Mit Konsortialkredit auf Wachstumskurs

„Wir wollten eine krisensichere Finanzierung“
Interview mit Karl Haeusgen, Vorstand, Hawe Hydraulik SE

Unternehmeredition: Wie haben Sie die Krise gemeistert, und wie ist die aktuelle Geschäftsentwicklung?
Haeusgen: 2009 war eine sehr ernste Situation für uns. In wenigen Monaten ist der Auftragseingang um ca. 40% zurückgegangen. Auf Kostenseite mussten wir alle Möglichkeiten auszuschöpfen bis hin zur Freisetzung von Mitarbeitern. Das hatte es in der Geschichte von Hawe noch nicht gegeben. Die Liquiditätsverhandlungen mit den Banken waren aber auch dramatisch. Mit einer Mischung aus Strategie und Glück waren wir in Märkten positioniert, die relativ schnell aus der Krise herausgekommen sind, sodass wir bereits 2011 unseren bisherigen Umsatzrekord von 2008 eingestellt haben. Für dieses Jahr gehen wir von einem Wachstum zwischen 6% und 12% aus.

Unternehmeredition: Wie haben Sie Ihr Finanzierungskonzept neu strukturiert?
Haeusgen: Die wesentliche Lehre aus der Krise und der damaligen Situation mit den Banken war, dass wir eine krisensichere Finanzierung wollten, die uns auch im Falle einer Abwärtsbewegung weniger angreifbar macht und durch den Konjunkturzyklus hindurch stabil ist. Darum haben wir mit einem Bankenkonsortium eine Finanzierung aufgelegt, die sämtliche Fristigkeiten umfasst. Das Neue ist, dass wir nicht mehr mit den einzelnen Banken bilateral verhandeln, sondern mit den zwei MLA’s (Mandate Lead Arrangers). Ein weiterer Finanzierungsbaustein ist Mezzanine in Höhe von ca. 5 Mio. EUR in Form einer stillen Beteiligung der BayBG sowie Genussscheine der BayernMezzanine in Höhe von 7 Mio. EUR. Zudem haben wir eine vernünftige Ertragskraft.

Unternehmeredition: Was wird über den Konsortialkredit finanziert?
Haeusgen: Das Gesamtvolumen von 150 Mio. EUR ist aufgeteilt in drei Tranchen. In den Aufbau des neuen Produktionsstandortes in Kaufbeuren, den langfristigen Bereich, fließen 70 Mio. EUR aus dem KfW-Förderkredit. Die Gesamtinvestition inklusive Grundstückserwerb beträgt 100 Mio. EUR. Die Differenz wird mit Eigenkapital finanziert. Für den mittelfristigen Bereich sind 20 Mio. EUR mit einer klassischen Darlehensstruktur mit ca. fünf bis sieben Jahren Laufzeit vorgesehen. Für den Betriebsmittelbereich stehen insgesamt 60 Mio. EUR zur Verfügung. Hier wurden die Kreditlinien in das neue Produkt Borrowing Base überführt, mit dem Vorteil, dass es keine zeitlich kurz begrenzten Linien sind, sondern die Mittel für fünf Jahre zur Verfügung stehen.

Unternehmeredition: Wie ist Ihre Wachstumsstrategie, und welche Bedeutung hat der neue Produktionsstandort hierfür?
Haeusgen: Durch das neue Werk werden wir deutlich mehr Produktionskapazitäten haben als heute und zudem Lücken in der Wertschöpfungskette schließen. Strukturell werden wir in diesem Werk aus verschiedenen anderen Standorten die gesamte Wertschöpfung für unsere bedeutendste Produktgruppe, die Mobilhydraulik, zusammenfassen. Das ist für uns regional und branchenspezifisch ein sehr starker Wachstumsbereich. Regional sehen wir vor allem in Nordamerika und Asien hohes Wachstumspotenzial. Wachstumsbranchen sind für uns die Bereiche Baumaschinen, Landwirtschaftsmaschinen, Maschinen zur Ressourcenerschließung sowie der Markt der erneuerbaren Energien.

Unternehmeredition: Herr Haeusgen, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Johannes Herbert
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Hawe Hydraulik SE
Gründungsjahr: 1949
Branche: Hydraulikhersteller
Unternehmenssitz: München
Mitarbeiterzahl: 2.100
Umsatz 2011: 310 Mio. EUR
Internet: www.hawe.de

Autorenprofil

Johannes Herbert ist Autor der GoingPublic Redaktion.

1
2
Vorheriger ArtikelWachstum mit Mezzanine und Konsortialkredit
Nächster ArtikelErfolgreiche Nachfolgeregelung mit Private Equity