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Neue Innovationskraft für alte Stärke

Der Medizingerätehersteller Wisap Medical Technology GmbH gehört seit rund zwei Jahren zum Beteiligungsportfolio der Blue Cap AG. Mit deren Unterstützung und einem neuen Geschäftsführer hat sich das Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentriert und kehrt zu alter Innovationsstärke zurück.

Manchmal scheitern Übergaben: Als der langjährige Geschäftsführer Prof. Semm im Jahr 2005 verstorben war, konnten dessen Erben das früher unter Wisap Gesellschaft für wissenschaftlichen Apparatebau GmbH firmierende Unternehmen nicht mehr so erfolgreich fortführen. „Fehler in Geschäftsführung und Strategie führten dazu, dass das Unternehmen Markttrends verpasste und seine Innovationskraft ohne Prof. Semm nachließ“, erklärt Dr. Hannspeter Schubert, Vorstand der Blue Cap AG.

 Volle Übernahme per Asset Deal

Nach der Übernahme durch die Blue Cap AG im Jahr 2012 gelang es, den Turnaround durch neue Zertifizierungen, die Konsolidierung des weltweiten Kundenstamms und Neuentwicklungen zu schaffen und das Traditionsunternehmen auf Wachstumskurs zu bringen. Die Aufnahme in eine rechtlich-formell neugegründete Gesellschaft erfolgte im Juli 2012. Zuvor war für das alte Unternehmen – noch unter der Ägide der alten und durch die Beteiligung zweier ausländischer Unternehmen sehr komplizierten Gesellschafterstruktur – Insolvenz angemeldet worden. Eine schnelle Lösung war gefragt. „Mit dem kompetenten Insolvenzverwalter, dem klar war, dass man nicht viel Zeit verlieren durfte, wurden wir binnen recht kurzer Zeit über die Fortführung des Unternehmens einig“, erzählt Schubert. Im Laufe des Insolvenzverfahrens konnte die alte Gesellschafterstruktur bereinigt und dann im Zuge eines zu 100% eigenkapitalfinanzierten Asset Deals die volle Übernahme in einer neuen Gesellschaft mit allen 20 Mitarbeitern vollzogen werden.Neue Zertifizierungen und Zulassungen

Das Management wurde ausgetauscht. Stephan Hilgers, der seit Mitte 2012 bereits dazu beigetragen hatte, den Vertrieb auszubauen, übernahm die Geschäftsführung. Er kommt aus dem Bereich der medizinischen Entwicklung und war bereits Projektleiter bei mehreren Medtech-Unternehmen und OEM-Entwicklern. Zu den ersten Maßnahmen zählte die „Rezertifizierung“ des Unternehmens. Für das Qualitätsmanagement-System sowie für jedes Gerätmussten alle Zertifizierungen und Zulassungen neu beantragt und erlangt werden. „In diesem Rahmen haben wir dann auch das Produktportfolio bereinigt – die Cash Cows von den anderen, wenig wertschöpfenden Produkten getrennt und alles, was wir nicht zum Kerngeschäft zählten, erst einmal zurückgestellt“, erzählt Hilgers.

Der Nischenanbieter stellt Instrumente und Geräte für die minimal-invasive Chirurgie und Diagnostik her. Die sehr kleinen Werkzeuge bzw. Operationshilfen sowie eine Minikameratechnik werden insbesondere für Operationen im Bauchraum verwendet, wobei dann eine sehr kleine Öffnung für den Eingriff ausreicht. Wisap bewegt sich hier in einem sehr innovativen Markt.

Technikeinsatz auch in anderen Bereichen

Die Startphase war nicht einfach. Denn um die Kunden nicht zu verlieren, mussten diese weiterhin beliefert werden. Und bei den meisten, wie etwa Krankenhäusern, gibt es einen permanenten Bedarf an neuem Verbrauchsmaterial. Mittlerweile hat Wisap sein Produktportfolio in mehreren Schritten ergänzt. Schubert: „Wir haben viel dafür investiert. Erstens leisten wir dem Trend zu immer mehr Einwegprodukten Folge. Zweitens besteht eine hohe Nachfrage aus China. Wir bearbeiten den Markt dort jetzt stark.“ Außerdem will Wisap sich mit der minimal-invasiven Technik künftig nicht mehr auf den Bauchraum beschränken, sondern diese auch auf andere Bereiche wie etwa die Koloskopie (Darmspiegelung) erweitern.Der Medizingerätehersteller Wisap Medical Technology GmbH gehört seit rund zwei Jahren zum Beteiligungsportfolio der Blue Cap AG. Mit deren Unterstützung und einem neuen Geschäftsführer hat sich das Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentriert und kehrt zu alter Innovationsstärke zurück.

„Wir können mit Schnelligkeit und Flexibilität bestehen“

Interview mit Stephan Hilgers, Geschäftsführer der Wisap Medical Technology GmbH

 

Unternehmeredition: Was war Ihr erster Eindruck vom Unternehmen?

Stephan Hilgers, Geschäftsführer Wisap Medical Technology GmbH

Hilgers: Mein erster Eindruck bei Wisap war, dass das Unternehmen zwar von starker Hand geführt wurde, die alte Geschäftsführung allerdings über mehrere Jahre mit ihren Strukturen den Anschluss im Markt offenbar verpasst hatte. Solch ein Unternehmen muss eigentlich kontinuierlich mit Innovationen weiterentwickelt werden. Professor Semm, der frühere Innovator, hatte gefehlt – und das spürte man.

Was waren die größten Herausforderungen, was haben Sie auf den Weg gebracht?

Zum einen die Rezertifizierung des QM-Systems und aller Geräte. Außerdem mussten wir nach der Kündigung des langjährigen Standorts in Sauerlach südlich von München auch noch in kürzester Zeit einen Umzug bewerkstelligen. Im Jahr 2013 verlagerten wir den Firmensitz ins etwa 15 km entfernte Hofolding in eigene Betriebsräume. Dabei konnten wir die Produktion verschlanken und die Fertigungstiefe verringern. Wir konzentrierten uns auf zwei Hauptziele: Uns wieder auf unsere Kernbereiche zu spezialisieren und das Produktportfolio von ca. 1.500 auf nur noch rund 900 Produkte zu reduzieren. Wir haben Wisap wieder auf das Kerngeschäft konzentriert, damit man die Marke wieder klarer im Markt erkennt – als innovatives Unternehmen mit starkem Know-how.

Wie sieht Ihr Markt bzw. Ihre Wettbewerbssituation aus?

Wir haben sehr große Wettbewerber – etwa Siemens, Olympus sowie Storz Endoskope. Unsere großen Konkurrenten haben uns gar nicht auf dem Radarschirm, da wir so klein sind. Es ist ein globaler, sehr kompetitiver Markt, auf dem wir mit unserer Traditionsmarke mit hohem Wiedererkennungswert sowie mit Schnelligkeit und Flexibilität bestehen können. Als kleiner Player können wir schnell in gewisse Nischen reingehen und uns auf neue Produkte konzentrieren. Wir haben wesentlich kürzere Entscheidungswege als ein Konzern wie Olympus oder Siemens. Insgesamt beliefern wir rund 30 Länder, da bestehen viele lange gewachsene Strukturen – und ich habe da ein sehr gutes Netzwerk vorgefunden. Die Kunden kommen etwa zu jeweils einem Drittel aus Deutschland, aus der übrigen Europäischen Union und von außerhalb der EU. Einen Direktvertrieb haben wir nur in Deutschland. In anderen Ländern arbeiten wir jeweils mit einem Exklusivvertrieb. Die Endkunden sind vor allem Krankenhäuser und Gynäkologie-Praxen.Unternehmeredition: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Kurzprofil: Wisap Medical Technology GmbH

Gründungsjahr: 1959

Branche: Medizintechnik

Unternehmenssitz: Hofolding (Bayern)

Umsatz 2013: ca. 4 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: ca. 20

www.wisap.de

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