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“Mit dem Generationswechsel steigt die Offenheit für Private Equity”

Die Henkelhausen-Gruppe ist Spezialist für Antriebstechnik und Notstromanlagenbau. Die Produktpalette umfasst u.a. Motoren für Loks, Schiffe, Baumaschinen und Bohrgeräte. Henkelhausen ist Vertragshändler für Dieselmotoren von Deutz sowie für Diesel- und Gasmotoren von MWM. Seit sieben Jahren ist die Hannover Finanz Gruppe an dem Unternehmen beteiligt. Im Interview spricht der Henkelhausen-Geschäftsführer Lutz Goebel über den Eigentümerwechsel und seine Erfahrungen mit Private Equity.

Unternehmeredition: Herr Goebel, wie sind Sie mit der Firma Henkelhausen durch die Krise gekommen – und wie sieht die Lage heute aus?
Goebel: Im vergangenen Jahr mussten wir Umsatzeinbußen von 17% und einen Gewinnrückgang von 22% verkraften. Einige Geschäftsbereiche wie beispielsweise “Marine” sind stärker eingebrochen. Das ist natürlich nicht erfreulich, aber insgesamt sind wir vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Die Zahl der Mitarbeiter konnten wir bei 240 stabil halten. Im laufenden Jahr geht es wieder aufwärts, auch wenn wir das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreichen. Wir rechnen mit 62 bis 63 Mio. EUR Umsatz bei konstanter Belegschaft und steigender Ertragskraft, die im ersten Halbjahr bereits über Plan lag. Finanziell stehen wir gut da: Wir haben in der Gruppe eine konsolidierte Eigenkapitalquote von 54%, unsere Verschuldung liegt saldiert bei Null.

Unternehmeredition: Sie sind seit 1998 Geschäftsführer von Henkelhausen. Welche unternehmerischen Erfahrungen hatten Sie vorher gemacht?
Goebel: Ich komme aus einem alten Familienunternehmen und war danach als Unternehmensberater tätig. Nach einigen Jahren wollte ich aber wieder unmittelbar unternehmerisch tätig werden. Ende 1998 kam ich über ein Management Buy-in (MBI) zu Henkelhausen. Durch mein Netzwerk hatte ich Kontakt zu einigen M&A-Beratern und Private Equity-Häusern. Die Beteiligungsgesellschaft Alpinvest B.V. hatte Interesse an einer Übernahme von Henkelhausen, und so kam das MBI zustande – Alpinvest übernahm 60% und ich 40% der Anteile.Unternehmeredition: Wie kam es später zum Eigentümerwechsel von Alpinvest zu Hannover Finanz?
Goebel: Es war ein reiner Secondary Buy-out. Alpinvest wurde von einer größeren niederländischen Beteiligungsgesellschaft übernommen, welche die Henkelhausen-Beteiligung nicht weiterführen wollte. Ein Verkauf gestaltete sich aber nicht einfach in der Zeit 2002 und 2003, denn die Börsenkrise hatte Investitionsklima und Bewertungsniveau deutlich verschlechtert. Schließlich fanden wir 2003 mit Hannover Finanz einen geeigneten Investor. Aus heutiger Sicht war es für ihn ein echtes Schnäppchen, denn das Unternehmen hat sich seither ziemlich dynamisch entwickelt. Bis zum Jahr 2008 wurde der Umsatz fast verdoppelt – von 36 Mio. EUR 2003 auf rund 70 Mio. EUR, bevor er 2009 krisenbedingt auf 58 Mio. EUR sank. Beim Ertrag lief es seit 2003 ebenfalls sehr gut. Die Hannover Finanz Gruppe ist ein verlässlicher Partner mit einem sehr differenzierten Verständnis für die unterschiedlichen Industrien und deren Bedürfnisse.

Unternehmeredition: Wie sind die Anteilsverhältnisse heute?
Goebel: Zusammen mit meiner Frau halte ich – über die zwischenzeitlich gegründete Felix GLP Beteiligungs-GmbH – 55% der Anteile an der Henkelhausen Gruppe, während die Hannover Finanz Gruppe mit 45% beteiligt ist. Am Anfang hatte Hannover Finanz 49% übernommen, meine Frau und ich 51%. Das Verhältnis hat sich durch Wirksamwerden eines Equity Kickers auf 45 zu 55 verschoben.

Unternehmeredition: Wie ist die Zusammenarbeit mit den Private Equity-Häusern bisher gelaufen? Fühlen Sie sich nicht zu sehr eingeengt in Ihren unternehmerischen Entscheidungen?
Goebel: Wenn Sie operativ erfolgreich sind, lassen die Private Equity-Manager Sie weitgehend in Ruhe. In schwierigen Zeiten gibt es dagegen mehr Abstimmungs- und Entscheidungsbedarf. Wichtig ist aber generell, dass man auf die Kontinuität der Gesprächspartner auf der PE-Seite achten sollte. Bei Alpinvest wechselte der Ansprechpartner mehrmals innerhalb relativ kurzer Zeit. Das ist bei Hannover Finanz anders – es immer noch der gleiche, der die Transaktion über die Bühne gebracht hat. Und die Zusammenarbeit ist sehr angenehm.

Unternehmeredition: Wie wirkt sich die Beteiligung bzw. die Mitsprache durch einen Finanzinvestor auf das Unternehmensmanagement aus Ihrer Sicht aus?
Goebel: Es stärkt die Selbstdisziplin: Man achtet noch stärker darauf, dass die Zahlen in Ordnung sind, dass das Reporting gut ist. Und bei Empfehlungen bzw. Anträgen, die man auf Beiratssitzungen einbringt, macht man sich noch stärker Gedanken darüber, was das Unternehmen wirklich nach vorne bringen kann. Ein guter Finanzinvestor ist auch ein guter Sparringspartner für strategische Überlegungen wie beispielsweise über eine Akquisition oder die Gründung eines Joint Ventures und in diesem Zusammenhang auch über die richtigen Strukturen für das Unternehmen. Wir haben einen sehr kompetent besetzten Beirat, um solche Projekte und Strategien dort zu besprechen. Auch in Fragen der Finanzierung und Bilanzierung habe ich in Hannover Finanz einen wichtigen Ansprechpartner. Ich hatte dabei auch Glück, denn die Private Equity-Welt ist nicht einheitlich, die Akteure sind verschieden. Die Hannover Finanz Gruppe ist dafür bekannt, dass sie einen konservativen Ansatz in der Finanzierung verfolgt. Die Transaktionen haben seit jeher keinen hohen Leverage. Oder anders ausgedrückt: Man fährt da keinen heißen Reifen.

Unternehmeredition: Hatten Sie die Beteiligungsgesellschaft damals selbst in die engere Wahl gezogen?
Goebel: Ja, ich hatte die Hannover Finanz bei einem früheren M&A-Projekt bereits einmal eingeschaltet und so genauer kennengelernt. Dort war seinerzeit auch Herr Götzen vier Jahre lang tätig, der inzwischen für die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte arbeitet, die uns bei ihrem jährlich ausgeschriebenen Preis für den Mittelstand – dem Axia Award für vorbildliche Mitarbeiterführung und -entwicklung – in der engeren Jury-Auswahl hatte.

Unternehmeredition: Sie sind Vizepräsident des Verbandes “Die Familienunternehmer – ASU”. Wie ist aus Ihrer Sicht die Einstellung insgesamt von Familienunternehmern zu Beteiligungskapital? Hat sich dies im Laufe der letzten drei, vier Jahre geändert?
Goebel: Es gab und gibt immer noch etliche Vorbehalte, zum Teil auch aus mangelndem Wissen – aber mit dem Generationenwechsel zu jüngeren Unternehmern steigt eindeutig die Offenheit für Private Equity. Zudem zwingen ja die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise die Unternehmer, neue Wege zu gehen.

Unternehmeredition: Herr Goebel, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Bernd Frank.
redaktion@unternehmeredition.de


Zur Person: Lutz Goebel
Dipl.-Ing. Lutz Goebel ist seit knapp zwölf Jahren geschäftsführender Gesellschafter der Henkelhausen GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit rund 240 Mitarbeitern hat seinen Sitz in Krefeld und erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 58 Mio. EUR. Goebel ist außerdem Vizepräsident im Verband “Die Familienunter – ASU”. Henkelhausen war einer der Mitbewerber um den nordrhein-westfälischen “Axia Award 2009” der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. www.henkelhausen.de, www.deloitte.com

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