach Fachkräften?
Krieger:
Unsere Beteiligungsmöglichkeiten sind Teil eines viel größeren Pakets. In diesem Mitarbeiterbegeisterungsprogramm geht es um Gesundheitsprämien, Kindergartenzuschüsse, mögliche Heimarbeit, aber auch um Karrieremöglichkeiten und vieles mehr. Dieses Programm macht uns zu einem attraktiven Arbeitgeber. Das ist wichtig, denn wir spüren den Fachkräftemangel deutlich, vor allem bei Maurern und Bauingenieuren.

Brauchen Sie das Geld Ihrer Mitarbeiter?
Ich brauche das Geld nicht. Unter diesem Gesichtspunkt wäre die Mitarbeiterkapitalbeteiligung für mich ein sehr schlechtes Investment, denn es ist viel Aufwand für relativ wenig Kapital. Sinn macht es für mich, weil ich in die Einstellung der Mitarbeiter investiere. Ich bin überzeugt, das Unternehmen bekommt am Ende mehr heraus, als es investiert.

Wie können Sie das messen?
Eine Kennzahl ist der Krankenstand. Der liegt bei uns bei zwei Prozent. Das ist deutlich weniger als die fünf bis sechs Prozent im Bundesdurchschnitt. Bei uns gibt es keine Montagsblaumacher und auch keine faulen Mitarbeiter, die lieber abends schwarzarbeiten.

Dann ist die Fluktuation niedrig?
Wir haben mehrere Auszeichnungen als bester Arbeitgeber erhalten, zum Beispiel von der Universität St. Gallen in der Kategorie bis 99 Mitarbeiter oder von der TU München als bestes Bauunternehmen Deutschlands. Manchmal kommen deshalb Leute, die denken, bei uns sei das Schlaraffenland und sie brauchten nichts zu tun. Wenn die dann merken, dass man sehr wohl arbeiten muss, sind sie schnell wieder weg. Aber die anderen, die bleiben in der Regel lange bei uns.

Kurzprofil Krieger + Schramm GmbH & Co.

 Gründungsjahr 1992
 Branche Bau
 Unternehmenssitz  Dingelstädt in Thüringen
 Umsatz 2014  25 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl 75

www.krieger-schramm.de

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