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Mit Volldampf auf Wachstumskurs

Der Kurbelwellenhersteller Feuer powertrain hat sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt zu einem europäischen Marktführer entwickelt. Eine maßgeschneiderte Finanzierung unterstützt nun den Ausbau der Kapazitäten und den Aufbau des ersten Auslandsstandorts in den USA.

Scheinwerfer an: Krisensitzung bei einem imaginären Automobilhersteller. Die Nachfrage übertrifft alle Erwartungen, doch die vorhandenen Kapazitäten reichen nicht aus. Was tun? Der CEO sieht in die Runde und mit ihm die Kamera. Zusätzliche Fertigungsanlagen? Mehr Lagerhallen? Zu spät, wäre alles frühestens in zwei Jahren fertig. Dann kommt der rettende Vorschlag: Warum rufen wir nicht bei Feuer powertrain an?

Der Imagefilm des Kurbelwellenherstellers bringt die Stärken des Zulieferers aus Thüringen exakt auf den Punkt. „Wenn Kunden eine akute Kapazitätsunterdeckung haben, kommen sie zu uns“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Bernd Gulden. Die Nordhäuser gewinnen kontinuierlich Marktanteile und profitieren zudem vom Trend zum Outsourcing. Noch stellen die OEMs in Europa den Großteil der für ihre Motoren benötigten Kurbelwellen selbst her. Nur 5% der Marktproduktion werden ausgelagert – da winkt noch reichlich Potenzial für Feuer powertrain.

Namhafte Kunden aus aller Welt

Schnelles Wachstum war für das nach dem Firmengründer und Mehrheitsgesellschafter Dieter Feuer benannte Unternehmen von Beginn an Teil des Geschäftsmodells. Der Newcomer entwickelte sich zu einem führenden europäischen Anbieter in seiner Branche und konnte sich an den internationalen Märkten von Asien bis Südafrika erfolgreich positionieren. „Wir haben auch nach dem Konjunkturtief 2009 schnell wieder viele Neuprojekte gewonnen, die uns erneut zu Wachstumsraten von durchschnittlich 30% pro Jahr verholfen haben“, sagt Gulden. Zu den langjährigen Abnehmern von Feuer powertrain gehören klangvolle Namen wie Chrysler, GM und die Volkswagengruppe, zu denen sich in jüngster Zeit BMW, Ferrari und Jaguar Landrover gesellt haben. Auch MTU und MAN, der Landmaschinenproduzent AGCO und der US-Dieselmotorenhersteller Cummins ordern ihre Kurbelwellen in Nordhausen.

Maßgeschneiderter Club Deal

Mit seinen hochautomatisierten Fertigungslinien in fünf Werken samt großem Logistikzentrum kann das Unternehmen extrem flexibel reagieren. Ebenso wichtig ist die Bewegungsfreiheit bei der Finanzierung. Mit Blick auf den Ausbau der Fertigungskapazitäten am Stammsitz und die Errichtung eines Standorts in den USA wurde deshalb nun die Finanzierungsstruktur erweitert und neu aufgestellt. Unterstützung holte sich das Management dafür bei der Argonas Corporate Finance GmbH, deren Team das Unternehmen bereits seit 2010 begleitet. „Wesentliche Säule der Finanzierung sollte ein Club Deal unter Einbeziehung jener Banken sein, die dem Unternehmen bereits 2011 einen Konsortialkredit für das Wachstum zur Verfügung gestellt hatten“, erläutert Argonas-Geschäftsführer Christian Berkhoff. Neben dem langjährigen Begleiter Commerzbank und dem zweiten Arrangeur HSH Nordbank gehören diesem Konsortium die Nord/LB sowie die Postbank an. Aufgrund der energieeffizienten Wirkung der geplanten Investitionen konnte ergänzend die KfW als weiterer Partner gewonnen werden. Damit gestaltete sich vor allem die Refinanzierung des Konsortiums deutlich günstiger. Diese Bankengruppe erhöhte das Konsortialvolumen nun auf 126 Mio. EUR, wobei die Investitionen und das künftige Working Capital in den USA explizit Berücksichtigung fanden.

Langfristige Komponente

In den Club Deal gingen neben den alten Konsortialtranchen auch bisher bilateral gewährte Bankkredite vollständig auf. Zur neuen Kreditfazilität gehört zudem eine als Borrowing Base ausgestaltete Betriebsmittellinie, deren Rahmen direkt an das Working Capital an beiden Standorten gekoppelt ist.

„Eng abgestimmt auf den Club Deal wollten wir darüber hinaus eine langfristige, über die Laufzeit eines Bankkredits hinausgehende Komponente integrieren“, sagt Berkhoff. Die Lösung fand sich in einem Private Placement mit der Pricoa Capital Group. Die Tochter des US-Versicherungskonzerns Prudential Financial Inc. stellte eine endfällige Tranche in Höhe von 20 Mio. EUR mit sieben Jahren Laufzeit bereit.

Kurzprofil Feuer powertrain GmbH & Co. KG

Gründungsjahr: 2002

Branche: Automobilzulieferer

Unternehmenssitz: Nordhausen

Umsatz 2013: 112 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: 550

www.feuer-pt.de„Wir haben bei unseren Finanzierungspartnern Vertrauen geschaffen“

Interview mit Bernd Gulden, Geschäftsführender Gesellschafter, Feuer Powertrain GmbH & Co. KG

Sie haben bei Ihrer aktuellen Wachstumsfinanzierung viel Wert auf die von Pricoa Capital bereitgestellte langfristige Komponente gelegt. Warum ist die so wichtig?

Dank dieser endfälligen Tranche ohne laufende Tilgung können wir das Wachstum noch stärker aus unserem eigenen Cashflow finanzieren. Generell stehen bei einem solch langfristigen Instrument seltener neue Verhandlungen an als beim Bankkredit. Das unterstützt unseren nachhaltigen Wachstumskurs und spart nicht nur Fees. Es reduziert auch die Notwendigkeit, mit entsprechendem Managementaufwand für jeden Einzelschritt Finanzierungsgespräche führen zu müssen.

Das ist Ihnen ja allerdings bisher immer gut gelungen.

Ja, und das war auch wichtig. Wir konnten damit bei den Banken, die gerade den Konsortialkredit aufgestockt haben, Vertrauen schaffen. Wir haben selbst sehr ambitionierte Businesspläne immer wieder eingehalten. Übrigens kannten uns die Ansprechpartner bei Pricoa ebenfalls aus früheren Gesprächen und sie konnten auf Basis der damaligen Unterlagen nun erkennen, dass wir unsere Pläne umsetzen. Bei der Auswahl der richtigen Ansprechpartner und Instrumente sowie als fachlicher Begleiter bei den Gesprächen war für uns aber auch die Expertise von Argonas Corporate Finance eine wertvolle Hilfe.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem neuen Standort USA?

Wir haben an unserem Stammsitz gezeigt, wie man eine erfolgreiche Fertigung aufbaut, und dieses Konzept rollen wir jetzt in den USA aus. Dort stoßen wir auf ein besonders günstiges Wettbewerbsumfeld. Als wir 2003 angefangen haben, gab es in Europa zwölf Kurbelwellenhersteller von Bedeutung. Jetzt sind es neben uns nur noch sechs und in den USA treffen wir sogar nur noch auf drei Wettbewerber – wobei der Markt genauso groß ist wie in Europa. Nordamerika dürfte ebenso wie Asien bis zum Jahr 2016 für etwa ein Fünftel unserer Exporte stehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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